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          In meinen ganz jungen Jahren bin ich oft hier gewesen.  Meine Eltern liebten die Ruhe und den Frieden hier. Ich sah die Grabsteine mit  den russischen Namen und dem etwas anderen Kreuz und fragte, weshalb die hier  ruhen. Mein Vater sprach vom Krieg. Ich hörte und fragte: „Warum?“
   Und dieses warum ist bis heute geblieben.
   Ich mußte selbst einen häßlichen Krieg erleben, war lange  fort, dann ab und zu wieder hier. Es war alles anders geworden.
   Wir Menschen haben uns schmerzende Wunden zugefügt, die  zwar langsam verheilten. Es blieben aber Narben und die werden zur Heilung    noch  lange brauchen. –
   Auch dieser Friedhof erlitt schwere Wunden, blieb aber doch  als Waldfriedhof erkennbar. Seine Narben sind die zahlreichen Soldatengräber, in  denen Menschen von vier Nationen ruhen. Bei meinem ersten Besuch bat ich um die  Erlaubnis, hier eine kleine bescheidene Gedächtnisstätte für „Unsere Toten“  erstellen zu dürfen. Unter dem damaligen Oberbürgermeister Valery Bedjenyschnich  erhielt ich diese. In einer schnellen und verständnisvollen Vereinbarung mit dem  damaligen Stadtpräsidenten Kapranow wählten wir das noch bessere Wort: „Allen  Toten“.
   Hilfe erhielten wir von russischen Bürgern, die ich hier  leider nicht alle nennen kann. Stellvertretend erwähne ich hier Natalja  Ponomarjewa und ihren Ehemann Alexander, einen Offizier der Russischen Armee.
   Im Südwesten unserer deutschen Bundesrepublik warb mit  ungewöhnlichem Eifer der Tilsiter Landsmann Herbert Lettko für diese Arbeit –  auch als Sponsor – und interessierte den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge  für dies Objekt. Dadurch erfuhren wir von weit über tausend anonymen  Soldatengräbern aus der Endzeit des Krieges, die jetzt ihren Platz im inneren  Waldfriedhof gefunden haben. Dabei konnten noch zahlreiche Schicksale geklärt  werden.
   Bei der wirklich gelungenen Umgestaltung dieses Platzes  durch den Volksbund wirkten im ersten Abschnitt gemeinsam Deutsche und Russen,  Soldaten und Reservisten, Handwerker, Dozenten / Studenten und Schüler,  Pensionäre, Beamte und Angestellte unter der Leitung von Herrn Kulpe.
   Zu danken ist hier auch besonders der Stadt Sovetsk.
   Nach einer plötzlichen Einstellung der Arbeiten wurde nach  intensiven Kontakten und allseitigem Willen zum Weiterbau das Werk nach  gemeinsamer Umplanung nunmehr vollendet.
   Hierbei gilt unser Dank besonders dem Präsidenten des  Volksbundes, Herrn Führer.
   Der Volksbund hat seine weltumspannende, segensreiche  Tätigkeit mit dem Wort überschrieben „Versöhnung über den Gräbern“ – und hier  ist dies Wort nicht nur gesprochen und geschrieben, sondern miteinander gelebt  worden.
   An dem Miteinander – Volksbund / Stadtgemeinschaft Tilsit –  hat in ganz wesentlichem Maße unser Vorstandsmitglied Alfred Rubbel mitgewirkt.
   Für die einst in dieser Stadt lebenden 59000, jetzt noch  9000 in 29 Staaten der Erde lebenden Tilsiter darf ich allen Beteiligten unseren  aufrichtigen und herzlichen Dank sagen.
   Der „Versöhnung über den Gräbern“ fügen wir Tilsiter  aufrichtig und in seiner tiefsten Bedeutung das Wort „Frieden“ hinzu.
   Es ist eine schöne, eine würdige Anlage entstanden. Möge  Gott sie segnen und sie heute ihre erneute Weihe erhalten.    | 
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