|  | Es sei "völlig in Ordnung und     völlig korrekt", so Kanzleramtsminister Bohl (CDU), daß der neue Regierungssprecher     Hauser den Ossis gedroht hat.
 Wenn sie weiterhin PDS, DVU oder Republikaner wählen, hätten die Wessis bald keine     Lust mehr, Mitteldeutschland finanziell zu unterstützen beim Wiederaufbau ihrer von den     Sozialisten ruinierten Wirtschaft.
 
 Die Idee, Daumenschrauben anzulegen, wenn jemand "falsch" wählt, ist     ausbaufähig; so könnte man Wähler dieser ungeliebten Parteien höher besteuern, ihnen     Löhne, Gehälter
   und Renten kürzen und was es an demokratischen staatlichen Machtmitteln     sonst noch gibt, doch legt man solche Instrumente der politischen Auseinandersetzung     zunächst beiseite, da Hauser der Wind scharf ins Gesicht wehte. 
 Ob es auch "völlig in Ordnung und völlig korrekt" ist, was der Wechsel des     Regierungssprechers kostet, das ist bisher nicht erörtert worden. Der Staatsrechtler Hans     Herbert von Arnim, der wohl beste Kenner der verschlungenen Besoldungsmöglichkeiten     unserer politischen Klasse, macht darauf aufmerksam, daß der vom Kanzler gefeuerte     bisherige Regierungssprecher Hausmann noch drei Monate lang sein Gehalt von 18 800     Mark erhält: dann würden ihm fünf Jahre lang 75 Prozent davon gezahlt. Otto Hauser aus     Esslingen hingegen darf viel mehr einstreichen. So erhält er nicht nur die 18 800     Mark für den "Job" des Regierungssprechers, sondern außerdem noch seine     Abgeordneten-Diäten in Höhe von 7500 Mark sowie 5200 Mark steuerfreie     Aufwendungspauschale, das sind also insgesamt pro Monat sage und schreibe 31 500     Mark, davon sogar 5200 Mark steuerfrei.
 
 Von Arnim hält dieses Verfahren nicht nur für "nicht gerechtfertigt",     sondern sogar für "teilweise verfassungswidrig".
 
 Über die Dickfälligkeit der Regierenden ist der Bürger immer wieder perplex. Da wird     seit Jahren die Überversorgung, die sich die Bonner ebenso wie viele Landespolitiker     genehmigen, Sturm gelaufen. Bundesrechnungshof und die Landesrechnungshöfe decken     Verschwendungen und Schlampereien auf, die Medien stellen ihnen die den Bürgern     auferlegten Sparmaßnahmen gegenüber. Geändert hat sich nichts.
 
 Da veranstaltet die schleswig-holsteinische Landesregierung unter Heide Simonis (SPD)     eine Kabinettssitzung, um Sparmaßnahmen zu beraten, und wählt als Sitzungsort die     Räumlichkeiten eines skandinavischen Kreuzfahrtschiffes. Als die Presse darauf hinwies,     daß dieses sicherlich reizvolle Ambiente Mehrkosten von über 20 000 Mark verursache     und man ja schließlich über ausreichende Räumlichkeiten im Landeshaus verfüge, wird     geantwortet, 20 000 Mark seien im Vergleich zum Gesamthaushalt des Landes ohne     Belang. Das mag sein, aber irgendeinem Verein kürzt man im Rahmen der Sparmaßnahmen     diese 20 000 Mark, und für ihn ist der Betrag unter Umständen lebenswichtig.
 
 Offenbar haben "die in Bonn" ebenso wie manche in den Landeshauptstädten     jeden Kontakt zur Wählerbasis verloren.
 
 
 
 
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