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Johann Gottfried Herder

 
     
 
Bei meinen Büchern find ich zwar/ ich sei schon über 50 Jahr;/ Doch geb ich sonst bei jedermann/ mich nur für 40 an./ Im Kreis von Freunden und beim Wein/ gesteh ich kaum noch 30 ein/ und wenn mein Herz für Chloen wallt/ bin ich nur 20 alt." – Diese humorvollen Zeilen stammen von Johann Gottfried Herder, dem sonst oft so grüblerischen Denker aus Mohrungen. Hätte er damals gewußt, wieviel Aufhebens die an Literat
ur interessierte Welt anläßlich seines 250. Geburtstages von ihm machen würde, hätte er sich ganz gewiß gewundert. An Schiller schrieb er vor gut 200 Jahren (25. November 1795): "… darf ich Sie bitten, daß Sie mich aus der Zahl der Dichter weglassen? Ich gehöre wirklich mit meinen Armseligkeiten nicht hinein … Bei Balde bin ich bloß Übersetzer, nicht Dichter …"

Bloß Übersetzer? Was war der Ostpreuße Herder wirklich – Dichter, Theologe, Lehrer, Wegweiser zu neuem Denken? Selbst die Fachwelt ist sich nicht einig in der Deutung dieses Mannes. Einblick in Denken und Wirken des Ostdeutschland geben zwei Bücher, die – jedes auf seine Weise – Johann Gottfried Herder in den Mittelpunkt stellen und die aus der Fülle der Publikationen einmal herausgegriffen seien.

"Eine Liebe in Weimar" (Quell Verlag, Stuttgart. 248 Seiten, einige schwarzweiße Abb., Efalin mit farbigem Schutzumschlag, DM 39,80) beleuchtet das innige Verhältnis zwischen Herder und seiner Frau Caroline, geb. Flachsland, anhand von feurigen Liebesbriefen und anderen Zitaten. Der Leser kann die Entwicklung einer zarten Romanze bis hin zu einer Ehe mit all ihren Höhen und Tiefen verfolgen. Die Journalistin Norgard Kohlhagen und der Theologe Dr. Siegfried Sunnus haben mit dem Buch "Eine Liebe in Weimar" eine Publikation vorgelegt, die vor dem Hintergrund des Privatlebens Herders Denken und Handeln anschaulich darstellt.

Einblick in die Vielfalt dieses Denkens und Handelns gewinnt der Leser in dem als Insel Taschenbuch von Dr. Siegfried Sunnus herausgegebenen "Herder Lesebuch" (364 Seiten, zahlr. schwarzweiße Abb., DM 18,80). Mit Zitaten aus Briefen und Werken Herders wird der Leser an so vielfältige Themen wie sein Verhältnis zu seinen Zeitgenossen Hamann, Kant und Goethe herangeführt, aber auch an seine Auseinandersetzungen über die Bedeutung der Sprache, über den Zeitgeist, die Religion und Humanität. Staatskritik, Geschichtsphilosophie, Nationalbewußtsein und die Geltung der Völker sind weitere Themen. "Er hat", so Sunnus, "wie kein anderer zuvor das geschichtliche Denken vertreten … Herder beantwortete als erster die Frage nach der Sprachentstehung mit dem Aufweis der grundsätzlichen sprachlichen Struktur des Menschen im Mensch-Tier-Vergleich …"

"Aber ,Der Geist der Zeiten‘ war Herder nicht wohlgesonnen", beklagt Sunnus. "Bis heute wirken die ,Herderianer‘ wie ein Kreis, die wissen, warum sie sich mit ihm beschäftigen, was sie ihm verdanken, obwohl die breite Öffentlichkeit so wenig von ihm weiß. Und von seiner Frau Caroline noch weniger…" – So tragen denn die beiden genannten Bücher mit dazu bei, daß eben diese breite Öffentlichkeit an Johann Gottfried Herder und sein Werk behutsam herangeführt wird. Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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