A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Rassengeschichte Afrika

 
     
 
a) J u n g p a 1 ii o l i t h i k u m: Aus dem afrikanischen Kontinent liegen bis jetzt im Gegensatz zu den wesentlich reicheren kulturgeschichtlichen Funden, die eine weite Verbreitung des Menschen erfassen lassen, aus dem Jungpaläolithikum nur wenige Reste für die Anthropologie vor. Ist das einerseits mit durch die unterschiedliche Forschungsintensität bedingt, so wird man andererseits auch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen dürfen, daß das Auftreten des fossilen Homo sapiens in diesem Kontinent gegenüber Eurasien verspätet erscheint, wie überhaupt die Pflanzen- und Tierwelt Afrikas noch einen höheren Prozentsatz im Überleben entwicklungsgeschichtlich älterer Formen aufweist. Allerdings belegt der Fund von K a n j er a in Ostafrika (Paläanthropologie) die Anwesenheit von Vertretern der Präsapiensgruppe für eine relativ frühe Zeit, wenn auch schon in dieser Periode wie im Jungpaläolithikum und später die kulturelle Entwicklung gegenüber Eurasien allgemein etwas retardiert erscheint. Während der letzten Kaltzeit, in Afrika Pluvial, dürften die heutigen Trockengebiete und Wüsten weitgehend besiedlungsgünstig gewesen sein. Somit haben den damaligen Wildbeutergruppen und gleichzeitig oder etwas später erscheinenden Kul turen des höheren Jägertums ausreichend offene Landschaften zur Verfügung gestanden, die ein Eindringen in die Hylaea, die tropische Urwaldzone, nicht besonders notwendig machten. Aus diesem Bereich.liegen entsprechend geringere Nachweise für eine Erschließung durch den Menschen vor, während Weißafrika, d. h. Nordafrika bis zum Waldgürtel südlich der heutigen Sahara, der damals etwas nördlicher begonnen haben dürfte, über die offenen Gebiete und Hochsteppen Ostafrikas mit den entsprechenden Bereichen Südafrikas in ständiger Verbindung stand. Dafür sprechen auch gleichartige kulturgeschichtliche Befunde aus Weiß-, Ost- und Südafrika (z. B. Felszeichnungen). Die reichen kulturgeschichtlichen Hinterlassenschaften in diesen Gebieten, auch soweit sie heute besiedlungsfeindlich sind, sprechen für eine relativ hohe Bevölkerungszahl im Rahmen der damals ge- gebenen ökologischen Möglichkeiten und danach inneren bevöl- kerungsbiologischen Tragfähigkeit. Ein Vergleich der absoluten Datierungen in Afrika mit eurasiatischen Befunden ist nicht immer einwandfrei möglich, vor allem aber ist dabei zu beachten, daß das ost- und südafrikanische ,M i d d 1 e- S t o n e- A g e nicht mit Mesolithikum verwechselt werden darf, sondern noch in das obere Drittel des Paläolithikums gehört.

Aus Weißafrika liegen überhaupt keine eindeutig jungpaläolithischen Menschenreste vor. Der erste gesicherte Fund eines Skeletts vom fossilen Homo sapiens dieses Alters stammt aus Ostafrika.

Oldoway (Ostafrika) : 1913, sehr hohes Alter vermutet, jetzt 2. Hälfte Jungpaläolithikum, mit Klingenkultur. Großwüchsigschlank, hoher schmaler Langkopf, schmales Gesicht, geringe Vorkiefrigkeit, Formzüge ähnlich Combe Capelle.

N a i v a s h a (Kenya) : 1940, Skelett in altem Seeboden zusammen mit Kenya-Aurignacium. Alter nach Oldoway, repräsentiert gleichfalls langköpfigen Combe-Capelle-Typ.

F l o r i s h a d (Südafrika) : 1932, Schädelrest, nach Begleitfauna oberes Pleistozän (Middle-Stone-Age). Flachgewölbte Langform, fliehende Stirn, kräftig entwickelte Uberaugenregion (kein Torus), niedrige Augenhöhlen, Vorkiefrigkeit. Repräsentant früher Altschicht Homo sapiens, nichts Neandertalides. Formparallelen zu Australiden (Indonesien/Ozeanien).

Cape F l a t s (Südafrika) : 1929, wohl oberes Pleistozän, Reste mehrerer Individuen ähnlich Florisbad. Noch nicht späterer Boskoptyp, allgemein australiform.

B o r d e r C a v e (Südafrika) : 1941142, ausgehendes MiddleStone-Age, wenn nicht sogar Mesolithikum. Großmaßiger, relativ breiter Langkopf mit kräftiger Überaugenregion, breiter, fliehender Stirn, flacher Schädelwölbung. Nach Langknochenresten große Körperhöhe. Am besten zur australiformen Altschicht Südafrikas (Florisbad), auch wenn zeitlich eng an mesolithische Boskopgruppe herangerückt.

