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          Orlowski, Graphiker, Maler,     Illustrator und Lehrer, wußte: ,Kunst entsteht, wenn Schönheit Verstand     bekommt." Diese treffenden Worte waren einst einem Mann gewidmet, der vor 30     Jahren, am 3. Mai 1967, in Berlin für immer seine Augen schloß: Hans Orlowski aus dem     ostdeutschen Insterburg. In einem Nachruf auf den Künstler war damals zu lesen:     "Orlowskis Eigenart und Ruhm beruhen auf dem Holzschnitt, den er sich ganz aus     eigenen Kräften erarbeitete. Er suchte in der Kunst die überpersönliche Aufgabe.     Freiheit faßte er als Einordnen auf, als Rücksichtnahme und Pflichterfüllung. Orlowski     hat nichts Unvollendetes hinterlassen. Er glaubte sich zum Fertigen, zum Endgültigen     verpflichtet. So sehr er bis in die letzten Stunden gearbeitet hat und immer wieder Neues     zu bringen wußte, sein Werk als Ganzes ist als fertig und endgültig     anzusehen ..."
       Der künstlerische Nachlaß des Ostdeutschland befindet sich heute in Belgien, in dem     Land, in dem Orlowski die größte Anerkennung fand. So berief ihn 1953 die     Königlich   -Flämische Akademie der Wissenschaften, Literatur und Schönen Künste als     ordentliches ausländisches Mitglied, und das Belgische Ministerium für Volksbildung und     Kultur verlieh ihm 1962 die Ehrenmedaille. Im Freilichtmuseum Bokrijk bei Hasselt, genauer     gesagt im dortigen Haus "De witte Engel", ist für den Graphiker und Maler eine     Gedenk- und Forschungsstätte errichtet worden. Dort fand auch das großzügige Legat, das     die Witwe Orlowskis der Provinz Limburg zur Verfügung stellte, eine würdige Heimstatt:     49 Gemälde, 406 Holzschnitte und sonstige Graphiken, 73 Holzstöcke, Zeichnungen sowie     das Briefarchiv und das Atelierinventar des Künstlers.
       Hans Orlowski wurde am 1. März 1894 in Insterburg als Sohn eines Schneiders geboren.     Bereits 1899 zog die Familie in die Provinzhauptstadt Königsberg, später dann zunächst     nach Potsdam und anschließend nach Charlottenburg. 1911 nahm Orlowski sein     künstlerisches Studium auf, unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg, an dem er als Soldat     teilnahm. 1922 wurde der Ostpreuße als Lehrer an die Kunstgewerbeschule in     Berlin-Charlottenburg berufen und 1931 dort zum Professor ernannt. Von 1945 bis bis zu     seiner Emeritierung wirkte Orlowski an der Berliner Hochschule für Bildende Künste,     zeitweise als Leiter der Abteilung Angewandte Kunst. 1954 wurde er mit dem Kunstpreis für     Graphik der Stadt Berlin ausgezeichnet, 1963 erhielt er den Kulturpreis der     Freundeskreis Ostdeutschland.
       Neben dem Holzschnitt, den Orlowski meisterhaft beherrschte  allein über 120 von     ihm illustrierte Bücher legen von seinem Können Zeugnis ab , fühlte der     Ostpreuße sich jedoch auch zur Malerei hingezogen. In seinen Gemälden  ob in Öl,     Tempera oder Mischtechnik  hat sich der Künstler nie einer gängigen Moderichtung     verpflichtet gefühlt. Nachlaßverwalter Fritz Schwarzenberger beschrieb einmal Hans     Orlowski als einen bescheidenen, zurückgezogen lebenden Menschen. "Streng war er nur     seiner Arbeit gegenüber, die er immer einer selbstkritischen Beurteilung unterwarf."      So vernichtete Orlowski in den zwanziger Jahren mehr als 60 Gemälde, die zwischen     1920 und 1924 entstanden waren. "Er hatte eingesehen, daß die Ekstasen des     expressionistischen Geistes auf Dauer seiner auf Maß und Ordnung gerichteten     Persönlichkeit nicht entsprachen."
       Auch heute üben die Arbeiten Orlowskis eine starke Anziehungskraft auf den Betrachter     aus. Schade nur, daß der alltägliche Kunstbetrieb sie nicht zur Kenntnis nimmt. Fritz     Schwarzenberger: "Ihren Rang künstlerischer Meisterschaft erhalten die     Holzschnitte ... durch die Kraft seiner Phantasie. Die Phantasie schneidet so viel     ins Holz hinein, wie es seinem Wesen nach aufzunehmen vermag.
       Die Dichte, die den Arbeiten Orlowskis eigen ist, stammt aus dem jeweils optimalen     Anteil von Kunst und Handwerk. Sie sind bei ihm nicht zu trennen. Im gestalterischen     Prozeß bringt er seine neue, symbolisch überhöhte Wirklichkeit hervor. Das Zufällige     verwandelt Orlowski in das bewußt Gestaltete, und die Begegnung mit seinen Holzschnitten     bedeutet oft, auch an einer Verwandlung, an einem Enthobensein vom Alltäglichen     teilzuhaben." os
 
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