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Peter Tamms Marinesammlung im Visier der Linken

 
     
 
Die in Hamburg entstehende Hafen-City wird in einigen Jahren das zweitgrößte Museum der Hansestadt beherbergen, das "Internationale Schiffahrts- und Marinemuseum". Es ist das Lebenswerk Peter Tamms, der jahrzehntelang die Ausstellungsstücke in aller Welt unter Einsatz seines Privatvermögens gesammelt hat. Tamm ist ein besessener Sammler von allem, was mit Schiffahrt und den Meeren der Welt zu tun hat. Von den qualifiziertesten Modellbauern kaufte er Schiffsmodelle, so daß seine Sammlung heute 25.000 Modelle - vom Fischkutter bis zu modernen Kriegsschiffe
n - umfaßt. Er trug Marineuniformen zusammen. So sieht man bei ihm Originaluniformen von Matrosen aus der britischen Flotte des Admirals Nelson ebenso wie eine Uniform des Kommandanten des Schlachtschiffs "Bismarck". Die Wände des Treppen- hauses, ja, aller Räume, die nicht für andere Exponate gebraucht werden, sind behängt mit Gemälden von Schiffen und Meeresansichten von den besten Malern dieses Genres; Tamm besitzt die größte Sammlung von Seestücken.

Zur Zeit ist die größte maritime Privatsammlung noch an der Elbchaussee in einem ehemaligen Hotel einer der früheren großen deutschen Werften untergebracht, droht aber aus allen Nähten zu platzen. Tamm sucht seit langem eine Unterbringung, die es ermöglicht, seine Sammlung auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es gab eine Reihe von Angeboten. So war die damals noch sozial- demokratisch regierte schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel vor einigen Jahren lebhaft daran interessiert, das Tamm-Museum an die Förde zu holen. Die Verhandlungen zerschlugen sich, wohl auch, weil Peter Tamm als idealen Standort Hamburg im Auge hatte. Das wurde durch die jetzige Hamburger Regierung ermöglicht, die 30 Millionen Euro bereitstellt, um das Museum in der Hafen-City zu etablieren und damit einen internationalen Anziehungspunkt zu schaffen.

Dieser Plan rief nun aber, wie nicht anders zu erwarten, die bei solchen Gelegenheiten in Erscheinung tretenden linken Kritteler und Besserwisser auf den Plan. Das NDR-Fernsehen gab einem solchen namens Hartmut Ring das Forum, um Tamm und seine Sammlung anzuprangern. Es handele sich um ein Museum der "Kriegsverherrlichung" und zeige "viel Fragwürdiges"; damit war gemeint, daß Kriegsschiffsmodelle ebenso zu sehen sind wie Uniformen von Kriegsmarinen. Hartmut Ring empört sich, dort würden "jede Menge Militärobjekte" ausgestellt, die "Technikfaszination" ausstrahlen. Ganz besonders stört ihn, daß Tamm die Exponate nicht mit zeitgeneigten antifaschistischen Kommentaren versehen ließ. Tatsächlich zeigt das Museum bisher sachlich und ohne Indoktrinierung der Besucher, wie der Mensch in den Jahrhunderten mit dem Meer gelebt hat. Das Urteil überläßt das Museum seinen Besuchern. So rügt der Norddeutsche Rundfunk (NDR) auch, daß im Museum Kriegsschiffmodelle mit der damaligen Reichskriegsflagge gezeigt werden, und sorgt sich, ein solches Museum könne "zur Anlaufstelle für Nazis" werden.

Peter Tamm wird in bewährter Weise verdächtigt: Er, der 1928 geboren wurde, sei Mitglied der Marine-Hitlerjugend gewesen, und im Zweiten Weltkrieg habe er sich gar freiwillig zur Kriegsmarine gemeldet - woraus er übrigens nie einen Hehl gemacht hat. Nach dem Krieg hat er sich im Axel Springer Konzern vom Jungredakteur beim Hamburger Abendblatt zum Generalbevollmächtigten von Axel Springer emporgearbeitet, bis er 1991 in den Ruhestand ging.

Der NDR kreidet ihm weiter an, daß er sein Privatvermögen auch dafür eingesetzt hat, namhafte traditionsreiche Fachverlage wie Koehler und Mittler zu betreiben, in denen Bücher erscheinen, in denen "die Leistungen der deutschen Soldaten in den Vordergrund gestellt werden". Und er beendet die Sendung mit dem mahnenden Ausruf: "Auf welcher Seite steht er eigentlich?"

Tamm ist nicht der Mann, der sich von solchen Quertreibern ins Bockshorn jagen läßt. Sollte allerdings die Hansestadt Hamburg in die Knie gehen, dann gibt es mit Sicherheit nicht wenige Hafenstädte in aller Welt, die Tamm und seine Sammlung mit offenen Armen aufnehmen würden. U. Meixner

 

Peter Tamm inmitten seiner Sammlung Foto: pa

Tamms Lebenstraum: Seit 70 Jahren sammelt Peter Tamm (re.), früherer Springer-Generalbevollmächtigter, was irgendwie mit Meer und Marine zu tun hat. Längst platzt sein Institut an der Elbchaussee aus allen Nähten. Bald aber können seine 25.000 Schiffsmodelle im neuen, großzügigen Domizil in Hamburgs Hafencity vor Anker gehen, wo die Hansestadt einen alten Kaispeicher für das Museum herrichten läßt. Die "zweite Grundsteinlegung" (die erste war 1878) nahmen Tamm und Bürgermeister Ole von Beust gemeinsam vor, begleitet von 400 Ehrengästen (drinnen) sowie ein paar Dutzend hysterischen, vom NDR in Protest-Stimmung gebrachten Demonstranten (draußen).
 
     
     
 
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