Die Menschenreste des M i d d l e- S t o n e- A g e aus Ost- und Südafrika lassen erkennen, daß auch in diesem Bereich die Aufgliederung in die modernen Großrassen erst spät einsetzt und besonders die ›- Negriden auch in Vorformen noch nicht zu fassen sind. Oldoway bietet zwar eine relativ progressive Form, sie gehört aber noch eindeutig zum fossilen Homo sapiens. Die südafrikanischen Funde repräsentieren dagegen eine unterscheidbar frühere Altschicht des Homo sapiens, die sich in diesem Rückzugsgebiet nur viel länger erhalten hat. Die absolut großen Maße des Schädels mit vielfach großer Stirnbreite, kräftiger Uberaugenregion und Niedrigkeit des Schädels werden auf der anderen Seite durch die niedrigen Augenhöhlen wie das entwickelte Relief des Mittelgesichts eindeutig vom Neandertaler abgesetzt, an den einzelne Autoren besonders Florisbad anschließen wollten. Die Verbreitung der kulturellen Hinterlassenschaften unterstreicht dabei eine weit größere Ausdehnung des Siedelgebietes dieser Altschicht, das vermutlich noch Teile Nordafrikas eingeschlossen hat. Der Boskopfund, der diese Gruppe fortzusetzen scheint, wird aber besser wegen unsicherer Datierung erst im folgenden Abschnitt behandelt.

b) Mesolithikum: Hier fließen die anthropologischen Quellen wesentlich reicher, besonders Weißafrika ist jetzt mit größeren Gruppen belegt. Wir dürfen für diese Zeit den saharischen Raum noch als voll besiedlungsfähig betrachten, die Austrocknung beginnt erst, nicht ohne unbewußte Nachhilfe durch den Menschen selbst (über seine Eingriffe in das natürliche Gleichgewicht), wesentlich später. Die wichtigsten Fundgruppen, von Norden beginnend, sind:

M e c h t a e l Ar b i (Algerien): 1907-23, Datierung nicht ganz sicher, statt Ende Jungpaläolithikum besser Mesolithikum. Reste von über 3o Individuen, großwüchsig, breite Langschädel, breit-niedrige Gesichter von beinahe viereckigem Umriß durch große Kieferwinkelbreite. Extremvariante des Cromagnontyps, als Mechtarasse abgetrennt.

A i n M e t e r c h e rn (Tunis) : 1948, ein Skelett. Am besten zu Cromagniformen, auch wenn teilweise bereits als Frühform der -~ Mediterraniden angesprochen. Dies bei unsicherer Datierung und danach Parallelisierung der Kulturstufen nur schwer zu sichern, Differenzierungsprozesse nur nach größeren Serien zu beurteilen.

A f a l o u B o u R h u m m e l (Algerien) : 1928/29, Skelettserie von über 5o Individuen. Extrem groß-grobwüchsige Population, Frauen mit auffällig geringem Körperhöhenunterschied zu Männern. Formzüge der Mechtagruppe, grob cromagniform. In isolierter Schicht etwas kleineres Skelett mit Anklängen an Asselar. Einige mäßige Kurzköpfe wohl nicht Beleg neuer Rasse, auch Endvariante der insgesamt breitschädligeren Cromagniden (Brachykephalisation).

Asselar: 1927, nördlich Nigerknie, ohne Begleitkultur, nach Fauna wohl mesolithisch. Skelett mittelgroß-groß, Schädel lang, hochgewölbt, breites Gesicht, vorgeschwungene Jochbeine, vorkiefrig. Trotz Anklängen an Negroides noch nicht negrid, genügend Züge der weniger ausdifferenzierten Altschicht (Boskop), in Nordafrika kulturell breiter belegt (Singa, Khartoum).

Singa (ägypt. Sudan): 1924, Schädel, vermutlich mesolithisch, noch nicht publiziert. Oft als negroid oder negrid bezeichnet, am besten noch zur Altschicht (Asselar).

Khartoum (Oberägypten) : 1944-45, Siedlungshügel mit 17 Bestattungen, mehr frühneolithisch als endmesolithisch. Negroide Züge erwähnt, Europides überwiegt aber, so daß diese Gruppe besser mit jüngeren dunkelfarbigen Europiden dieses Raums zu vergleichen (Beurteilung nach kennzeichnendem Merkmalskombinat).

I s h a n g o (belg. Kongo) : Seit 1936, westlich Albertsee, sehr fossilisierte Menschenreste, wohl mesolithisch. Bruchstücke von Schädeln, mehrere Unterkiefer und Gliedmaßenknochen verschiedener Individuen. Körperhöhe übermittelgroß, Schädelreste dickwandig, Unterkiefer massiv, breiter Ast, z. T. betonte, breite Kinnpartie. Vorerst noch der nicht voll ausdifferenzierten afrikanischen Altschicht des Homo sapiens zuzuweisen, noch nicht negrid .

E l m e n t e i t a (Ostafrika) : 1918-27, südlich Nakurusee, Reste von etwa 3o Individuen. Hochgewachsen, schmale Langköpfe, schmal-hohe Gesichter, nicht vorkiefrig. Europide, die zwischen Oldoway/Naivasha und den rezenten ausdifferenzierteren dunklen Europiden dieses Raums stehen dürften, dazu Altschicht.

G a m b l e s C a v e (Kenya) : 1927., unter Felsendach, 5 Individuen. Typenbild wie Elmenteit:-, europid, Altschichtanteile. Boskop (Transvaal) : 1913, sehr fossilisierter Schädelrest, leider nicht datierbar, ohne Begleitkultur oder -fauna. Da in Südaf rika weitere Reste dieser Formgruppe von mesolithischer Zeitstellung vorliegen, am besten in Zusammenhang mit diesen zu behandeln. Erhaltene Teile der Kalotte zeigen großen, massiven niedrigen Langschädel an Grenze zu mittellang. Umriß in Aufsicht pentagoniform. Ähnlichkeiten zum älteren Florisbad, aber trotz primitiver Züge auch zum Cromagnonkreis, repräsentiert Weiterleben der Altschicht Homo sapiens in Südafrika, die heute noch von den Khoisaniden vertreten wird (Matjes River, Fish Hoek, Springbock Flats, Zitzikama).

M a t j es R i v e r (Kapprovinz) : Unter Felsendach Reste von 18 Individuen. Begleitfauna läßt Datierung in Endpaläolithikum wie Mesolithikum zu. Boskoptyp.

F i s h H o e k (bei Kapstadt) : 1927-29, Höhle, kulturell Ende Middle-Stone-Age, 3 Individuen. Boskoptyp.

