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Vom Wirken und Leben bedeutender Komponisten in Leipzig

 
     
 
Als die Musikwelt vor zwei Jahren des 250. Todestages des großen Komponisten Johann Sebastian Bach gedachte, reihte sich gerade in Leipzig eine Veranstaltung an die andere. Kein Wunder, schließlich war Leipzig lange Jahre die Wirkungsstätte des Komponisten. Von 1723 bis zu seinem Tode 1750 war Bach als Thomaskantor und Director musices engagiert. Doch auch in diesem Jahr wird der Komponist und Thomaskantor in Leipzig geehrt. Zum vierten Mal veranstalt
et man dort das Bachfest. Vom 3. bis 12. Mai steht diesmal die Beziehung Bachs zur französischen Musik im Mittelpunkt. Der französische Staatspräsident Jacques Chirac hat dazu die Schirmherrschaft übernommen.

Doch nicht nur in diesen ersten Maiwochen kann sich der Musikfreund in Leipzig über Bach informieren. Im historischen Bose-Haus aus dem 16. Jahrhundert in unmittelbarer Nähe der Thomas-kirche ist eine Daueraustellung zu Leben und Werk des Komponisten zu sehen. Erst vor zwei Jahren ist sie um ein Drittel vergrößert worden. So gibt es neben Autographen, Originalhandschriften, Erst- und Frühdrucken jetzt auch ein Hörkabinett mit sieben Programmen zu bestimmten Gattungen Bachscher Musik. Leihgaben aus dem Musikinstrumenten-Museum der Universität Leipzig runden das Bild dieses kleinen, aber feinen Museums ab, das übrigens von Cornelia Krumbiegel, der Mutter des "Prinzen"-Sängers und Ex-Thomaners Sebastian Krumbiegel, geleitet wird.

Wer die Thomaner einmal erleben - und hören möchte, der hat dazu in der Thomaskirche jeden Freitag, 18 Uhr, zur Motette, und jeden Sonnabend, 15 Uhr, zu Motette und Kantate Gelegenheit. Der Eintritt ist frei; man sollte aber rechtzeitig kommen, denn diese Veranstaltungen sind sehr beliebt.

Ein Besuch der Thomaskirche lohnt sich allemal, nicht zuletzt um die neue Bachorgel nach einer Disposition von Johann Sebastian Bach zu bewundern. Das Gotteshaus mit dem steilsten Kirchendach Europas, dessen Ursprünge auf das 12. Jahrhundert zurückgehen, wurde Anfang des 13. Jahrhunderts zur Stiftskirche der Augustiner Chorherren umgebaut. 1482/96 wurde die dreischiffige Halle errichtet, die bis heute nahezu erhalten blieb. Am Pfingstsonntag 1539 predigte hier übrigens Martin Luther zur Einführung der Reformation. Seit 1949 beherbergt die Kirche auch das Grab des Komponisten und Thomaskantors, der während seiner Amtszeit auch verantwortlich war für die Musik der drei anderen Leipziger Kirchen seiner Zeit, der Nikolaikirche, der Paulinerkirche und der Neuen Kirche.

Die Nikolaikirche, im 12. Jahrhundert gegründet und 1513/25 als spätgotische Hallenkirche umgebaut, wurde 1784/97 im Innenraum umgestaltet. Seit 1982 wurde dort durch die regelmäßigen Friedensgebete die Wende 1989 eingeleitet. Heute wird in dem Sakralbau das Konzept der "Offenen Stadtkirche" mit Ausstellungen und Konzerten verwirklicht.

Im Bose-Haus befindet sich ebenfalls das 1950 gegründete Bach-Archiv, das Material zu Leben und Werk des Komponisten sammelt, darunter auch Zeugnisse der Streitbarkeit Bachs, so seine legendäre Beschwerde an den Leipziger Rat, der ihm nicht allzu viel Respekt und Lohn entgegenbrachte. Matthäus-Passion, h-moll-Messe, das Wohltemperierte Klavier, die Brandenburgischen Konzerte, Die Kunst der Fuge - noch heute sind die Kompositionen Johann Sebastian Bachs ein überwältigendes Klang-erlebnis. Widerspruchslos gilt er als Mittelpunkt und Gipfel der abendländischen Musik.

Es war der 1809 in Hamburg gegeborene Felix Mendelssohn Bartholdy, der 1829 in der Berliner Singakademie die von Friedrich Zelter vorbereitete Matthäus-Passion von Bach dirigierte und zum Auftakt einer auch andere mitreißenden Bach-Bewegung machte. 1835 trat Mendelssohn Bartholdy in Leipzig sein Amt als Kapellmeister des Gewandhausorchesters, des ältesten bürgerlichen deutschen Konzertorchesters, an; ein Jahr später schon wurde er zum Dr. h.c. der Leipziger Universität ernannt. 1841 hielt der Komponist sich einige Zeit in Berlin auf, um seine Komposition zur "Antigone" aufzuführen. Fried-rich Wilhelm IV. war begeistert und ernannte Mendelssohn Bartholdy zum Preußischen Generalmusikdirektor.

Es gelang dem König allerdings nicht, den Hamburger von Leipzig wegzulocken. Dort gründete er 1843 das Konservatorium, das bald im In- und Ausland als Bildungsstätte der romantischen Musik schlechthin galt und der deutschen Musik zu außerordentlichem Ansehen verhalf. Mendelssohn Bartholdy starb 1847 in Leipzig. Seine Wohnung, Goldschmidtstraße 12, ist heute als Museum eingerichtet (täglich 10 bis 18 Uhr).

