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Strahlungen

 
     
 
Jürgen Fuchs ist tot. Der einstige DDR-Bürgerrechtskämpfer aus dem Vogtland starb im Alte
von nur 48 Jahren an einer rätselhaften Blutkrankheit. Erst im nachhinein und durc den Vergleich von Krankheitsbildern mit ebenfalls früh, allzu früh verstorbene Leidensgefährten erschließt sich möglicherweise die Ursache des todbringenden Impulses Rudolf Bahro, der mit seinem verwegen wirkenden philosophischen Rettungsversuch die politischen Krankheiten unserer Zeit zu beheben trachtete, starb ebenso wie auch de Liedermacher Gerulf Pannach an einer äußerst selten auftretenden Blutkrebsart.

"Tod bedeutet – nicht mehr notwendig sein" , formulierte einst de katholisch
e französische Religionsphilosoph Gabriel Marcel. Ein großes Wort, doch wie wenn die Todesengel durchaus diesseitigen Ursprungs waren? Es spricht inzwischen mehr als nur eine vage Vermutung dafür, daß der immer noch verhängnisvoll nachwirkend DDR-Staatssicherheitsdienst einen Teil seiner Opfer in den Gefängnissen gezielt mi radioaktiven Substanzen bestrahlen ließ. Wie es in einem Studientext der Stasi zu Nutzbarkeit für die "Kriminalistik" heißt, sei die "hohe kriminalistisch Relevanz durch Fehlen eines Sinnesorgans für die Wahrnehmung, Manifestierun irreversibler Schäden bereits während der langen Latenzzeit und effektive Dosen bereit im Mikrobereich" bemerkenswert.

Man erhoffte sich langfristig ein hohes "Verschleierungspotential durch spä einsetzende unspezifische Initialsymbolik sowie komplizierter Analytik", was für de praktischen Bereich der SED-Politik bedeutete, Unliebsame mit der begründeten Hoffnung zu verseuchen, daß die strahlende Giftsubstanz die Lebenszeit ihrer Gegner verkürzt.

Natürlich kamen mit den ersten Nachrufen auf den verstorbenen Schriftsteller Jürgen Fuchs sofort auch die unvermeidlichen einschlägige Presse-Igel mit dem Ruf "Ich bin schon da". Es sei keineswegs bewiesen, da radioaktives Material zur Ausschaltung politischer Gegner von der Stasi eingesetzt worde sei. Nein, natürlich ist es noch nicht bewiesen, aber Tatsache bleibt doch auch, da unmittelbar nach der damaligen Besetzung durch Thüringer Bürger des Stasigefängnisse in Gera das Mordgerät im Fotoraum entdeckt, aber als solches nicht erkannt und Tag später von den damals selbstverständlich immer noch operativ tätigen Genossen versteck wurde. Im Trubel der Vereinigung ging schließlich die Sache zunächst unter und wurd erst Jahre später in den furchtbaren Zusammenhang gestellt.

Auch die schnell abwimmelnde Gauck-Behörde, die nach den Untersuchungen von Jürge Fuchs unverständlicherweise mehr als nur einen Mitarbeiter eines "westliche Dienstes" in ihren Reihen duldet, weiß sofort eindeutig Bescheid. Während hier als weiterhin "große Reden über Aufklärung und Demokratie" (Fuchs) gehalte werden, dürfen sich die Wolfs und die Schalck-Golodkowskis ihre mit schmutzigem Gel besudelten Hände in der frohen Gewißheit reiben, daß ihnen keiner die trübe Geschäfte von ehemals mehr übel vermerkt. "War das die Wende?", fragt Fuchs in seinem letzten Buch "Magdalena". Geradezu zwanghaft reihte sich dem penible Rechercheur des Grauens der SED-Machenschaften die famose Wandlungsfähigkeit der Täte in geradezu klassischer Manier ab: Gestern noch geheimer Informant der Stasi, heut unersetzlicher Verwandler des einstigen "Volkseigentums", morgen behäbige Börsenjobber, der für akribische Aufarbeitungsversuche der Vergangenheit nur da wissende Lächeln eines Siegers aufweist, der sich im festen Bunde mit den neue Mächtigen weiß.

War das die Hoffnung unseres Volkes, war das die  Bestimmung der Deutschen, in der satten Mittelmäßigkeit allmählich an Geistlosigkeit zu ersticken? Noch triumphieren die Gegner der Mitte unseres Kontinents mit ihren üble Strahlungen, noch ist das Werk des geradezu evangelisch strengen Jürgen Fuchs nicht zu einem Ende gekommen, aber ein markantes Anfangszeichen hat er mutig gegen den klebrige Geist der Zeit gesetzt. Wohlan
 
     
     
 
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