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Gemeinsam für Frankreich

 
     
 
Aus der Traum von der ehernen deutsch-französischen Achse? Es ist erst Monate her, da sinnierten französische Leitmedien offen und detailliert über die Perspektive eines deutsch-französischen Doppelstaates. Befeuert wurde die Euphorie vom gemeinsamen Vorgehen und diplomatischen Standhalten beider Mächte im Irak-Konflikt.

Die Zeit der großen Reden und dramatischen Auftritt
e vor dem UN-Sicherheitsrat ist vorbei. Mit ihnen scheinen sich auch die Visionen verflüchtigt zu haben. Schlimmer: Die deutsche Seite hat sogar Grund zu der Annahme, von Frankreich aufs Kreuz gelegt worden zu sein.

Als der viel kleinere Sanofi-Konzern den deutsch-französischen Pharma-Riesen Aventis (1999 hervorgegangen aus der Hoechst AG und Rhone-Poulenc) schluckte, schien klar, daß hier der französische Staat wettbewerbsverzerrend Hilfestellung geleistet hatte. Doch die Verärgerung darüber vermochte Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac gegenüber Gerhard Schröder mit dem Übereinkommen zu besänftigen, künftig gemeinsam auf die Schaffung übernationaler europäischer Champions zu setzen, statt nur nationale Interessen zu verfolgen. Sollte heißen: Jetzt hat einmal ein französischer Konzern einen (halb-)deutschen geschluckt, Paris hat aber nichts dagegen, wenn es bei nächster Gelegenheit andersherum läuft und die Deutschen die Führung bekommen.

Die Überprüfung des Präsidentenworts sollte bald folgen. Der französische Technologie-Gigant Alstom ist allein kaum noch überlebensfähig. Siemens meldete Interesse an, bei Alstom einzusteigen. Vor allem Alstoms Hochgeschwindigkeitszug TGV erregte die Aufmerksamkeit der Münchener, die mit dem ICE in dieser Technologie zu Hause sind.

Just in diesem Moment verhinderte der französische Wirtschafts- und Finanzminister Nicolas Sarkozy den Einstieg der Deutschen. Ausgerechnet DGB-Chef Michael Sommer, sonst eher mit harscher Kritik an Siemens aufgefallen, bringt den deutschen Unmut auf den Punkt: "Es darf keine Gesetzmäßigkeit werden, daß jedesmal allein Frankreich seine Interessen durchsetzt." Die Regel der französischen Industriepolitik gegenüber Deutschland scheint zu lauten: gemeinsame Großkonzerne ja - aber nur, solange Franzosen die Führung haben.

Sarkozy ist vom Ehrgeiz getrieben, Chiracs Nachfolger im Präsidentenamt zu werden. Damit säße ein Mann im Elysée-Palast, für den die Beschwörung der deutsch-französischen Zusammenarbeit wohlfeiles Gewäsch ist, um die Deutschen über den Tisch zu ziehen. Vielleicht ist er aber auch nur der Lehrmeister, den uns die Geschichte schickt, um uns mitzuteilen: Weder nach "Europa" noch in den "Westen", noch in eine verschwiemelte "Weltgemeinschaft" führt ein Weg, der die Verteidigung rein nationaler Interessen jemals überflüssig macht.

 

Die Deutschen abgewehrt: Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Nicolas Sarkozy nutzte alle seine Möglichkeiten, um den angeschlagenen französischen Konzern Alstom vor der drohenden Übernahme durch Siemens zu schützen. Aber nicht nur Siemens, sondern auch der deutsche Kanzler empfindet Sarkozys Doppelspiel als nicht akzeptabel, da Frankreich nach der Übernahme von Aventis durch Sanofi Deutschland Entgegenkommen versprochen hatte.

 
     
     
 
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