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Ihr Lied ging um die Welt

 
     
 
Als im April 1941 der Soldatensender Belgrad erstmals "Das Lied eines jungen Wachpostens" spielte, traf er den Zeitgeist. Die Sehnsucht der Soldaten zu ihren Familien nach zwei Jahren Krieg und Trennung wurde so unvergleichlich artikuliert. Als das Lied 1939 auf Schallplatte aufgenommen worden war, fand es gerade mal 700 Käufer, 1941 war das schon anders. Die Interpretin war eine gewisse Liese-Lotte Wilke, die sich 1939 den Künstlernamen Lale Andersen zugelegt hatte. Diese Wahl lag nahe, weil mit Zarah Leander und Kristina Söderbaum damals nordische Schauspieler in Deutschland sehr erfolgreich waren.

Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg erblickte am 23. März 1905 in Lehe bei Bremerhaven das Licht der Welt. Im Alter von 15 Jahren verließ sie die höhere Schule ohne Abschluß, um eine Kunstgewerbeschule zu besuchen. Ein Jahr später lernte sie den elf Jahre älteren Maler Paul Ernst Wilke kennen und lieben und heiratete ihn im folgenden Jahr. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Wilkes Bilder verkauften
sich gut und das Paar hatte genug Geld für ein sorgenfreies Leben.

Bald jedoch verließ Liese-Lotte Mann Kinder und zog nach Berlin, um Karriere zu machen. Sie verkehrte in "linken" Künstlerkreisen, aber auch bei Willi Schäffers "Kabarett der Komiker" am Kurfürstendamm versuchte sie Fuß zu fassen. Stets modisch und elegant gekleidet, bereitete es ihr sichtlich Freude, am Leben der "Schönen und Reichen" teilzuhaben.

1933 mußte Lales neuer Lebenspartner, der jüdische Komponist Rolf Liebermann, Neffe des preußischen Malers Max Liebermann, in die Schweiz flüchten, um sein Leben zu retten. Lale folgte ihm, fand aber dort kein Engagement als Künstlerin. Die schweizerische Polizei hatte sie auf dem "Kieker" ("zügellose Person"). Liebermann heiraten wollte sie nicht, so versuchte sie weiter in Deutschland als Künstlerin Karriere zu machen. Als Sängerin im Matrosenanzug hatte sie einigen Erfolg, aber der große Durchbruch gelang ihr weder als Schauspielerin noch als Sängerin. 1939 wirkte sie am Festabend der Aktion "Kraft durch Freude" und 1941 am Propagandastreifen GPU mit.

Im gleichen Jahr wurde sie durch "Lili Marleen" zum Symbol und Mythos. Auch bei den Briten wurde das Lied rasch populär. Wie andere Künstler auch wirkte Andersen bei der Betreuung der kämpfenden Truppe mit. Im April 1942 kommt es dabei zu einem folgenschweren Zwischenfall. Hans Hinkel, SS-Sturmführer, belästigt Lale Andersen in penetranter Weise. Die passende Antwort in Gestalt einer schallenden Ohrfeige folgt auf den Fuß. Hinkel fängt an, in der Vergangenheit der Sängerin zu wühlen, stößt auf die Liebschaft mit Liebermann und erreicht schließlich ein Auftrittsverbot für sie. Erst dadurch wird das Ganze zum Politikum. Die britische BBC meldet schließlich die Propagandalüge, sie sitze im Konzentrationslager. Schließlich darf Lale Andersen wieder singen und spielen.

Nach Kriegsende setzte sie ihre Karriere nahtlos fort. Zwar hatte sie auch mit anderen Liedern in der Nachkriegszeit Erfolg, aber letztlich war es einzig und allein das Lied vom Wachposten, mit dem sie internationalen Ruhm erntet. Lale Andersen hat nach Kriegsende versucht, den Eindruck zu erwecken, sie habe Widerstand gegen das Naziregime geleistet. Das scheint jedoch sehr fragwürdig. Immerhin kehrte sie 1933 nach Deutschland zurück, und ihre berühmte Warschauer Ohrfeige war kein Widerstand im politischen Sinne. Sie hat sehr couragiert gegen einen penetranten NS-Bonzen ihre Ehre verteidigt. Das war sehr mutig! - Am 29. August 1972 starb Lale Andersen in Wien. Ihr Grab liegt auf der Nordseeinsel Langeoog, auf der sie 1945 das Kriegsende erlebte.

 Lale Andersen: Durch "Lili Marleen" zum Symbol und Mythos geworden
 
     
     
 
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