S p r i n g Ii o a k F l a t s (Zentraltransvaal) : Datierung nicht voll gesichert. Boskoptyp.

Z i t z i k a ei a (Kapprovinz): 1922, unter Felsendach, weder Begleitkultur noch -fauna, mesolithisch oder später, Reste von 5 bzw. 8 Individuen. Boskoptyp, Entwicklungstrend in Richtung Buschmann (Strandloopers).

Diese gedrängte Beschreibung der Menschenreste von den wichtigsten Fundstellen läßt erkennen, daß wir im Mesolithikum Afrikas mehrere deutlich voneinander abgesetzte Formgruppen vorliegen haben, die teilweise schon deutlich als Rassen abgegrenzt erscheinen. Insgesamt aber können wir feststellen, daß für die Großrasse der Negriden noch kein gesicherter Nachweis erbracht werden kann. Da das Mesolithikum klimatisch-ökologisch gerade die Jahrtausende einschließt, die zu den rezenten Bedingungen überleiten, wird die Sahara noch voll besiedlungsfähig gewesen sein und noch nicht jene Trennwirhung zwischen Weiß- und Schwarzafrika entfaltet haben wie später. Entsprechend ist es denkbar, daß die Kontaktzone zwischen frühen E a r o p i d e n und Negriden damals während der völligen Ausdifferenzierung beider Großrassenkreise relativ breit sein konnte und es deshalb heute schwerfällt, die systematische Aufgliederung in diesem breiten Gürtel einigermaßen sicher abzustützen. Kulturgeschichtlich wichtig ist ferner noch die Beobachtung, daß der Übergang zu den modernen Formen bewußter Nahrungserzeugung über Pflanzenbau oder Viehhaltung bzw. -zucht in Afrika relativ spät faßbar wird, sich die älteren Wirtschaftsweisen parasitären Wildbeutertums wie der höheren Jäger noch sehr lange erhalten haben. Das Mesolithikum ist demnach hier noch nicht so ausgeprägt Übergangsphase wie in bestimmten Bereichen Eurasiens.

Das französisch beherrschte und sorgfältig durchforschte Gebiet Weißafrikas hat bis jetzt die reichsten Menschenfunde erbracht. Das bestimmende Element ist hier die M e c h t a r a s s e, die eine verstärkte Ausprägung der C r a m a g n i d e n darstellt. Zeitlich dürfte sie weiter an die Neuzeit heranführen als entsprechende Formen in Europa. In beiden Geschlechtern sehr grob-großwtichsig, tendiert der massive Langschädel stärker zur Mesokranie, mit pentagoniformem Umriß. Das Gesicht ist breitniedrig mit kräftig entwickelter Überaugenregion, tief eingesattelter Nasenwurzel, breiter Nasenöffnung, niedrig-rechteckigen Augenhöhlen, breiter Wangenpartie und eckigem Gesichtsumriß durch betonte Kieferwinkelbreite. Das Kinn ist zumeist breit und betont, das Gesamtgesicht außerordentlich kräftig reliefiert. Einzelne der Schädel gehören mit ihrem Längenbreitenindex in den Bereich der Kurzköpfigkeit hinein, die Werte sind aber nicht hoch genug, um daraus auf das Vorhandensein einer eigenen Kurzkopfrasse schließen zu können, sondern dürfen ebenso als Endvarianten der durchschnittlich breitschädligeren Cromagniformen angesehen werden, wie sie beginnende B r a c h y k e-p h a 1 i s a t i o n belegen. Einzelne feinere Langkopfformen dieses Raumes werden von manchen als P a 1 ä in e d i t e r r a n e eingestuft. Solange aber nicht ausreichend kulturelle Zuströme aus Bereichen nachgewiesen werden können, in denen solche Formen damals bereits vorherrschen, ist darin Zurückhaltung geboten.

Die Mitte Weißafrikas ist bis jetzt fundleer, auch das im Neolithikum sehr bald dichtbevölkerte Niltal hat im Unterlauf noch keine Menschenreste erbracht, obwohl es auch sicher zu dieser Zeit bereits besiedelt war. Dagegen haben wir aus dem Oberlauf zwei Fundstellen, deren Reste aber nicht einheitlich beurteilt werden. Das etwas ältere S i n g a zeigt zwar in den Gliedmaßenproportionen wie am Schädel Züge, die auch als negroid gedeutet werden können, ein Anschluß an die breite Altschicht des Homo sapiens ist aber wahrscheinlicher, zumal diese kulturell auch in Nordafrika verbreitet nachgewiesen ist und aus Felszeichnungen körperliche Züge erkennen läßt, die auf die heutigen K h o i s a n i d e n Südafrikas hindeuten. K h a r-t a a tn, altersmäßig an der Grenze zu frühem Neolithikum, belegt in seiner umfangreicheren Serie im gesamten Merkmalskombinat überwiegend Europides, was erlaubt, diese Population zu den Europillen zu stellen, zumal gewisse Formzüge am Schädel wie am Gliedmaßenskelett vielleicht besser als noch primitiv denn als spezialisiert negroid einzustufen sind, solange frühe Vollnegride für diese Zeit nicht nachgewiesen werden können. Das gleiche gilt für Asse 1 a r. Dieses Skelett nördlich des Nigerknies stammt zwar aus einem Raum, der direkt an den Klimagürtel anschließt, der höchstwahrscheinlich das Entwicklungsgebiet der Negriden enthält, ist aber noch nicht ausdifferenziert genug, um eine sichere Zuordnung zu erlauben. Schädelform, Nase, Wangenbreite und Vorkiefrigkeit allein sind noch nicht typisch genug und lassen sich ebensogut aus einer Zugehörigkeit zur Altschicht deuten.

Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang die Reste von I s h a n g o aus dem Nationalpark im Kongogebiet. Höchstwahrscheinlich mesolithischen Alters, belegen sie erstmalig den Menschen mit anthropologisch verwertbaren Resten am Ostrande der Hylaea, der tropischen Urwaldzone. Es darf dabei nicht überraschen, daß wir hier auch noch keine ausdifferenzierte Form oder Merkmalskombination vorfinden, da ja von vornherein wahrscheinlich ist, daß in den ökologisch als Lebensraum weniger günstigen Bereich der Hylaea selbst immer wieder Gruppen der Altschicht abgedrängt worden sind (später

Pygmäen), die sich im Daseinskampf der lebensgünstigeren offenen Landschaften in der Konkurrenz zu entwickelteren Gruppen nicht behaupten konnten. Die erfaßbare Merkmalskombination belegt eindeutig, daß wir auch hier keine frühen Negriden vorliegen haben, deren Entwicklungsraum erst recht nicht in der Hylaea selbst gesucht werden darf, aber auch nach der Länge der erhaltenen Gliedmaßenknochen noch keine Pygmäen oder auch nur Pygmoiden. Intensivere Forschung wird uns hoffentlich auch einmal aus der Hylaea, diesem der Erhaltung von Knochenmaterial sehr ungünstigen Raum, anthropologisch verwertbare Reste erbringen, die unser Urteil begründeter fassen lassen.

Aus Ostafrika liegen dagegen mit E l m e n t e i t a und G a nm b l e s C a v e ausreichende Serien vor: schlanke großwachsige Langköpfe mit schmalen Gesichtern, die eindeutig zu den dunkelfarbigen Europiden hinführen, die heute noch in diesem Raum in starken Anteilen leben, wenn wir auch annehmen müssen, daß die rezenten europiden Populationen (Äthiopide) erst wieder in diesen Bereich eingeströmt sind, ein direkter Zusammenhang also nicht gesichert werden kann.

Der Südteil A f r i k a s belegt aber eindeutig nur das Vorhandensein von Vertretern der Altschicht des Homo s a p i e 11 s, die immer wieder in diese Endlage abgedrängt wurde und heute in ihren letzten Vertretern auf die Trockengebiete des Südwestens beschränkt ist. Damals hatte sie aber noch einen großen Lebensraum mit viel günstigeren Bedingungen inne, kulturelle Hinterlassenschaften wie morphologische Ziige von Felszeichnungen sprechen für eine noch viel größere Verbreitung bis Nordafrika. Die Schädel sind sehr groß und lang, niedrig gebaut, mit kräftiger Überaugenregion, und überraschen durch sehr hohe Schädelkapazität, Gliedmaßenreste verweisen, soweit verwertbar, auf übermittelgroße Körperhöhe, nur bei späteren Resten liegen Gliedmaßen mit Anzeichen von beginnendem Kleinwuchs vor (Strandloopers), der zu den rezenten Buschmännern führen kann. Kleinwuchs ist übrigens auch auf Felszeichnungen zu erkennen, nur ist deren Datierung nicht so eindeutig, daß man diese morphologische Spezialisierung bereits mesolithisch sichern könnte. Dagegen besteht kein Zweifel, daß der Fettsteiß, die S t e a t o p y g i e, bereits für diese Zeit als vorhanden vorausgesetzt werden darf, zumal er uns auch aus Knochen- und Steinskulpturen der europäischen höheren Jäger bekannt ist, die morphologisch schon nicht mehr zu einer entsprechenden Altschicht des fossilen Homo sapiens gestellt werden können. In Südafrika gehört er aber neben seiner ökologisch bedingten Funktion eindeutig zum Merkmalskombinat der australiformen Altschicht (62).

c) Neolithikum bis Neuzeit: Diese 6000 Jahre gehören klimatisch bereits zur Jetztzeit, großräumige Verschiebungen der Klimazonen gegeneinander haben wohl nicht mehr stattgefunden, wenn auch die Austrocknung der Sahara wie der Trokkengebiete Südwestafrikas in dieser Zeit fortschreitet. Allerdings dürfte dabei, wie schon einmal erwähnt, der Mensch selbst wesentlich mitbeteiligt sein. Auf jeden Fall wird dadurch in Weißafrika die geschlossene Besiedlungszone der Europiden aufgelöst und ihr Südrand einem verstärkten Einfluß

der benachbarten Großrasse der Negriden ausgesetzt. Zwar sind die dortigen Europiden nicht vollständig von dem nördlichen Bereich isoliert, aus dem immer wieder neue Wellen nachstoßen, doch sind diese biologisch nicht mehr stark genug, um die Zerfaserung des südlichen Europidengürtels aufzuhalten. Biologisch spricht dabei noch mit, daß durch die Einführung von Negersklaven eine zusätzliche Verstärkung des natürlichen biologischen Drucks dieser Großrasse herbeigeführt wurde. Gleichzeitig vollzog sich eine entscheidende Änderung der Wirtschaftsweisen. An die Stelle des noch parasitären Wildbeutertums oder der höheren Jäger tritt mehr und mehr bewußte Nahrungserzeugung mit zum Teil städtischen Zentren. Für die Negriden wird man in erster Linie Pflanz en b au im Feuchtsteppengürtel anzunehmen haben, der dann mit Rodungsinseln langsam auch die Hylaea erschloß, während die südlichen Europiden in erster Linie sehr bald überwiegend H i r t e n n o m ad e n mit Rinderzucht gewesen sein dürften, wobei sich in der Sahara Reittiere und Kleinviehzucht mehr und mehr in den Vordergrund drängten. Die Altschicht in der Hylaea wie die südafrikanischen K h o i s a n i d e n bewahren dagegen weitestgehend die überkommenen parasitären Wirtschaftsweisen des Wildbeutertums wie Jägertums.

