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Planspiele: Indien als strategischer Partner

 
     
 
Der amerikanische Generalstab, das Institut für nationale strategische Studien und die Universität für nationale Verteidigung erarbeiteten jüngst eine Studie, in dere Mittelpunkt die Feststellung steht, daß die strategische und ökonomische Hauptbedrohun für die USA in den nächsten zehn Jahren insbesondere von drei Staaten ausgehen wird Rußland, China und Indien. Die Untersuchung geht davon aus, daß die genannten dre Staaten mit den USA voraussichtlich sowohl auf geostrategischem als auch au geoökonomischem Gebiet konkurrieren
werden. Von China und Rußland ist bekannt, da beide Staaten Gespräche über eine mögliche strategische Partnerschaft führen. Übe die Haltung Indiens in dieser Frage herrscht in hiesigen Kreisen hingegen bekanntlic geradezu sträfliche Unwissenheit.

Aufschlußreich für eine Einschätzung der indischen Sichtweise sind die Veröffentlichungen des indischen Instituts für Verteidiungsstudien und Analysen (IDSA) unter denen eine aufschlußreiche Arbeit von Gurmeet Kanwal zur "Neue Weltordnung" hervorsticht. Im Mittelpunkt der Überlegungen, die Kanwal anstellt steht das neue strategische Konzept der Nato in Washington, das von Nato-Generalsekretä Javier Solana vorgestellt wurde. Aus indischer Sicht stellt dieses Konzept eine Ar Freifahrtschein für sogenannte "Out-of-area"-Einsätze dar. Diese Ausrichtun sollte nicht nur in Rußland entsprechende Reaktionen hervorrufen, meint Kanwal, sonder auch in China und Indien. Dies deshalb, weil der Anspruch der Nato als global Interventionsgemeinschaft ein destabilisierendes Moment der "Neuen Weltordnung" darstelle.

Die zurückliegenden militärischen Einsätze der USA und ihrer Alliierten in Irak un Jugoslawien dürfte nach Ansicht Kanwals die Herausbildung eines nichtmilitä-rische indisch-chinesisch-russischen Dreiecks befördern. Möglich sei aber auch die Herausbildung eines "strategischen Dreiecks", wie es der ehemalige russisch Premierminister Primakow im Dezember 1998 vorgeschlagen hatte. Kanwal stellt weiter fest daß sich China im Hinblick auf den russischen Wunsch nach einer Beteiligung Indiens a einer strategischen Partnerschaft eher reserviert verhalten habe. Einen gewisse Durchbruch in dieser Frage brachte erst das Treffen einer indisch-chinesische Arbeitsgruppe im April dieses Jahres. Im Rahmen dieses Treffens erkannte China zum erste Mal ausdrücklich an, daß Indien eine wesentliche Rolle in einer zukünftige multipolaren Welt spielen werde. Kanwal schreibt den Wandel der chinesischen Sichtweis zum einen der Tatsache zu, daß Indien in die Reihe der Staaten mit Atomwaffen aufgerück sei. Zum anderen aber habe der Kosovo-Krieg aus Sicht der Chinesen die Notwendigkeit eine gemeinsamen indisch-chinesich-russischen Partnerschaft nochmals unterstrichen.

Der Kosovo-Krieg hat auch in Indien einen lebhaften Widerhall gefunden und dürfte in Hinblick auf eine mögliche indisch-russisch-chinesische Allianz als Katalysator wirken Insbesondere hat das Vertauen der Inder in die Funktionsfähigkeit der Vereinten Natione gelitten. So stellte z. B. K. Subrahmanyam in der Publikation "Times of India" vom 3. Mai dieses Jahres fest, daß sich die Uno seit dem Ende des Machtgleichgewichte zwischen den USA und der Sowjetunion zunehmend als überflüssig erweise. Sehe man einma von dem zerfallenen Rußland ab, sei die Uno unter die Herrschaft der USA geraten "Wenn diese Situation nicht eine Gefährdung der internationale Sicherheitsarchitektur darstellt, was dann?" fragte Subrahmanyam provokativ. In ei ähnliches Horn stößt A. P. Venkateswaran in der indischen Zeitung "Hindusta Times" vom 1. April dieses Jahres.: "Es ist überhaupt nicht abzusehen, was fü ein Ansehensverlust der Uno durch den eigenmächtigen Militärschlag der Nato entstande ist. Es wird sehr lange dauern, bis das frühere Vertrauen in die Uno bei ihre Mitgliedern wiederhergestellt sein wird."

Dessen ungeachtet gehen die indischen Analytiker vom IDSA davon aus, daß die Rolle de USA als einzige Supermacht in den nächsten zehn Jahren relativ unangetastet bleiben wird Dann aber werde sich zunehmend eine polyzentrische Weltordnung durchsetzen. Dies hieß aber nicht, daß die Rolle der USA bedeutungslos werden wird. Sie wird aber aus der Sich der Inder an Bedeutung erheblich verlieren. Stefan Gellne
 
     
     
 
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