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Krieg im Heiligen Land

 
     
 
Die Lage im Nahen Osten ist explosiv, Waffenruhe hin oder her: Läßt sich ein Bürgerkrieg zwischen den Palästinensergruppen im Gazastreifen und im Westjordanland noch vermeiden? Der britische Premier Tony Blair hat bei seinem Besuch in Ramallah Alarm ausgelöst: Die Europäische Union soll eingreifen, um die Lage an der politisch gefährlichsten Stelle der Welt zu entschärfen. Die EU ist, wenn auch ungewollt, mitverantwortlich - sie hat den Palästinensern die Lebensgrundlage entzogen.

Weit entfernt ist Palästina heute von den Zeiten, als im Heiligen Land der Christen wenigstens zwischen Advent und Ostern Ruhe herrschen mußte, damit Pilger Bethlehem und die anderen Stätten der Christenheit besuchen konnten. Tourismus unter weihnachtlichem Frieden war eine halbwegs verläßliche Einkommensquelle. Heute profitieren die Palästinenser nicht mehr vom Reisegeschäft. Lohnarbeit für israelische Unternehmen, die zweite Verdienstmöglichkeit, ist selten geworden.

Stattdessen wurden die palästinensischen Autonomie
gebiete seit Jahren weitgehend von der EU finanziert - bis zum Wahlsieg der Hamas im Januar 2006. Es war politisch korrekt, diese radikale Palästinensergruppe, die Israel kein Existenzrecht zugestehen will, nicht zu unterstützen; aber es war kurzsichtig: Die autonomen Gebiete der Palästinenser sind wie befürchtet ins Chaos gestürzt.

Die Bediensteten der Autonomiebehörde rebellieren, weil sie seit neun Monaten kaum noch Geld bekommen. In den Siedlungen explodiert die Beschaffungskriminalität, wie Augenzeugen berichten. Raub, Diebstähle und Erpressungen sind an der Tagesordnungen, inzwischen auch Entführungen und Lösegeldzahlungen.

Entscheidend ist aber, daß die alles beherrschenden Organisationen Hamas und Fatah kein Geld mehr für soziale Aufgaben haben. Nach arabischer Gepflogenheit werden Jobs oder Arbeitslosengeld über solche Clan-Organisationen verteilt, auch Renten oder Ausgleichszahlungen für Kriegsschäden. Die Stimmung in den Palästinensergebieten ist schon deshalb explosiv geworden, weil das Versorgungssystem weitgehend zusammengebrochen ist.

Im Verteilungskampf um die jetzt sehr knappen Hilfsgelder hat die Ankündigung des Fatah-Präsidenten Mahmud Abbas, Neuwahlen anzusetzen, das Pulverfaß Palästina entzündet: Die Hamas sieht darin einen gezielten Angriff auf ihre Vormachtstellung.

Die Europäische Union steckt dieses Mal mittendrin im Nahost-Konflikt: Übereilt hat sich die EU, Deutschland leider voran, in ein militärisches Libanon-Engagement gestürzt, das zur Falle wird - wo Soldaten im Einsatz stehen, ist keine Hintertür mehr offen für einen diplomatisch verbrämten Rückzug in die zweite Reihe.
 
     
     
 
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