Liegen uns über Weißafrika schon aus früher Zeit neben Skelettserien auch authentische Nachrichten von Zeitgenossen über die verschiedenen Völker und ihr Aussehen vor, so schweigen unsere Befunde über den Kernraum Afrikas mit geringen Ausnahmen noch für lange Zeit, und auch die modernen anthropologischen Forschungsergebnisse sind längst nicht ausreichend gründlich und dicht genug angesetzt, um über die Negriden und ihre verschiedenen Rassen mehr als einige Grundzüge darbieten zu können. Auch die Nachbarwissenschaft der Völkerkunde kann mit ihren Kriterien nicht wesentlich klärend beitragen, da die ständige Bewegung die einmal durch die Nachbarschaft von Großreichen im Norden und Nordosten des Kontinents wie durch die Austrocknung der Sahara zu sich vielfältig überschichtenden und durchmischenden Bewegungen von Kulturelementen wie Populationen geführt hat bis jetzt nur in Teilen im historischen Ablauf geklärt scheint. So ist wohl für die Randgebiete im Norden, Osten und Süden ein etwas klareres Bild zu gewinnen, aber der zentrale Kernraum, zugleich mit der Hylaea Rückzugsgebiet für anthropologische wie kulturelle Altschichten, kann in seiner rassengeschichtlichen Entwicklung und Gliederung noch kaum gedeutet werden. Dazu bietet seine geographische Gestaltung mit dem Neben- und Übereinander von Klima- und danach ökologischen Wirtschaftszonen einen weiteren Grund für die verwirrende Vielfalt im Mosaik der Populationen wie ihres kulturellen Besitzes und ihrer Lebens-und Wirtschaftsweisen. All das unterstreicht nur wieder die Beobachtung, daß Rassengeschichte Bewegung ist, besonders wenn ihr, wie beim Menschen, durch bewußte Nahrungserzeugung und danach wirtschaftliche Spezialisierung neue bevölkerungsbiologische Impulse aus der zunehmenden inneren Tragfähigkeit bestimmter Räume, wie der historisch-kulturellen Dynamik zahlenmäßig begrenzter.Herrenschichten, zuwachsen.

Am Nordrand Weißafrikas finden wir nun im Westen in den Bergländern wie auch den anschließenden Teilen der Sahara überwiegend B e r b e r i d e, eine Fortsetzung der M e c li t arasse bzw. der Cromagni f armen, die zum größten Teil dunkle Komplexion mit mittelheller Haut zeigen, aber auch beachtenswerte Anteile mit Aufhellung von Haar- und Augenfarben enthalten. Diese können nur in begrenztem Maß auf nachchristliches Einströmen von Nordiden (etwa Vandalen) zurückgeführt werden, sondern unterstreichen die allgemeine Fähigkeit zur Aufhellung, die bereits vorher durch Nachrichten aus weit früheren Zeiten belegt ist. Diese Berberiden reichen an der Westküste Nordafrikas relativ weit nach Süden und haben mit einer besonders cromagniden wie aufgehellten Gruppe auch die Urbevölkerung der Kanarischen Inseln, die G u a n c h e n, gestellt. Manche Forscher bezeichnen dieses hochwüchsig-langköpfige und vielfach lang-breitgesichtige Formelement auch als E u r a f r i k a n i d e.

Neben den Berberiden sind auch reichlich - M e d i t e r r a n i d e vertreten, die sich im Laufe der ständigen Bevölkerungsverlagerungen um das Mittelmeer herum hier in den Kernbereich der Berberiden hineingeschoben haben. Das phönizische Siedlungszentrum um Karthago mit seinen westlichen Außenposten hat dabei überwiegend ostmediterrane Langköpfe zugeführt, der Anteil steilhinterhäuptiger Kurzköpfe aus Vorderasien ist wenig auffällig und wurde auch in römischer Zeit nicht besonders verstärkt. Nach Osten hin nehmen die kleinwüchsigeren mediterranen Langköpfe anteilsmäßig weiter zu, im Inland durchsetzt von O r i e n t a l i d e n, die durch arabische Stämme seit dem 7. Jh. n. Chr. in verschiedenen Wellen in diesen Raum gebracht wurden und sich besonders in der Sahara reiner erhalten haben. Das Niltal, für das wir aus früher Zeit ausreichend Skelettserien besitzen, belegt mit diesen Populationen einen überwiegenden Anteil kleinerer, schmalgesichtiger mediterraner Langköpfe neben dem großwiichsigeren cromagniformen Element, was vermutlich auch besonders stark unter den westlichen Nachbarn (Unter-) Agyptens, den L i h y er n , vertreten war.

Nach Süden beginnen dann dunkelfarbigere hochwiichsige Langköpfe vorzuherrschen, die uns auch bereits aus alten Darstellungen bekannt sind, aber noch eindeutig zum e u r o p i d e n Großrassenkreis gehören. Allerdings lassen einzelne ägyptische Darstellungen schon frühzeitig echte Negride erkennen, die wohl schon damals als Sklaven in diesen Raum verhandelt wurden. Ihr Anteil bleibt aber biologisch unwesentlich, die merklichere Dunkelfarbigkeit der Ägypter beruht in erster Linie auf dem jahrtausendelangen engen Kontakt mit dem Reich der Nubier, das im heutigen ägyptischen Sudan gelegen war. Stärkere Zuströme negrider Erblinien erfolgten erst in nachchristlicher Zeit, als unter islamischer Herrschaft der Sklavenhandel verstärkt wurde. Dieser ist, besonders nach Einführung des Dromedars, auch für die negriden Einschüsse im mittleren und westlichen Weißafrika verantwortlich.

