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Hält böse Geister fern

 
     
 
Das gestehe ich: Bis ich eine Verehrerin des auf der ganzen Welt geschätzten, von den meisten Genießern lukullischer Köstlichkeiten enthusiastisch gepriesenen Knoblauchs werde, muß noch geraume Zeit vergehen. Denn in der Lüneburger Heide, Heimat meiner bäuerlichen Vorfahren, ernährte man sich vorwiegend von dem, was auf heimatlicher Erde wuchs. Dazu gehörten Zwiebeln und Schalotten, nicht aber ihre anspruchsvollere, nährstoffreichen Boden und viel Wärme liebende Knob-lauch-Schwester. Und Sie kennen das sich über viele Jahrhunderte in deutschen Landen erhaltene Sprichwort: "Was der Bauer nicht kennt, das mag er nicht!"

Inzwischen wird aber behauptet, daß jeder dritte Deutsche regelmäßig Knoblauch ißt. Wir sind ja ein sehr reisefreudiges Volk geworden und lernfähig seit altersher. Und auch ich habe nicht mehr absolut etwas gegen dieses zwiebelige Gewürz, das aus der südländischen Küche nicht wegzudenken ist. Aber es soll für meinen Geschmack nicht dominant sein und sich auch gut mit Petersilie vertragen, die ihm den "verfluchten" Geruch nimmt, der durch den Atem und alle Poren der Haut den Knoblauchverzehr verrät.

Jetzt wird Knoblauch, das Liliengewächs, auch in meinem Garten gepflanzt, weil die Feldmäuse seine Umgebung meiden. Hin und wieder zerquetsche auch ich eine Knoblauchzehe, um dem Salat den rechten "Pfiff" zu geben.

Wissenschaftler streiten sich, wo die Heimat dieser Zwiebel sei, deren durchdringender Geruch sich erst entfaltet, wenn sich ihr Grundstoff (neben den ätherischen Ölen) Alliin, eine Schwefelverbindung, die den Knoblauch so aromatisch und heilkräftig macht, beim Zerdrücken der Zehe in das intensiv riechende Allicin verwandelt.

Da man durch Ausgrabungen vom Reich der Sumerer erfuhr, Zeugnisse ihrer bewundernswerten Kultur fand und ihre Keilschrift zu entziffern lernte, weiß man, daß im Zweistromland des Euphrat und Tigris
bereits 5000 Jahre vor der Zeitenwende der Knoblauch ein wichtiges Nahrungsmittel war. Sklaven der Sumerer, die die berühmten Tempel bauen mußten, aßen Knoblauch in großen Mengen. Auch im Tempel des ägyptischen Herrschers Tutenchamun wurde Knoblauch gefunden. Sollte diese verehrte Zwiebel böse Geister fernhalten?

Mystische Legenden umgeben das Heil- und Gewürzkraut, erzählen von seiner die Manneskraft stärkenden Wirkung. Nach einer alten islamischen Legende entsprang Knoblauch dem linken und die Zwiebel dem rechten Fußabdruck des Teufels, als dieser nach der Vertreibung aus dem Paradies die Erde betrat. Odysseus bediente sich des Knoblauchs, um die Zauberin Circe zu "bezirzen". Er zeugte mit ihr den Sohn Telegonos. Die Bibel berichtet vom

Knoblauch, der ein wesentliches Zubrot der in ägyptischer Knechtschaft arbeitenden Juden war, und die ihre Haut mit Knoblauchöl pflegten. Als das befreite Volk auf dem Zug durch die Wüste großen Hunger litt, jammerte es sehr und sehnte sich nach Brot und Knob-lauchöl (4. Moses 11,5). Der Zauberbann, der noch im Mittelalter die geheimnisvollen Zwiebeln umgab, daß man sie zum Schutz gegen böse Geister an die Wiegen der Säuglinge, als Talisman gegen Vampire und Verzauberung, aus Angst vor Taubheit, Lepra und Pest an Fenster und Türen hängte, ist mittlerweile gewichen.

Zum Trocknen werden die zu Zöpfen geflochtenen begehrten Zwiebeln in ihren herkömmlichen Anbaugebieten an warme Scheunen- und Hauswände gehängt, ehe man sie dann kühl und dunkel lagert. Denn hier weiß man auch sehr, sehr lange schon um die Heilkräfte dieser Gottesgabe.

Was in der Volksheilkunde überlieferte Erfahrung ist, hat die moderne Wissenschaft der Pharmakologie und Medizin bestätigt. Die Abwehrkräfte des menschlichen Körpers werden durch den Selengehalt des Knoblauchs gesteigert, denn Selen soll eine Reihe von Schadstoffen (Quecksilber, Cadmium) in unserem Körper entgiften können. Seine antibakterielle, antimykotische, lipidsenkende Wirkung ist ausreichend belegt und damit der Knoblauch (wissenschaftlicher Name: Allium sativum) als Heilkraut zur Unterstützung diätetischer Maßnahmen bei Erhöhung der Blutfettwerte und zur Vorbeugung altersbedingter Gefäßveränderungen anerkannt.

Die Volksmedizin wird empfohlen bei Schnupfen, Husten, Keuchhusten, Bronchitis, Erkrankungen des Magen- und Darmtraktes, Blähungen und bei krampfartigen Schmerzen, klimakterischen Beschwerden sowie Schwächezuständen; Knoblauchöl findet äußerlich Anwendung bei Hühneraugen, Warzen, Schwielen, Muskelschmerzen, Neuralgien, Arthritis und Ischias.

Man kann Knoblauchzehen immer noch nach altem überlieferten Rezept in Honig konservieren und davon ein- bis zweimal täglich eine Zehe verzehren, wenn man lange gesund bleiben und alt werden will. Nebenwirkungen sind durch den Knoblauchgenuß nicht zu befürchten, nur übermäßiger Verzehr kann durch die Wirkstoffe der Droge zu Magenbeschwerden und Ekzemen führen. Die zerkleinerte Droge und deren pharmakologische Zubereitung werden zum Einnehmen und zur äußeren Behandlung empfohlen. Weit verbreitet sind auch Knoblauchöl in Form eines Ölmazerats oder das Resultat der Wasserdestillation.
 
     
     
 
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