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Im Fettnapf ist es doch am schönsten

 
     
 
Da hat Michael Naumann zielsicher den wunden Punkt getroffen. Anläßlich der Berlinal gab der Bonner Kulturstaatsminister der britischen "Sunday Times" einige bitter Wahrheiten über das Inselvolk zu Protokoll und löste nahezu hysterische Reaktionen aus.

Naumann hielt den Briten vor, "besessen" zu sein vom Zweiten Weltkrieg. I "nahezu grotesken" Darstellungen der Deutschen leben laut Naumann die Schablone von 1945 fort, als sei inzwischen nichts passiert. In der Tat: Was britische Medien be jeder Gelegenheit ihren deutschen Nachbarn entgegenpesten, paßt mit dem (waru eigentlich?) hierzulande noch immer gepflegten Bild vom "fairen" Engländer rei gar nicht zusammen.

Wie recht Naumann hier hat, bestätigten ihm die gescholtenen Britenblätter gleic selbst. So betitelte ihn die "Sunday Times" als "ersten deutschen Ministe für national
e Kultusfragen seit Joseph Goebbels", andere Publikationen tutete umgehend ins gleiche Horn. Wie Umfragen unter Briten belegen, nicht ohne Erfolg. Da Deutschlandbild vor allem der jungen  Inselbewohner ist von einer Finsterni sondergleichen getrübt.

Zu den wenigen besonnenen Stimmen unter Britanniens Medien zählte de "Guardian" und resümierte unheilschwanger: "Aber wir wollen uns an de Krieg erinnern – aus einem Grund, der uns beschämen sollte: Um im berauschende Bewahren einer nationalen Emotion das System erhalten zu können, das Krieg schon imme wahrscheinlich machte." Dieses Zitat sollten sich die deutschen Kommentatoren gu sichtbar an die Pinnwand heften, die den Vorfall als Eskapade einer Boulevardpress herunterspielen, die von den "grundvernünftigen" Briten ("FAZ") kau ernstgenommen werden dürfte. Wenn ein Volk gegen ein anderes so nachhaltig und dauerhaf aufgehetzt wird, dann ist das mehr als eine kleine Irritation.

Indessen wäre es guter Stil, sich bei dieser Gelegenheit an die eigene deutsche Nas zu fassen. Die Briten sind also "besessen" von Krieg und NS-Staat, soso! Der Ta jedoch, an dem sich deutsche Medien nicht in irgendeiner Weise auf diesen Komplex de Geschichte bezogen haben, der muß ebenfalls lange her sein. Krieg und Nationalsozialismu sind auf frivole Art unser täglicher Begleiter geworden, dauernd wird gemahnt un erinnert. So muß doch, auch und gerade im Ausland, der Eindruck entstehen, als sei de braune Ungeist so etwas wie der deutsche Normalzustand, den man nur mittels ständige Ermahnungen im Zaume halten kann.

Absurderweise legte Naumann selbst Zeugnis ab von eben dieser deutschen Besessenheit Im selben Interview wies er die Briten nämlich zurecht, sie hätten ein völlig falsches nämlich viel zu positives Bild von der Wehrmacht. Die sei ein "marschierende Schlachthaus" gewesen, eine "Tötungsmaschine". So sei auch der von de Briten geachtete General Rommel weit entfernt von dem positiven Bild, das britischerseit von ihm gezeichnet worden sei.

Schleierhaft, was Naumann sich dabei denkt: Nach solchen Äußerungen muß ein Bil entstehen, nach welchem vor 1945 alles Teufel waren in Deutschland. Angenommen, die Brite übernehmen diese groteske Selbstbezichtigung – sollen sie dann wirklich glauben daß sich die Monster nunmehr in feine Kerle verwandelt haben? Unmöglich. Es ist das alt Lied: Da meint jemand, die heutigen Deutschen, und insbesondere sich selbst, als ausgeprägt gute und "geläuterte" Europäer zu inszenieren, indem er darau besteht, sich von keinem Ausländer in der pauschalen Verurteilung der eigenen Geschicht übertreffen zu lassen. Dabei wird völlig verkannt, wie schleimig und verlogen dies au Völker wirken muß, die ein ausgeprägtes historisches Bewußtsein haben und ihr Altvorderen sogar dann noch in Schutz nehmen, wenn diese in der Tat keine einwandfrei Figur gemacht haben – einfach aus (dort als selbstverständlich empfundener Loyalität den Ihren gegenüber.

Es mag mit einer gewissen Genugtuung erfüllen, daß Michael Naumann infolge seine Selbstbezichtigungstirade in Sachen Wehrmacht jenen idiotischen Goebbels-Vergleic übergezogen bekam. Ob der Minister aber daraus lernt, bleibt fraglich.
 
     
     
 
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