|  | Duisburg  Einen Tag vor der Anreise nach Duisburg befürchteten die     Verantwortlichen noch Schlimmstes: Durch die Medien war die Information von dem     Versorgungsnotstand in der Region Königsberg gelaufen. Außerdem mußte der     Doppeldeckerbus, der die über 60 russischen Gäste sowie eine Fülle von Instrumenten     abholen wollte, 29 Stunden an der Grenze warten. Dann aber gelang es doch, daß die Gruppe     mit mehrstündiger Verspätung in die Bundesrepublik Deutschland  ausreisen konnte und wie     geplant in Duisburg eintraf. 
 Für fünf Tage war das evangelische Gemeindehaus an der Marienkirche der Treffpunkt     der Gruppe für alle großen Mahlzeiten, die von den Frauen aus der Gemeinde vorbereitet     wurden. Von den Gästen wohnten 50 in einem Sporthotel, zehn Gäste waren privat     untergebracht.
 
 Am Donnerstag gab es einen Empfang für die Gäste im Rathaus durch Bürgermeister     Heinz Pletziger. Dieser begrüßte die Gäste sehr herzlich und erinnerte an die     Patenschaft Duisburgs für die vertriebenen Königsberger und auch an mehrere gemeinsame     Veranstaltungen der Stadtgemeinschaft mit Institutionen im heutigen Königsberg. Ein     Cellist des Orchesters spielte zwischendurch ein Stück, um deutlich zu machen, daß die     Gruppe mit musikalischen Beiträgen für die Stadt werben wollte. Arkadi Feldmann, der     Dirigent, bedankte sich bei Bürgermeister Pletziger mit einer CD seines Orchesters.
 
 Nach dem Mittagessen fand die erste Probe in der gotischen Salvatorkirche statt. Das     erste Konzert am Sonnabend verlief sehr erfolgreich. Zu einer herzlichen Begegnung kam es     dann am Abend im Gemeindehaus. Viele Königsberger hatten den Weg dorthin gefunden,     besonders die, die schon von früheren Begegnungen her mit den verschiedenen     Orchestermitgliedern Kontakt hatten. Im Rahmen einiger Gruß- und Dankesworte erhielten     die Gastgeber ein großes Königsberg-Gemälde.
 
 Am nächsten Tag fuhr das Orchester zunächst nach Bonn, um dort das Beethoven-Haus zu     besichtigen. Manches Musikerherz schlug höher, als man das Geburtshaus des Komponisten     betrat, seinen Flügel besichtigte oder seine verschiedenen Hörgeräte erblickte. Bald     ging es weiter nach Bad Godesberg. Im Gemeindehaus der evangelischen Erlösergemeinde gab     es Mittagessen und Kaffee, organisiert von der Königsbergerin Barbara Becker.
 
 Auch in der Johanniskirche, in der das Konzert am Abend stattfand, war gut besucht. Wie     in Duisburg begann das Konzert mit der Sinfonie Es-Dur von E. T. A. Hoffmann. Es folgte     dann von C. M. von Weber das Konzert für Klarinette und Orchester (op. 26 Es-Dur). Solist     war Eugueni Roubtsov. Das dritte Stück war Peter Tschaikowskys Sinfonie Nr. 4 f-moll.     Wieder waren alle Zuhörer sehr begeistert und zeigten dies durch langanhaltenden Beifall.     Ein Dankeswort sprach Superintendent Dr. Stephan Bitter. Bei der Zugabe, den beiden     Chorälen "Gott des Himmels und der Erden" und "Nun lob mein Seel den     Herren", kam es zu einem deutsch-russischen Gemeinschaftsspiel. Das "Godesberger     Bläserensemble", welches im Juni in Königsberg gespielt hatte, hatte sich spontan     bereit erklärt, im Godesberger Konzert mitzuwirken. So ertönten die beiden wunderbaren     Choräle achtstimmig. Im Anschluß bedankte sich Arkadi Feldmann bei allen deutschen     Bläsern unter der Leitung von H. Peter Glimpf für ihr Mitwirken.
 
 Schon am nächsten Morgen ging die Fahrt weiter nach Hamburg. Die dortige     Regionalgruppe der Königsberger hatte die russischen Gäste zu einem dritten Konzert     eingeladen. Es fand in der Rudolf-Steiner-Schule statt. Dort wurden die Musiker von     Hans-Jürgen Heinrich begrüßt, und er war es auch, der am Schluß die Dankesworte     sprach. Für die Pause hatte Ursula Zimmermann Kaffee und Kuchen organisiert, worüber die     Orchestermitglieder und die Besucher sehr erfreut waren. Die Konzertreise, so wurde bei     allen Veranstaltungen gesagt, sollte ein Brückenschlag zwischen den früheren deutschen     Bewohnern Königsbergs und den russischen Einwohnern der Stadt sein. Die Veranstalter sind     fest davon überzeugt, daß dieser Brückenschlag stattgefunden hat. Im Kalender von     Arkadi Feldmann sind weitere Einladungen in die Bundesrepublik Deutschland und auch Reisen     von deutschen Orchestern und Chören nach Nord-Ostdeutschland vermerkt. L. G.
 
 
 
 
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