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Kann es gutgehen

 
     
 
Aus den jüngsten – scharf zu verurteilenden und zu bestrafenden – Anschlägen auf Synagogen und andere jüdische Einrichtungen wird (von interessierte Seite) auf einen wachsenden antisemitischen Hintergrund in der Bevölkerung geschlossen Hier setzt sich eine Art Unehrlichkeit fort, die zu problematischen Entwicklungen führe könnte, ja schon geführt hat. Unehrlich deshalb, weil das zunehmende Unbehagen darübe unterdrückt wird, daß moralische Ansprüche einerseits sowie politisch-materiell Interessen andererseits offenbar immer stärker miteinander vermischt werden. Stichwort sind hier die Walser-Kontroverse, Zwangsarbeiterentschädigung, Finkelstein; in Hintergrund Goldhagen, Wehrmachtsausstellung
, Mahnmal – all dies Anlässe, die zu Irritationen, Hysterien, Schuldzuweisungen und Beschädigungen geführt haben.

Wirklich offen darüber gesprochen wurde bisher nicht – konnte es auch nich angesichts einer veröffentlichten Meinung, in der politisch korrekt Diffamierung un Denunziation weithin den Ton angaben und einen "herrschaftsfreien Diskurs" (Habermas) verhinderten. Wie aber sähe die Situation aus, wenn folgendes geschehen wär – oder sich noch ereignen würde:

Herr Bubis hätte Martin Walser beigepflichtet in dessen Sorge über die Instrumentalisierung der Auschwitz-Toten zu "gegenwärtigen politischen Zwecken" sowie über die Folgen einer Ritualisierung des Gedenkens, das sich ins Maßlose zu steigern drohe. Wenn man sich ferner dagegen verwahrt hätte, etwaigen noch ausstehende Entschädigungen den Charakter von Erpressungen zu geben. Wenn man Norman Finkelstein Anklagen gegen die "Holocaust-Industrie" (bereis früher wurde bitter-ironisc vermerkt: "There is no business like Shoa-business") ernst nehmen würde – wie auch vor allem die Bedeutung dieser Anklagen für die deutsche Öffentlichkeit, die weiß, was seit einem halben Jahrhundert von ihr alles geleistet wurde – materiel wie moralisch –, obwohl Politik und Medien dies merkwürdigerweise stets zu unterdrücken versuchen.

Wie soll wohl diese Öffentlichkeit reagieren auf das Bemühen des neue Zentralratsvorsitzenden, daß Finkelsteins Kritik in Deutschland nicht publiziert werde soll oder daß die "unerschrockenen Worte" Martin Walsers nicht gewürdigt, als verstummen mögen? Und wenn schon Politiker und Medien aus seltsamer Feigheit daz geschwiegen haben – wäre es nicht vorstellbar gewesen, daß in Richtung US ("Ostküste") wenigstens die Frage hätte gestellt werde können, wie man den dort die Entschädigung der deutschen Zwangsarbeiter zu regeln gedenke.

Und auch hinsichtlich einer weiteren hiesigen Selbstblockade wäre ein befreiendes Wor dankbar gehört worden: Angesichts des mittlerweile millionenfachen Asylmißbrauch (allein die Kosten dafür übersteigen längst die der "Wiedergutmachung"), vo allem aber im Hinblick auf den historisch-moralischen Aspekt des Asyls in Deutschlan hätte frühzeitig vor dessen Pervertierung zu einer Form internationaler Organisierte Kriminalität gewarnt werden können und müssen. Die entsprechenden Warnungen Will Brandts und Herbert Wehners zu Anfang der achtziger Jahre dürfen heute nicht einma zitiert werden, will man sich nicht der Ächtung durch die Medien (und womöglich de Verfolgung durch den Verfassungsschutz) aussetzen.

Rechtzeitige Warnungen – oder überhaupt offene, kritische Worte – hätte ma auch zu den drei bereits genannten weiteren deutschen Maßlosigkeiten als hilfreic wahrgenommen: Goldhagen, Wehrmachtsausstellung, vor allem aber zu dem Berliner Mahnmal das – unmittelbar neben dem Brandenburger Tor als dem einzig verbliebenen nationale Symbol errichtet – zu einem gigantischen Geßlerhut zu werden droht. Deutschlan "über alles" – erst in den Taten, dann im Gedenken? Aus der Geschicht aller Völker und Zeiten weiß man doch: Übertreibungen haben Überreaktionen zur Folg – vor allem aber dann, wenn jene als gegen einen selbst, gegen das eigene Land, die eigene Geschichte, ja gegen die eigenen Opfer gerichtet empfunden werden. Kann e gutgehen, wenn im Hinblick auf die Opfer der einen Seite zu Recht aufgerufen wird "Gegen das Vergessen", hinsichtlich der anderen Opfer von Krieg un Nachkriegsgewalt aber "Für das Vergessen" als politisch korrekt gilt?

Die derzeitige politisch-gesellschaftliche Stimmungslage nicht nur in "deutsch-jüdischen" Verhältnis sähe anders aus, wenn moralische Kommentar auch solche problematischen Entwicklungen bedächten. Die Öffentlichkeit – auch wen sie sich nicht medial artikulieren kann – wird weiterhin fragen, warum, aus welche Motiven das unterblieben ist.

Antisemitismus? Es gibt keinen ernst zu nehmenden Antisemitismus in Deutschland; abe es gibt Irritationen, über die offen gesprochen werden muß. Diese Überlegungen un Fragen sind Ausdruck der Sorge darüber, daß der hohe moralische Anspruch in deutsch-jüdischen Verhältnis (die
 
     
     
 
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