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Russen fordern Autonomie in Europa

 
     
 
Anfang September traf sich die Europäische Russische Allianz mit Vertretern des Europaparlaments bei einem WahlKongreß in Riga, auf dem sie mehr Autonomie für die in der EU lebenden Russen forderte.

Die "Europäische Russische Allianz" (ERA) versteht sich als "nicht politische" Organisation, die für den Erhalt der russischen Sprache und Kultur für Auslands-Russen kämpft. Sie wurde 2005 in Brüssel gegründet und publiziert auf einer eigenen Interne
tseite (www.eursa.org). Zu den Mitgliedern zählen neben Leitern verschiedener politischer Organisationen auch Journalisten. Ziel ist es, ein gesamteuropäisches russischsprachiges Informationsnetzwerk aufzubauen, die Zusammenarbeit gesellschaftlicher und politischer Organisationen der verschienden Länder zu koordinieren, Aufklärungsarbeit im Kampf gegen Diskriminierung und Russenhaß zu leisten. Die ERA versteht sich nicht als Instrument der Russischen Föderation, sie betont ihre Unabhängigkeit. Dennoch möchte sie sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen der EU und Rußland einsetzen.

Insgesamt leben über sechs Millionen Menschen ständig in der Europäischen Union, Norwegen, der Schweiz und Island, deren Muttersprache Russisch ist. Das sind mehr als die baltischen Staaten Einwohner zählen. Die ERA informiert über berufliche und soziale Integrationsbedingungen, über die Bemühungen, in Rußland erworbene Berufsqualifikationen in westlichen Ländern anzuerkennen sowie über das Arbeits- und Rentenrecht der jeweiligen Staaten.

Laut Auskunft des Auswärtigen Amtes handelte es sich bei dem Kongreß in Riga eher um eine Wahlveranstaltung für die Parlamentswahlen in Lettland. Die Abgeordnete der Grünen im Europaparlament für Lettland, Tatjana Schdanok, ist die einzige russischsprachige Abgeordnete im Europaparlament. Die Bildung der "Europäisch Russischen Allianz" wurde in erster Linie wegen der im Baltikum lebenden Russen hervorgerufen, die sich größeren Einfluß in Europa wünschen. Deren Situation verschlechterte sich nach 1991, als die baltischen Staaten ihre Unabhängigkeit erlangten, zusehends. Besonders in Lettland, wo die Russen einen Bevölkerungsanteil von 29 Prozent haben, waren die Integrationsprobleme groß, weil viele Russen ihre Vormachtstellung nicht aufgeben wollten. Die Folge in den 90er Jahren war für viele sozialer Abstieg, Arbeitslosigkeit, Prostitution und Gefängnisstrafen. Der Anteil der hiervon Betroffenen lag bei den russischstämmigen Bürgern über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Eine Kommission für die baltischen Staaten im Europarat hat inzwischen für leichetere Einbürgerungsbedingungen gesorgt, von denen vor allem bedeutende russische Unternehmer Gebrauch machten. Für alle anderen gilt, daß sie laut russischer Verfassung ohne größere Probleme die russische Staatsbürgerschaft beantragen könnten. (Julian Mühlbacher)
 
     
     
 
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