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Magnetbänder der Stasi Spionage enttarnt

 
     
 
Die decodierte, auf vier Magnetbändern gespeicherte Datenbank enthält sozusagen das Inhaltsverzeichnis, die Inventarliste, der DDR-Spionage von 1969 bis 1987. Die Datenbank SIRA, "Sicherung, Information und Recherche der Aufklärung" enthält auf über 180 000 Datensätzen, das sind schätzungsweise 200 000 Blatt, Informationen, die von etwa 4500 Quellen an die HVA gegeben wurden. SIRA verzeichnet Deckname, Registriernummer der Quelle – IM, Kontaktpersonen oder Agent – kurze inhaltliche Beschreibung der Information, die Diensteinheit, von der die Information kam, die "befreundeten" Dienste, an die sie weitergegeben wurde, und einen Stichwortkatalog
. Dadurch ist ein umfassender, elektronisch abrufbarer Überblick über die bisher weitgehend im Dunkeln liegende Arbeit der HVA verfügbar geworden. Diese Decodierung ist ein entscheidender Schritt bei der Aufklärung der Tätigkeit des MfS in der alten Bundesrepublik.

Die jetzt ans Licht gekommenen Fakten werden zur Erweiterung der Kenntnisse dienen, die der wissenschaftliche Mitarbeiter der Gauck-Behörde, Helmut Müller-Enbergs, in seinem außerordentlich informativen Buch über die "IM" des MfS in der Bundesrepublik zusammengetragen hat, das Helmut Bärwald im vom 9. und 16. Januar 1999 besprochen hat. Die bedeutsame Arbeit von Müller-Enbergs hat wesentlich zu der Erkenntnis beigetragen, daß die Vorstellung, die Aufarbeitung des Wirkens der Stasi beträfe alleine die ehemalige DDR, nicht zutreffend ist. Längst ist bekannt, daß auch in der alten Bundesrepublik Verräter am Werk waren. Mancher, der sich in Sicherheit wiegte, weil er meinte, auch seine Unterlagen seien vernichtet worden, muß nun befürchten, daß ihm jetzt Fakten vorgelegt werden.

Durch diese Aktion konnten z.B. die Agenten "Topas" und "Türkis", Reiner Rupp und seine Frau, Karl Wienand und viele andere enttarnt werden. Die Bundesanwaltschaft leitete 1552 Ermittlungsverfahren alleine aus Erkenntnissen der US-Operation "Rosewood" ein. Richtig ist, daß die Amerikaner die Originalunterlagen in ihrer Verwahrung behalten, übrigens in Absprache mit der (früheren) Bundesregierung. Entscheidend aber ist doch, daß die zuständigen deutschen Behörden Zugang hatten zu den Erkenntnissen, die die Bundesrepublik betrafen. Im übrigen handelt es sich nicht etwa um komplette Akten, die sich bei der CIA befinden, sondern um Karteikarten mit den Decknamen von Personen, die für die HVA Informationen geliefert haben.

Wenn, wie von Joachim Gauck in der "Welt am Sonntag" angekündigt, Journalisten und Wissenschaftler Zugang zu den Informationen von SIRA erhalten sollen, wird die publizistische Nutzung der Dateien möglich werden. Dann wird man erfahren, daß Karl Wienand als Lieferant von 393 Informationen verzeichnet ist. Oder man wird den ganzen Umfang der von "Topas" alias Reiner Rupp verratenen geheimen Dokumente feststellen können und sich einen Eindruck von dem angerichteten Schaden für die Bundesrepublik Deutschland und das gesamte Nato-Bündnis machen können. Die bodenlose Unverschämtheit der SED/PDS, diesen Verräter bei ihrer Fraktion anstellen und von Steuergeldern bezahlen zu wollen, wird sich deutlich präsentieren und diese Partei erneut als demokratiefeindlich dokumentieren.

Es ist auch zu empfehlen, daß alle die Antragsteller auf Akteneinsicht, die bisher wenig oder gar nichts über die gegen sie gerichteten Stasi-Aktivitäten erfahren konnten, weil die sie betreffenden HVA-Akten nicht vorhanden waren, einen neuen Antrag stellen, um aus dem SIRA-Material wenigstens ersehen zu können, wer wann was über sie berichtet hat.

Aus der Datei SIRA ergibt sich auch, daß ein großer Teil der Aktivitäten der Stasi in Moskau hinterlegt worden ist. Gespannt sein darf man nun, was die Bundesregierung unternehmen wird, um unsere Stasi-Akten aus Rußland zurückzuholen.

 
     
     
 
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