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          Die auflagenstärkste russischsprachige     Königsberger Tageszeitung, "Kaliningradskaja Prawda", wartete jüngst mit einer     brisanten Nachricht auf. Sie druckte einen vertraulichen Brief des Gouverneurs des     Königsberger Gebiets, Leonid Gorbenko, an den Präsidenten Rußlands, Wladimir Putin, ab.     Inhalt der Botschaft Gorbenkos waren seine Sorgen um das Königsberger Gebiet für den     Fall, daß Polen und Litauen beide Nato- und EU-Mitglieder    sein werden. Bemerkenswert ist     dabei, daß der Brief Gorbenkos sich keineswegs vor allem um sicherheitspolitische     Probleme des Königsberger Gebiets Gedanken macht, sondern seine Bedenken der     wirtschaftlichen Entwicklung gelten. 
       Allgemeines Erstaunen rief beispielsweise sein in dem Brief an Putin enthaltener     Vorschlag hervor, alle großen Firmen und Aktiengesellschaften des Gebiets zu einer in     hundertprozentigem staatlichem Besitz befindlichen Aktiengesellschaft unter der Leitung     der Gebietsverwaltung zusammenzulegen. Darunter würden unter anderem die     Energieversorger, das Bernsteinkombinat, die große Jantar-Werft, der Fischereihafen und     viele andere Großbetriebe fallen. Gorbenkos Vorschlag: Diese gro-ße staatliche     Super-Aktiengesellschaft  de facto vom Gebietsgouverneur selbst geleitet      solle die wirtschaftliche Zukunft des Königsberger Gebiets sichern. Kommentar in der     "Kaliningradskaja Prawda": "Das hatten wir doch schon mal  siebzig     Jahre lang
"
       Der Hintergrund der Forderungen Gorbenkos ist nicht schwer zu durchschauen: Gouverneur     Gorbenko möchte sich eine unangreifbare Position hinsichtlich seiner wirtschaftlichen     Ressourcen verschaffen und damit die politisch alleinbestimmende Kraft im nördlichen     Ostdeutschland sein. Bislang steht Gorbenko in einem unentwegten politischen Kampf mit dem     Parlament, der Gebietsduma und den wichtigsten kommunalen Größen. 
       Der Plan Gorbenkos, eine einzige riesige Staats-AG zu schaffen, scheint indes außer     den persönlichen Bedürfnissen des Gouverneurs wenig andere Interessen berücksichtigt zu     haben. So bleibt die Frage, was mit den bisherigen Aktionären der bestehenden     Aktiengesellschaften werden soll. Merkwürdig ist weiterhin die Tatsache, daß in den     geplanten Staatskonzern auch Firmen einverleibt werden sollen, die bislang im     Königsberger Wirtschaftsleben nur eine untergeordnete Rolle spielen, deren Besitzer aber     bekanntermaßen zum Freundeskreis des Gouverneurs gehören. Darunter befinden sich auch     Unternehmer, von denen es die Königsberger Spatzen vom Dach pfeifen, daß einige von     ihnen zur kriminellen Szene zu rechnen seien. BI
 
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