Je weiter wir südlich kommen, desto dunkler wird auch bei den Europiden dieses Bereichs die Komplexion, d. h. die Farbe von Haut, Haar und Augen. Diese Anreicherung dunkler Mutanten ist das Ergebnis klimatisch bedingter -; Selektion als Strahlungsschutz und findet seine Entsprechung bei den anschließenden Negriden. Die Zuteilung der abgrenzbaren Einzelrassen zu der einen oder anderen Großrasse ist nicht einheitlich und schwankt je nach dem Gewicht, das von den verschiedenen Autoren einzelnen Merkmalen, wie Hautfarbe, Haarform, Lippenbildung, Nase, Gliedmaßenproportionen, im gesamten kennzeichnenden Merkmalskombinat zugesprochen wird. Wir haben höchstwahrscheinlich in dem gesamten Gürtel, der als Übergang von der Steppe zur Feuchtsteppe keine deutlichen ökologischen Grenzen aufweist, eine breite und alte Kontaktzone zwischen den Vorstufen der zwei modernen Großrassen vorliegen, was schon bei ihrer Ausdifferenzierung statt zu einer deutlichen geographischen Isolation eher zu ständigem Genaustausch geführt haben mag. Diese Arbeitshypothese könnte einigermaßen zwanglos zu einer Erklärung der Beobachtung führen, daß wir bei der systematischen Beurteilung der in der Kontaktzone lebenden Populationen nicht eindeutige Grenzen ziehen können, sondern ein Überlappen bestimmter Merkmale beider Großrassen feststellen müssen. Erschwerend wirkt dabei, daß die äußerlich so kennzeichnenden Merkmale am Schädel und Körperskelett nicht zu fassen sind und wir von beiden Seiten am Außenrand der zwei Großrassen im Durchschnitt nur weniger ausdifferenzierte Merkmalskombinationen im Kontakt vorfinden, wobei z. B. für die westlichen Negriden besonders kennzeichnende Merkmale, wie etwa die Bombenstirn als vermutlich junge Spezialisierung, noch nicht auftreten. Das wirkt sich besonders bei der Beurteilung mesolithischer und neolithischer Skelettreste erschwerend aus. Weiterhin wird die Durchmischung in der Kontaktzone noch dadurch verstärkt worden sein, daß die zunehmende Austrocknung der Sahara die südlichen Europiden dieses Raumes immer wieder und immer mehr in den Siedelbereich der Negriden hineinschob. Daraus ergab sich in jedem Falle eine starke Zerfaserung der Europiden wie des Nord- und Nordostrandes der Negriden.

Wir halten uns hier an die Definitionen v. E i c k s t e d t s, der auch von Kontaktrassen spricht, aber das Europide dabei stärker betont. Der Begriff Kontaktrasse unterstreicht in seiner Formulierung die Tatsache, daß bestimmte Merkmale wie etwa krauses Haar, (Wuls t-) Lippen mit abgesetztem Schleimhautsaum und sehr dunkle Hautfarbe, die für sich genommen als negride Merkmale angesehen werden können, sich innerhalb der Populationen nicht mendelnd verhalten, also aufspalten, sondern zum kennzeichnenden Merkmalskombinat auch der dunkelfarbigen Europiden (Äthiopiden und Nilotiden) gehören können. Sie müssen also schon sehr lange in den Genbestand dieser Rassen eingebracht worden sein, wofür weiter oben als Arbeitshypothese eine Erklärung versucht wurde.

Die A t h i o p i d e n legen sich als breiter Gürtel von Westafrika an bis nach Ostafrika um den Kernraum der Negriden. Kennzeichnend für sie ist hoher und schlanker Wuchs mit schmalem Becken, ein schmaler Langkopf mit schmal-hohem Gesicht, betontem Kinn und nur bei einzelnen Gruppen geringer Vorkiefrigkeit. Die Hautfarbe kann bis zu sehr dunklem Braun gehen, die Haare sind vielfach auch kurz und kraus, die Lippen zwar zumeist schmal, zeigen aber teilweise auch den deutlichen negriden Saum. Die Nase ist zumeist hoch und schmal, teilweise auch hakig gebogen (östliche Äthiopide). Diese Bildung besonders in Nordostafrika kann vielleicht auch auf.Einschüsse aus Arabien zurückgeführt werden, es sind dafür besonders aus nachchristlicher Zeit mehrere Wellen belegt. Äthiopide finden sich als Herrenschichten (Rindernomaden) von relativ begrenzter Zahl bis weit südlich in Ostafrika, Tiber breiten negriden Unterschichten, ja sogar bis nach Nordrhodesien hinein. Letzter Ausläufer derartiger Bewegungen waren die Herero in Südwest, sogar bei den Hottentotten sind solche Einschläge nachweisbar. Umgekehrt finden wir auch in Ostafrika noch deutlicher K h o i s a n i d e s unter einzelnen Stämmen, was die früher weit nördlichere Verbreitung dieser Altschicht belegt. In Ostafrika kann man vorn Küstenbereich nach dem Inland zu abnehmend gleichfalls o r i e n t a l i d e Einschüsse feststellen, die auf langdauernde Kontakte mit der arabischen Halbinsel verweisen und neben Handelsbeziehungen besonders durch die Sklavenjagd bedingt sein können. Die N i l o t i d e n im Obernilgebiet sind eine Kontaktrasse, bei der der negride Anteil noch höher liegt (Haarform, Lippen, Hautfarbe), sie fallen aber durch besonders große Körperhöhe und den betonten Schlankwuchs heraus.

