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Schröders abgekartetes Spiel

 
     
 
Der Zeitpunkt war etwas überraschend, der Vorgang als solcher eigentlich nicht: Am Dienstagabend vergangener Woche - Das war gerade in Druck gegangen - wurden in Berlin die Ampel-Koalitionsverhandlungen für gescheitert erklärt; unverzüglich, so wurde es der TV-Öffentlichkeit weisgemacht, nahmen Sozialdemokraten und Sozialisten Kontakt auf, um in der Hauptstadt eine rot-rote Regierung zu bilden.

Wer das wochenlange Gerangel zwischen SPD, FDP und Grünen aufmerksam verfolgt hatte, konnte von dieser Entwicklung nicht überrascht sein. Offensichtlich hatte Schröder anfangs so getan, als ziehe er die rot-gelb-grüne Ampel vor, weil anderes angesichts der globalen Terrorismuskrise nicht opportun war. Die aktuelle politische und militärische Lage aber läßt die Haltung der PDS zum Einsatz deutscher Soldaten nicht mehr so brisant
erscheinen - heute glaubt die SPD schon wieder, sich ein Bündnis mit Kommunisten leisten zu können, zunächst auf Landesebene, aber damit auch als Option für den Bund.

Aber diese Rechnung dürfte nicht aufgehen. Nicht alle Menschen haben ein so kurzes Gedächtnis, wie Schröder und Genossen hoffen. Zum Beispiel die Kinder und Enkel jener 76 amerikanischen, britischen und französischen Piloten, die 1948/49 während der Luftbrücke ihr Leben ließen, um zwei Millionen Westberliner vor dem Zugriff der Kommunisten zu bewahren. Wofür sind sie eigentlich gestorben, wenn heute die Kinder und Enkel Ulbrichts kampf- und widerstandlos an die Macht kommen können? Oder was mögen die Angehörigen der an der Mauer Ermordeten empfinden, wenn sie demnächst von der Partei der Täter regiert werden?

Den SPD-Chef scheint all das nicht zu berühren. Er will über den Herbst 2002 hinaus seine Macht sichern und sich dafür alle Koalitionsmöglichkeiten offenhalten. Und wer sich den Gerhard Schröder der 80er Jahre - so lange ist das schließlich noch nicht her! - genauer anschaut, dem dürfte klar sein, wer im rot-gelb-grünen Farbenspiel Favorit Nummer 1 ist. So ist die Koalitionsfarce von Berlin nur ein abgekartetes Spiel.

Übrigens: Alt-Bundespräsident v. Weizsäcker findet Rot-Rot in Berlin „demokratisch ehrlich“. Auch das ist keine Überraschung …

 
     
     
 
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