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KULTURKONSTANTEN UND KULTURVARIANTEN

 
     
 
Die kulturelle Überformung menschlichen Verhaltens betrifft alle Funktionskreise. Darunter versteht die Umweltlehre (v. Uexkiill) bestimmte Lebensbereiche mit einer festen Zuordnung von Organen, Funktionen oder Verhaltensweisen auf der einen, bestimmten Teilen der Umwelt auf der anderen Seite. Die Funktionskreise der Ernährung, der Feindbeziehungen;,des Geschlechts u. a. bestehen auch beim Menschen, sind aber durch kulturelle Zwischenglieder erweitert, so daß kein direkter Kontakt mehr zwischen Organismus und Naturumwelt besteht; es liegt eine Dehnung der Funktionskreise vor (Storch). Unter anderem wird beim Funktionskreis der Ernährung der direkte Nahrungserwerb durch Arbeitsteilung in der Produktion der Nahrungsmittel, Tausch oder Kauf erweitert, zwischen Nahrungserwerb und Nahrungsaufnahme schieben sich zum Teil langwierige und komplizierte Techniken der Zubereitung ein. Für die Feindbekämpfung besitzt der Mensch keine spezifischen Organe, sondern benutzt schon auf den primitivsten Stufen der zivilisatorischen Ausstattung künstlich hergestellte Waffen; in den Funktionskreis des Geschlechts werden traditionsgebundene Sitten der Annäherung und Werbung, der Verlobung und Vermählung und die soziale Normierung der Geschlechtsrollen eingefügt usw. Dieser Aufbau einer menschspezifischen neuen Umwelt aus gemachten und erdachten Dingen wird auch als Selbstdomestikation bezeichnet, da Beziehungen zür künstlichen , willkürlich beeinflußten Umwelt der Haustiere bestehen; in beiden Fällen liegen in erster Linie willkürliche Veränderungen der Ernährungs- und Fortpflanzungsverhältnisse vor, die auch ähnliche biologische Folgen haben, insbesondere Erhöhung der Variabilität durch Verminderung des Selektionsdruckes (E. Fischer).

Es gibt eine Vielzahl lebender und ausgestorbener Kulturen, von »typischen Formen, wie die Menschen ihr Dasein gestaltet und eingerichtet haben« (M ii h I m a n ii). Ihre Zahl wird auf 3000 oder mehr geschätzt, je nachdem wie viele Kulturelemente als unterscheidend von Nachbarkulturen gefordert werden. Erst alle kulturellen Verhaltensvarianten zusammen repräsentieren das spezifisch menschliche Verhalten, das damit gerade durch seine außerordentliche Variabilität gekennzeichnet ist. Allen lebenden Kulturen gemeinsam sind nur relativ wenige generalisierte Merkmale (Mühlmann). i. Überall wird die Natur technisch umgestaltet, um das Bedürfnis nach Nahrung, Obdach und Schutz zu befriedigen. 2. Überall gibt es Symboldenken und eine Symbol-Lautsprache, die feste Lautgestalten mit bestimmten Bedeutungen verknüpft und mit diesen von der unmittelbaren Wahrnehmung und Erfahrung losgelösten Symbolen manipuliert. 3. Überall gibt es Vorschriften für männliches und weibliches Verhalten, und zwar sowohl das Sexualverhalten wie die Fürsorge für die Kinder und die sonstige Arbeitsteilung. 4. Oberall gibt es einen Drang nach künstlerischem Ausdruck und Darstellung in Musik und Tanz, bildender Kunst oder Dichtung und damit verbunden ästhetische Maßstäbe. 5. Überall gibt es Ordnungsvorstellungen über das Leben der Gruppe und Normen für Richtig und Falsch, Gut und Böse, Schicklich und Unschicklich; dabei kommt allgemein auch ein Bedürfnis nach Gegenseitigkeit zum Ausdruck.
 
     
     
 
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