Der Entstehungsraum der Negriden kann immer noch nicht voll gesichert werden. Die Völkerkunde nimmt an, daß es bereits eine alte negride Steppenjägerschicht gegeben haben müsse. Demgegenüber ist zu betonen, daß der Annahme einer solchen negriden Altschicht gewisse Bedenken gegen die Möglichkeit einer starken Anreicherung der Dunkelkomponente in der Komplexion vorgebracht werden müssen, die vielleicht besser auf den Feuchtsteppenbereich lokalisiert werden könnte. Dort haben wir heute in den Sudaniden die erste vollnegride Rassengruppe vorliegen, die besonders im westlichen Guinea ihre stärkste Ausdifferenzierung zeigt. Sie ist gekennzeichnet durch mehr mittlere Körperhöhe, teilweise mit relativ großer Länge von Unterarm und Unterschenkel. Der Schädel ist lang, oben schmäler und zeigt eine betonte Bombenstirn (Mittelteil vorgewölbt). Die Nasenwurzel wie die Nasenöffnung sind breit, die Nase fleischig, die Wangenbreite groß, dazu kommen Vorkiefrigkeit und ein weniger betontes Kinn sowie die ausgeprägten Wulstlippen. Die Farben sind allgemein dunkel, das Haar kurz und eng-kraus. Vom Feuchtsteppengürtel sind diese Negriden dann auch süd- und südostwärts in die Hylaea eingedrungen. Dort fällt aber für das Kongogebiet und Angola auf, daß der Körperbau anders ist, der Rumpf ist relativ lang, die Gliedmaßen •kürzer, es überwiegen untersetztere Typen. Man hat diese Rasse als P a l ii n e g r i d e bezeichnet, doch ist zu bezweifeln, ob es sich hier wirklich um eine negride Altform sensu stricto handelt, wenn auch anzunehmen ist, daß in den Kernraum der Hylaea weniger deutlich ausdifferenzierte Gruppen der Altschicht des Homo sapiens abgedrängt wurden.

Dafür sind die afrikanischen Pygmäen ein besonders gutes Beispiel. Diese sind zwar heute weitgehend negrid aufgekreuzt, gehören aber eindeutig zur Altschicht des Homo sapiens vor der Aufgliederung in die drei Großrassen. Wir finden Splitter in den Waldgebieten bis nach Westguinea, besonders aber beiderseits des Kongo und die zahlenmäßig stärksten und reinsten Gruppen im Iturigebiet. Nach diesen werden die afrikanischen Pygmäen (Pygmäenproblem) gern auch als B a m b u t i d e bezeichnet. Von ausgesprochenem Kleinwuchs, Körperhöhe der Männer im Mittel unter 145 cm, sind sie langrumpfig und kurzgliedrig. Der Schädel ist relativ groß mit steilerer Stirnstellung und tendiert zur Brachykranie, das Gesicht ist niedrig mit sehr breiter Nase. Bei den Haaren fällt auf, daß sie auf dem Kopf in kleinen Gruppen zusammenstehen können, deren Einzelhaare eng miteinander verflochten sind (Extremform des Pfefferkornhaares). Die Körperbehaarung ist relativ reichlich (im Gegensatz zu den körperhaararmen Negriden). Die Hautfarbe ist wesentlich heller, ein gelbliches Braun, Haar und Augen aber dunkel. Die einzelnen Zwergpopulationen zeigen trotz unterschiedlicher negrider Beimischung in ihrem eigenen Merkmalskombinat so viel Sonderzuge, daß man eine längere Isolierung der einzelnen Populationen untereinander voraussetzen darf, was sich allein schon aus den erschwerten Verkehrsbedingungen in der Hylaea herleitet. Die kulturelle Verarmung ist sicher erst eine sekundäre Erscheinung, die sich aus dem Abdrängen in den Urwald ergibt. Abschließend sei noch einmal betont, daß die Pygmäen trotz ihrer deutlichen morphologischen Anklänge an Formzüge der Altschicht des Homo sapiens in ihrer gegenwärtigen Merkmalskombination gleichfalls eine späte und ausgeprägte Spezialisierung darstellen und nichts dazu berechtigt, sie als eine Urform des Menschen anzusprechen.

Die Negriden im Osten und Südosten Afrikas sind schon frühzeitig von den europäischen Beobachtern des Entdeckungszeitalters als gegenüber den westafrikanischen Negriden abweichend empfunden und dementsprechend anders benannt worden: K a f fern. Daher leitet sich auch die Rassenbezeichnung Kaf.ride durch v. E i c k s t e d t ab. In den Süden Afrikas sind sie erst in der Neuzeit vorgedrungen, vielfach erst im 18. und 19. Jh.! Alte negride Reste sind dort bestenfalls die südwestafrikanischen B e r g d a m a s, die aber stärkere khoisanide Anteile aufgenommen haben, jedoch deutlich dunkelfarbig sind. Ein sicherer Anschluß dieser negriden Altrasse (?) an die nördlichen Negriden ist aber z. Z. noch nicht möglich.

