|  | Von guten Vorsätzen spricht wohl mancher am Silvesterabend, wenn der     Alkohol die Zunge löst. In diesem Zustand brüstet man sich gern mit guten Taten, die ein     belastetes Gewissen erleichtern.
 So ist es heute, und abgewandelt ähnlich ging es wohl auch zu in der damals bekannten     Welt, als jener eifriger Christ, des 31. Dezembers Patron, seinem Glauben lebte und ihn zu     verbreiten suchte. Zu seiner Zeit wurde das große römische Reich von Kaiser Konstantin     regiert, den die Geschichts
   schreiber "den Großen" nennen. 
 Der fromme Bischof der Christen in Rom besaß viel diplomatisches Geschick. Er war     redegewandt, kümmerte sich um die Seelenqualen der Menschen, ihre körperlichen Gebrechen     und kannte mancherlei Medizin.
 
 Der Kaiser ist in unserer Vorstellung umgeben vom Ruhm seiner militärischen Erfolge.     Doch auch Unrühmliches und Legendenhaftes wird über ihn berichtet: "Er ließ Frau     und Sohn ermorden!", heißt es. Eitel und putzsüchtig soll er gewesen sein und ein     ausschweifendes Leben geführt haben. Dennoch mußte der reiche Kaiser die Pein der     Aussätzigen erleiden.
 
 Der heilkundige Bischof konnte dem Kranken Linderung verschaffen. Zwar ließ sich der     Monarch erst auf dem Sterbebett taufen, aber vor der entscheidenden Schlacht an der     Milvischen Brücke zu Rom soll er schon ein Gebet an den Gott der Christen gerichtet     haben. Nach dem Sieg gab er Religionsfreiheit, erlaubte den Bau der alten Peterskirche und     der Lateran  Basilika in Rom. Die Christenverfolgung fand endlich ein Ende. Zum Dank     für die Heilung vom Aussatz durfte sich der Bischof nun Papst Silvester nennen und die     Tiara tragen. Seine Kirche wurde vom Kaiser reich beschenkt. Papst Silvester wirkte von     314335. Er wurde später heilig gesprochen.
 
 Als sich 400 Jahre später Pippin, der Franke, zum König krönen ließ, präsentierte     ihm der Vatikan für den Beistand eine Urkunde über die "Konstantinische     Schenkung". Danach hätte der römische Kaiser Konstantin der Kirche unter Papst     Silvester den Lateran, die Stadt Rom und alle Provinzen des Abendlandes vermacht.
 
 Erst der italienische Humanist Laurenzo da Valla konnte im Jahre 1440 mit     wissenschaftlichen Argumenten die Fälschung dieses Dokumentes entlarven. Der streitbare     Ulrich von Hutten sorgte für die Verbreitung seiner Kenntnisse darüber, die er 1518     während seiner Studien in Rom gewonnen hatte.
 
 Als sich unser nun zu verabschiedendes Jahrtausend aus dem Zeitenschoße erhob, hatten     sich die Menschen sehr vor dem prophezeihten Weltuntergang gefürchtet. Heimlich wurden     noch die Dämonen beschworen, demütig  fromm und angstvoll Gottvater, der     Gottessohn und die heilige Mutter Maria angebetet.
 
 Im Jahre 999 war des Kaisers Otto III. Berater und Bischof von Ravenna, Gerbert von     Aurillac, zum Papst Silvester II. gewählt worden. Er durfte dieses Amt vier Jahre lang     betreuen. Dieser hochbegabte Mann mit außergewöhnlichen Kenntnissen und Fähigkeiten auf     literarischem, philosophischem und mathematisch-naturwissenschaftlichem Gebiet erwarb sich     wesentliche Verdienste auch durch die gelungene Ostmission in Ungarn und Polen.
 
 Zwei weiteren Päpsten, die den Namen Silvester trugen, stand die Glücksgöttin     Fortuna nicht zur Seite. Papst Silvester III. hatte sich nur vier Wochen auf dem     päpstlichen Stuhl halten können. Er wurde von Kaiser Heinrich III. abgesetzt. Der im     Jahre 1105 von römischen Adligen als Gegenpapst gewählte Silvester IV. nahm sein hohes     Amt nur wenige Tage wahr.
 
 Seither hat sich das Rad der Geschichte schon wieder 895 mal gedreht.     "Unsere" Zeit  hoch technisiert und doch nicht weniger kompliziert      ist ihren Genossen trotz Fernsprecher, Fernseher und Nachrichten aus aller     Welt unüberschaubar geblieben. Wir brauchen alle viel Gottvertrauen und Menschen, die     dank ihrer besonderen Fähigkeiten die Völker der Erde in Frieden geleiten.
 
 
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