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          Als vor 21 Jahren Soldaten der     Bundeswehr in der Elbe-Metropole ihr Treuegelöbnis ablegten, regierte in Bonn der     Sozialdemokrat Helmut Schmidt als Kanzler, befehligte auf der Hardthöhe der     Sozialdemokrat Georg Leber als Verteidigungsminister die deutschen Streitkräfte und hielt     im Hamburger Rathaus der Sozialdemokrat Hans-Ulrich Klose das Steuer der Freien Hansestadt     fest in der Hand.
       Heute ist jener Helmut Schmidt, der durch sein Ja zum Nato-Doppelbeschluß zu einem     gerüttelt Maß Ronald Reagan   s Politik zur Niederringung des Sowjetimperiums ermöglichte,     für viele Genossen nur noch eine peinliche Erinnerung; ist jener Georg Leber, der sich     als Gewerkschaftsführer wie als oberster Befehlshaber nie zuerst als Apparatschik seiner     Partei verstand, sondern als Diener am Gemeinwohl, für viele Genossen nur noch ein     kurioser Anachronismus. Und Klose? Sie sind froh darüber, daß er in der fernen     Bundestadt am Rhein hin und wieder den Bundestag präsidieren darf und nicht am Elbufer     durch Mahnung an parteiübergreifende Verantwortung ihre Kreise stört.
       In Hamburg regiert jetzt dank GAL-Grüner Gnade der Genosse Ortwin Runde  und die     Staatsbürger in Uniform dürfen nicht mehr vor seinem Amtssitz unserem Lande Treue     geloben. So haben sich die Zeiten geändert. Haben sie es wirklich? Sind die deutschen     Streitkräfte seit ihrem Wiederaufbau nach der bedingungslosen Kapitulation nicht immer     wieder ängstlich vor den Bürgern versteckt worden, so als wollte man sich ihrer     schämen? Wurden nicht Gelöbnisfeier und Großer Zapfenstreich immer wieder auf     Kasernenhöfe verbannt und nur in seltenen Ausnahmefällen der Bundeswehr öffentliche     Plätze frei gemacht? Nein, die Zeiten haben sich nicht geändert:
       Im Hamburger Gelöbnisskandal, den SPD und Grüne zu verantworten haben, offenbart sich     das immer noch gebrochene Verhältnis unserer Gesellschaft zu den eigenen Soldaten, denen     sie über Jahre hinweg die Bewahrung ihrer Freiheit verdankte. Denn ohne diese Bundeswehr     hätte das westliche Verteidigungsbündnis nie jene glaubhafte Abschreckungsmacht     gewonnen, die dem sowjetischen Expansionsstreben den Weg über die Elbe versperrte.     Trotzdem wurde  und wird!  diese Bundeswehr eher als notwendiges Übel denn     als selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft gesehen.
       Konservative, Christdemokraten und Liberale haben stets ein klares Ja zur Bundeswehr     gesagt  und auch viele Sozialdemokraten. Aber leider nur viele. Für sie stehen     Namen wie Helmut Schmidt, Georg Leber und der unvergessene Fritz Erler. Doch der große     linke Flügel hat sich ihr stets verweigert. Er leidet noch immer unter dem Trauma vom     "Bluthund Noske", der als sozialdemokratischer Patriot nach dem Zusammenbruch     der Monarchie zur Rettung des Staates die Waffen gegen sozialistische Revolutionäre     richten ließ. Doch auch unionsgeführte Regierungen, die sich grundsätzlich und durch     ihre Haushaltspolitik ohne Wenn und Aber zur Bundeswehr bekannten, haben ängstlich daran     mitgewirkt, die Staatsbürger in Uniform vor den Staatsbürgern zu verstecken. Mag sich     dies auch in den letzten Jahren geändert haben:
       Die Präsenz der Bundeswehr auf Straßen und Plätzen ist noch immer nicht der     Normalfall. Da braucht sich der Verteidigungsminister nicht zu wundern, wenn ihm von links     unterstellt wird, die von ihm an gesprochenen Gelöbnisfeiern vor den Rathäusern in     Hamburg und Berlin seien Wahlkampfaktionen  zu auffällig nahe am Wahltag wirken     seine Wunschtermine.
       Wie dem auch sei. Dieser Vorwurf ist für die Ablehnungsfront nur ein Vorwand, denn     auch der Vorschlag eines Termins nach der Bundestagswahl hat am Hamburger Genossen-Nein     nichts geändert. Und wenn auch Oppositionsführer Rudolf Scharping seine Teilnahme an der     Gelöbnisfeier in Berlin am 13. August zugesagt hat: In der Berliner SPD wird immer noch     auf erschreckendem Niveau gegen die Feier polemisiert  mit dem unerträglichen     Vergleich der Bundeswehr mit den Kampfgruppen der SED-Diktatur. Solange solches möglich     ist, werden die Zweifel, an der Treue weiter Teile der deutschen Linken zur wehrhaften     Demokratie nicht verstummen. 
        
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