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Nach dem Tag X

 
     
 
Nach dem Tag X
Beobachtungen auf einer Brünner Messe

Bisher wurde oft gefragt, wie sich die EU-Beitrittsländer in die Gemeinschaft der alten Mitglieder einpassen, selten jedoch, wie sie sich untereinander arrangieren. Dabei liegen die Hindernisse häufig gerade dort.

Anschauungsmaterial liefern die internationalen Nahrungsmittelmessen SALIMA im tschechisch
en Brünn. Das Selbstverständnis dieser Messen in der Hauptstadt Mährens ist das eines Forums für Unternehmens- und Besucherbegegnungen aus dem westlichen und dem östlichen Europa. An der der jüngsten Messe Anfang März beteiligten sich 1200 Aussteller aus 42 Staaten.

Dem Standort Tschechien im allgemeinen und Brünn im besonderen wird gerade von asiatischen Ausstellern beachtliche Bedeutung beigemessen. An den Ständen der Asiaten, die nach den Vertretern aus dem EU-Bereich die größte Gruppe stellten, war zu hören, daß man in Böhmen und Mähren so etwas wie die künftige Mitte des Wirtschaftsstandortes

Europa sieht. Im Hinblick auf die ostmitteleuropäischen Beitrittsländer selbst deutete sich für den aufmerksamen Besucher eine Spaltung in zwei Interessengruppen an: zum einen die donaunahen Staaten, zum anderen die Ostseeanrainer, wobei sich Polen wegen seiner Größe und der relativen Nähe zur Donau beiden Lager zuordnet.

Wenn es um Präsentationen geht, werden sich die baltischen Republiken schwerpunktmäßig auf die nahen bundesdeutschen Messeplätze konzentrieren sowie auf die inzwischen sehr zahlreichen großen, größeren und kleinen polnischen Agrar-und Lebensmittelmessen.

Auch nach dem "Tag X" am 1. Mai stellen sich die EU-Neulinge auf fortbestehende Handelsbarrieren im Agrar- und Nahrungsmittelsektor ein - speziell was Frankreich und die Mittelmeerländer angeht, weniger in bezug auf Deutschland, den Benelux-Raum und Skandinavien.

Aber auch die "internen" Hindernisse sind konfliktträchtig. Die Slowakei etwa hat kaum eine Gelegenheit ausgelassen, tschechischen Spirituosen und Weinen den Marktzugang zu erschweren. Polen zeigt sich "befremdet" über die verdeckten Schwierigkeiten für den Handel mit eigenem Hartkäse, Schinken und Wodka auf den benachbarten Ostmärkten, und alle fürchten die "Marktmacht" der Ungarn.

Die Konfrontationslinien verlaufen also keineswegs nur in West-Ost-Richtung und umgekehrt, sondern kreuz und quer durch den Kontinent. (DS)
 
     
     
 
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