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Nicht nur Dichter waren von Italien begeistert

 
     
 
Der kulturelle Austausch zwischen Deutschland und Italien hat eine lange Tradition. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts machten sich nach dem Vorbild der Bildungsreisen junger Adliger vermehrt Schriftsteller, Archäologen und bildende Künstler gen Süden auf. Dort galt es, sowohl die Überreste der antiken Kultur als auch die aktuell entstehende Kunst zu studieren. Hinzu kamen die Begeisterung für die Schönheit des Landes und seiner Natur sowie das scheinbar ungezwungene Leben vor Ort, was schließlich manche Nordländer bewog, für immer in Italien zu bleiben.

Im Mittelpunkt einer Ausstellung, die im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt noch bis zum 3. Juli (dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr) zu sehen ist, stehen über 50 Zeichnungen und Aquarelle aus dem Bestand der Museen für Kunst- und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck und einer norddeutschen Privatsammlung. Diese sich größtenteils durch ihren bildhaften Charakter auszeichnenden Werke spiegeln vor allem die Sehnsucht nach dem "klassischen" Kunst- und Reiseland Italien wider.

Insbesondere nach Rom und die umliegenden Gegenden sowie nach Venedig und Neapel zogen deutsche Künstler Ende des 18. Jahrhunderts und - am Ende der napoleon
ischen Besatzungszeit - Anfang des 19. Jahrhunderts in Scharen. Ihre Aufmerksamkeit galt sowohl der topographischen Darstellung der Städte und ihrer Bauten als auch der teils arkadisch-idyllischen, teils romantischen Landschafts- und Naturschilderung.

Unter den zahlreichen "Italianisanten" der Ausstellung finden sich etwa Jacob Philipp Hackert, Joseph Anton Koch, Ludwig Richter, Heinrich Reinhold, Franz Horny, Friedrich Nerly sowie Jacob und Rudolf von Alt. Die Entstehung der Werke fällt in den Zeitraum von 1769 bis 1870, was dem Betrachter einen Eindruck von den verschiedenen stilistischen Entwicklungen der Kunst um und nach 1800 vermittelt.

Zusätzlich werden im Gegenüber rund 40 Gemälde präsentiert, auch unter Verweis auf die ständige Sammlung des Museums Georg Schäfer. Daß es nach 1800 keinen Sättigungsgrad italienischer Motive auf dem florierenden Bildermarkt bei den frühtouristischen Abnehmern gab - häufig waren es Deutsche, Russen und Franzosen -, versucht dieser Teil der Ausstellung zu zeigen.

Deutlich wird die polare Entwicklung des Italieninteresses in der Zeit vor und nach 1800. Die ideale Landschaft und das idealtypische Porträt der schönen Italienerin begegnen hier einer Entwicklung zum marktgängigen Gut von nach Italien ausgewanderten deutschen Künstlern wie Friedrich Nerly und Carl Wilhelm Götzloff.

Den besonderen Reiz der Ausstellung macht das Verhältnis von authentischer Zeichnung und gemalter Auftragsarbeit aus. Als gemeinsame Präsentation sind beide Ausstellungsbereiche, Arbeiten auf Papier und Gemälde, aus konservatorischen Gründen nur bis zum 3. Juli zu sehen. Der Gemäldeteil bleibt mit leichter Variation bis zum 3. Oktober zugänglich. gs

 Thomas Ender: Blick auf Rom (Aquarell, o.D.)
 
     
     
 
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