Die ehemals weitverbreitete Altschicht der Khoisaniden ist heute auf den Westen Südafrikas beschränkt. Der zusammenfassende Name setzt sich aus der Eigenbenennung Khoikhoin für die Hottentotten und San für die Busch manner zusammen. Letztere haben weitgehend die alte Wildbeuterlebensweise beibehalten, .während die Hottentotten schließlich Hirtennomaden geworden sind. Beide sind durch eine gelbbräunliche Hautfarbe gekennzeichnet. Die Hottentotten zeigen mittlere Körperhöhe, während die Buschmänner kleinwüchsig sind, jedoch im Mittel nicht die geringen Werte der Bambutiden (Männer unter 145 cm) erreichen. Der Kleinwuchs der Buschmänner dürfte eine relativ junge Erwerbung sein. Wir kennen ihn zwar bereits von vielen Felszeichnungen, die aber nicht sicher datiert werden können. Faßbar wird er in ersten Andeutungen gegen Ende des südafrikanischen Mesolithikums, bei den sog. S t r a n d l o op e r s (Zitzikama). Er ist sicher eine eigenständige Entwicklung, wie insgesamt die Buschmänner nicht zu der Urwaldform der Bambutiden gestellt werden können, wenn beide auch auf den gemeinsamen Genpool einer frühen Altschicht des Homo sapiens zurückgehen dürften. Kennzeichnend ist für die Khoisaniden insgesamt bei den Frauen eine merkliche Achselständigkeit der Brust, dazu die auch bei den Hottentotten häufigere Fettsteißbildung (Steatopygie), verbunden mit einer ausgeprägten Lendenlordose (Einbiegung der Wirbelsäule). Besonders auffallend ist bei den Buschmännern die Vorwärts-Aufwärtsstellung des Penis. Das Haar steht bei den Khoisaniden auf dem Kopf enger in Gruppen zusammen und ist stark zusammengedreht, so daß zwischendurch die Kopfhaut sichtbar werden kann (fil-fil). Ein besonders herausfallendes Merkmal ist ferner die Ausbildung der Deckfalte des Augenlids, die an Mongolides erinnert. Aus Bastardpopulationen (Rehobother Bastards) mit Europiden wissen wir aber, daß sich dieses Merkmal rezessiv vererbt, während es bei den Mongoliden dominant weitergegeben wird. Auch aus diesem Grunde kann man v. Eickstedt nicht zustimmen, wenn er die Khoisaniden der mongoliden Großrasse anfügen will. Sie sind eine selbständige Rassengruppe und können sinnvoll nur aus der afrikanischen Altschicht der primitiven Europiden hergeleitet werden, was ja auch aus der Abfolge der Altfunde in Südafrika hervorgeht. Am Gesicht muß noch hervorgehoben werden, daß einer betonten Wangenbreite eine wesentlich geringere Kieferwinkel-breite gegenübersteht, wodurch ein vielfach niedriges Spitzgesicht sehr eigenständiger Prägung entstanden ist.

Abschließend sei noch kurz das Typengemenge Madagaskar s erwähnt. Das dort vertretene negride Element dürfte erst relativ spät auf diese Insel gelangt sein, da die Meeresstraße zwischen Afrika und Madagaskar nach Kriterien der Völkerkunde mit den Fahrzeugen der Neger nicht zu überwinden war. Der Hauptteil der Bewohner Madagaskars wird von seetüchtigen P a l ä m o n g o l i d e n gestellt, die vermutlich von Indonesien, aber auch Hinterindien und Südindien (europide [Dunkel-] Komponente) mehrfach dorthin gelangt sein können. Außerdem findet sich 0 r i e n t a l i d e s, was mit den Arabern nach Madagaskar gekommen sein dürfte, die vermutlich auch für das Einbringen der Negriden verantwortlich sind. Die Anteile der verschiedenen Rassengruppen an den einzelnen Populationen wechseln stark, die alte indonesische Herrenschicht ist besonders häufig noch unter den Howas vertreten.

Zum Schluß muß noch einmal gesagt werden, daß über die den Schwarzen Erdteil kennzeichnende Großrasse der Negriden noch nichts Endgültiges gesagt werden kann. Es liegen zwar schon viele Einzeluntersuchungen vor, aber die verwirrende Vielfalt verbietet z. Z. noch eine exaktere zusammenfassende Schau. Deshalb wurde bewußt vermieden, das einzelne Rassen kennzeichnende Merkmalskombinat abgegrenzt darzulegen, weil das im Augenblick unsere wissenschaftlichen Möglichkeiten noch überfordert.

Man wird insgesamt sagen dürfen, daß es den Neger schlechthin nicht so eindeutig gibt, wie man etwa Europide und Mongolide als Großrassen mit einigen wenigen Merkmalen abgrenzend umschreiben und gegeneinander absetzen kann. Das dürfte damit zusammenhängen, daß nach Norden und Osten keine deutlichen geographischen Schranken vorhanden waren, die den Entstehungskernraum der Negriden eindeutig für länger abschirmen und isolieren konnten. Darüber hinaus dürfte außerdem die Großrasse der Negriden entwicklungsgeschichtlich vielleicht die jüngste sein, die nur in Guinea (Westafrika) zu vielseitiger abgrenzender Eigenprägung gelangt ist. In den anderen Gebieten ist sie wohl schon relativ frühzeitig ohne volle Ausdifferenzierung ihrer Eigenprägung mit verbreiteten europiden oder Altschichtpopulationen zusammengetroffen. Daraus haben sich mehr oder weniger einseitige Kontaktrassen entwikkelt, ähnlich der europid-mongoliden Kontaktzone in Südsibirien und Mittelasien. Besonders auffällig ist aber für Afrika der relativ hohe Anteil aus dem Merkmalskombinat der Altschicht, den man bei einem Vergleich von Rassenbildern aus dem gesamten heutigen Bereich der Negriden in Afrika wie auch der südlichen und südöstlichen Europiden dieses Kontinents immer wieder feststellen kann. Er rührt sicher nicht erst von Beimischungen der rezenten spezialisierten Vertreter der Altschicht (Khoisanide, Bambutide) her, sondern aus früheren Perioden, in denen die langsame Änderung der Wirtschaftsweisen ein Nebeneinander wirtschaftlich moderner und konservativer Populationen ermöglichte. Letztere wurden dann mehr und mehr aufgesogen und können entsprechend ihren Anteilen noch in der Merkmalskombination der einzelnen Mendelpopulationen sichtbar werden.
 
     
     
 
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