An einen anderen Komponisten, der heute allerdings weithin eher als Schriftsteller geschätzt wird und der einige Monate in Leipzig verbrachte, erinnert dort nichts mehr: E. T. A. Hoffmann (1776-1822). Der Königsberger war 1813 als Musikdirektor der Secondaschen Operngesellschaft von Dresden nach Leipzig gekommen. Es war damals eine unruhige Zeit, mitten in den Wirren der Befreiungskriege gegen Napoleon und seine Besatzungstruppen. Auf der Reise nach Leipzig war die Postkutsche verun- glückt und Hoffmanns Frau Mischa bei diesem Unfall verletzt worden. Hoffmann selbst fühlte sich zerschlagen, war aber mit blauen Flecken davongekommen. In Leipzig angekommen, wohnte er mit seiner Frau zunächst im "Hotel de France" in der Fleischergasse, "ein schreckliches Loch zum Hofe hinaus".

Allen Unruhen zum Trotz gelang es Hoffmann in dieser Zeit, mehr als 40 Opern und Singspiele zur Aufführung zu bringen. Obwohl vollauf damit beschäftigt, immer neue Opern einzustudieren, fand er dennoch die Zeit, sich seiner eigenen Kunst zu widmen. Er schrieb die Erzählung "Der Magnetiseur", das Märchen "Der goldene Topf", ein neues Stück für die "Kreisleriana", die "Nachricht von einem gebildeten jungen Mann" (der ein Affe ist), begann seinen neuen Roman "Die Elixiere des Teufels", schrieb das Schauspiel "Prinzessin Blandina", die Erzählung "Ignaz Denner", einen Aufsatz "Über alte und neue Kirchenmusik", Rezensionen für die "Allgemeine Musikalische Zeitung" und vollendete die Partitur für seine Oper "Undine". 1816 wurde diese Oper in Berlin uraufgeführt; das Bühnenbild entwarf damals Karl Fried-rich Schinkel. Ein Theaterbrand aber machte Hoffmanns Hoffnungen bald zunichte - die Oper wurde nicht mehr gespielt.

Im Februar 1814 kündigte Seconda seinem Musikdirektor, doch der verließ Leipzig erst im September, um in Berlin eine neue Stelle am Kammergericht anzutreten. Der Abschied von Leipzig soll ihm nicht allzu schwer gefallen sein, hat er dort doch nur einen einzigen Menschen gefunden, mit dem er sich wirklich verstand: den Schriftsteller und Privatgelehrten Adolph Wagner. "Ein gebildeter Mann - spricht 1700 Sprachen", notierte Hoffmann in seinem Tagebuch. Wagner war kein anderer als der Onkel des 1813 in Leipzig geborenen Richard Wagner. Dessen Stiefvater Ludwig Geyer war übrigens Mitglied in der Secondaschen Theatertruppe ...

Wagner, dessen Geburtshaus Brühl 3 1886 abgebrochen wurde, besuchte die Nikolai- und dann die Thomasschule und studierte Musik an der Universität seiner Vaterstadt. Seine ersten musikalischen Eindrücke erhielt Wagner durch Karl Maria von Weber, "dessen Weisen mich mit schwärmerischem Ernst erfüllten, dessen Persönlichkeit mich enthusiastisch faszinierte". Zunächst aber wollte Wagner Dichter werden, elf Jahre war er damals alt. "Ich entwarf ein Trauerspiel nach dem Vorbild der Griechen", erinnerte er sich. "Shakespeare aber blieb mein Vorbild. Ich entwarf ein großes Trauerspiel, welches ungefähr aus ,Hamlet und ,Lear zusammengesetzt war. Der Plan war äußerst großartig; zweiundvierzig Menschen starben während des Stückes, und ich sah mich bei der Ausführung genötigt, die meisten als Geister wiederkommen zu lassen, weil mir sonst in den letzten Akten die Personen ausgegangen wären. Dieses Stück beschäftigte mich zwei Jahre lang ..."

Als Schüler war er "faul und lüderlich", bekannte Wagner. In Gedanken war er mit seinem Trauerspiel beschäftigt. "Während ich dieses vollendete, lernte ich in den Leipziger Gewandhauskonzerten zuerst Beethovensche Musik kennen. Ihr Eindruck auf mich war allgewaltig. Auch mit Mozart befreundete ich mich, zumal durch sein Requiem. Beethovens Musik zu ,Egmont begeisterte mich, so daß ich um alles in der Welt mein fertig gewordenes Trauerspiel nicht anders vom Stapel laufen lassen wollte als mit einer ähnlichen Musik versehen. Ich traute mir ohne alles Bedenken zu, diese so nötige Musik selbst schreiben zu können, hielt es aber doch für gut, mich zuvor über einige Hauptregeln des Generalbasses aufzuklären. Um dies im Fluge zu tun, lieh ich mir auf acht Tage Logiers ,Methode des Generalbasses und studierte mit Eifer darin. Das Studium trug aber nicht so schnelle Früchte, als ich glaubte. Die Schwierigkeiten desselben reizten und fesselten mich; ich beschloß Musiker zu werden. Die heimliche Erkenntnis meines Berufes zur Musik verschwieg ich, komponierte nichtsdestoweniger aber in aller Stille eine Sonate, ein Quartett und eine Arie ..." - Bach und Wagner, Hoffmann und Mendelssohn Bartholdy - ihre Namen sind eng verbunden mit Leipzig, der Stadt des diesjährigen Deutschlandtreffens, einer Stadt, die es lohnt, einmal genauer angesehen zu werden.

 

Johann Sebastian Bach: Fand nicht immer die nötige Anerkennung in Leipzig

Richard Wagner: Erblickte das Licht der Welt in Leipzig und studierte dort

E. T. A.Hoffmann: Erlebte in Leipzig die Wirren der Befreiungskriege gegen Napoleon

 
     
     
 
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