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Licht und Raum und Wasser und Sonne

 
     
 
Dichter und Schriftsteller fühlten sich gleichermaßen angezogen von dem Zauber de kleinen Fischerdorfs Nidden auf der Kurischen Nehrung und vom Reiz des alten Gasthof Hermann Blode. Carl Zuckmayer war dort zu Gast und lange vor ihm auch Ludwig Passarge Thomas Mann
gar war so begeistert vom Ausblick, den der von der Blodeschen Terrasse hatte daß er sich entschloß, ein Sommerhaus in Nidden zu bauen.

Vor allem aber waren es Maler, die es nach Nidden zog, angetan von der Weite de Landes, vom hohen Himmel, vom unvergleichlichen Licht. Im Gasthof Blode, am 22. Augus 1867 gegründet, fanden sie für einige Wochen oder gar Monate eine Unterkunft. Schon vo der Jahrhundertwende waren sie von nah und fern gekommen, um auf der Nehrung zu malen Professoren von der Königsberger Kunstakademie brachten später ihre Schüler dort unter Lovis Corinth, Oskar Moll und Max Pechstein bezogen für eine Weile das von Hermann Blod eingerichtete Atelier. Als dieser 1934 starb, übernahm der Maler Ernst Mollenhauer – er hatte 1920 Blodes Tochter Hedwig geheiratet – die Leitung des Gasthofes. Bereit zuvor hatte er angeregt, in einigen Räumen des Hauses Zimmer für wandernde Jugendlich einzurichten. So war die erste Jugendherberge in Nidden entstanden. Ernst Mollenhaue blieb bis zum bitteren Ende auf der Nehrung und mußte mit ansehen, welches Unheil dor angerichtet wurde.

Max Pechstein entdeckte Nidden für sich im Sommer 1909. Damals schrieb er an de Freund und Malerkollegen Erich Heckel: "Bin seit gestern in Nidden/Ostdeutschland – ganz fein auf der einen Seite Süßwasser im Haff, auf der anderen die Ostsee. Man könnt auf der Seeseite sehr gut Akte malen, so menschenleer ist es. Bloß vie Sommergäste." Und diese unberührte Idylle war es denn auch, die Künstler wi Pechstein und Schmidt-Rottluff dazu anregte, den unbekleideten Körper in der Landschaf zu malen. Eine Ausstellung der Kunsthalle Bielefeld präsentiert noch bis zum 19. Novembe unter dem Titel "Die Badenden – Mensch und Natur im deutsche Expressionismus" (täglich, außer montags, 11 bis 18 Uhr, mittwochs 11 bis 21 Uhr sonnabends 10 bis 18 Uhr; Begleitbuch zur Ausstellung 28 DM) Werke de "Brücke"-Maler. Neben Nidden stehen auch Malerparadiese wie die Moritzburge Teiche bei Dresden, Osterholz bei Flensburg, die Inseln Fehmarn und Hiddensee sowie Prero im Mittelpunkt des Interesses.

Geographisch weitere Kreise zieht eine Wanderausstellung mit 80 graphischen Blättern die vom Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum, dem Museumsamt Schleswig-Holstein und de Vereins- und Westbank veranstaltet wird: Max Pechstein und die Expressioniste präsentiert Bilder norddeutscher Küsten von der Kurischen Nehrung bis zur Flensburge Förde, von Dithmarschen bis Ostfriesland. Zur Zeit ist die Ausstellung, in dere Mittelpunkt Pechsteins Lithographien zu Heinrich Lautensacks "Samländische Ode" stehen, im Winsener (Luhe) Museum im Marstall zu sehen (bis 12. November); anschließen geht sie ins Städtische Museum Göttingen (30. November 2000 bis 4. Februar 2001) Weitere norddeutsche Städte sollen folgen.

"Wer war nicht in den Bann dieses Zaubers geschlagen, der seinen Fuß auf diese Eiland setzte?", schrieb Ernst Mollenhauer über Nidden, das der Journalist und Auto Paul Fechter aus Elbing auch das "Barbizon der Nehrung" nannte. Nidden, s Mollenhauer, wurde "nicht nur für die neuere Kunst des deutschen Ostens bedeutsam Nidden bewirkte noch wesentlich mehr. Es war eine Malerlandschaft mit Licht und Raum un Wasser und Sonne ..."

Mollenhauer hat auf seinen Bildern auch immer wieder Motive aus Nidden festgehalten Viele dieser Bilder sind ein Opfer der Kriegsfurie geworden. Doch die "innere Bilder" blieben dem Künstler erhalten. Und so schuf er auch nach dem Krieg noc eindrucksvolle Werke mit Motiven von der Kurischen Nehrung. Eins davon ziert den Titel de Kalenders Nidden aus dem Verlag Atelier im Bauernhaus, In der Bredenau 6, 2887 Fischerhude (13 Kunstdrucke im Format 30 x 38 cm, leicht abnehmbar aufgeklebt au sandbeigem Fond im Format 45 x 52 cm, Ringheftung, 62 DM). Der Kalender aus der Reih "Europäische Künstlerkolonien" bietet Reproduktionen von Gemälden s bekannter Künstler wie Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff, Alfred Partikel, Lovi Corinth oder Ernst Bischoff-Culm. Auch Arwed Seitz, Max Heilmann und Erik Eisenblätter-Laskowski sind mit Werken vertreten. – Sollte der Kalender Anklan finden (und daran dürfte kein Zweifel bestehen), wird es für 2002 einen weiteren mi anderen Motiven geben. Auch plant der Verlag ein Taschenbuch über die Künstlerkoloni Nidden herauszugeben. Man darf also gespannt sein.

Zu den Malern, die oft und gern Nidden besuchten, gehörte auch der in Memel geboren Karl Eulenstein, von dem ebenfalls ein Motiv in dem Kalender zu finden ist. – "Meine Versuche vor der Natur zu malen, sind mir mißlungen", so Eulenstei einmal, "ich wurde erbarmungslos erdrückt, besonders von der Nehrung. Erst in stillen Stunden, wenn die Überfülle der Natur die beschränkten malerische Ausdrucksmittel nicht mehr zu unfruchtbaren Experimenten verführen konnte, entstand etwa anderes, Selbständiges, nach seiner eigenen Gesetzlichkeit ... Ja, ich glaube, die Natur gibt nur das Stichwort ..."


 
     
     
 
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