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Streben nach Vollendung

 
     
 
Die Gründung der "Preußischen Gestütsverwaltung" 1732, also vor 275 Jahren, fällt mit der Gründung Trakehnens als Gestüt für den Königlichen Marstall zusammen. In den Jahren vor 1732 war es mit der Pferdezucht in den preußischen Provinzen nicht zum besten bestellt, und so erließ König Friedrich Wilhelm I. am 3. April 1713 ein Edikt zur Verbesserung der Pferdezucht.

Auf Anraten des Fürsten Leopold von Dessau faßte König Friedrich Wilhelm I. den Entschluß, die weit verstreuten Gestüte und deren Verwaltung in einem Großgestüt zu vereinen. Die Wahl fiel auf ein 3500 Hektar großes Gelände nördlich der Rominter Heide bei dem Domänenvorwerk Trakehnen. Durch die Pest war Trakehnen entvölkert, und wegen der fehlenden Entwässerung waren die landwirtschaftlichen Flächen in einem desolaten
Zustand.

König Friedrich Wilhelm I. höchstpersönlich fertigte die Entwurfsplanung für die neue Gestütsanlage an und die technische Ausführung übertrug er dem Architekten Suchodolez, für die Finanzen war der Graf von Schwerin zuständig. Da Arbeitskräfte damals in dieser Gegend fehlten, wurden 600 Soldaten aus Memel abkommandiert, um das Land wieder urbar zu machen und die Gebäude zu errichten.

Stolz konnte Graf Schwerin am 1. September 1732 dem König die Fertigstellung des Stutamtes Trakehnen melden. Mit 1100 Pferden, davon 530 Mutterstuten, konnte nach sechsjähriger mühevoller Arbeit mit dem Zuchtbetrieb begonnen werden. Das neue Mustergestüt erhielt den Namen "Königliches Stutamt Trakehnen", und in ihm wurden sämtliche in Preußen befindlichen Gestütsabteilungen und deren Verwaltungen, die noch aus der Ordenszeit bestanden, vereinigt. Das Gestüt erfüllte anfangs nicht die Erwartungen des Königs, und so schenkte er es 1739 dem Kronprinzen Friedrich. Das Stutamt lief mehrmals Gefahr, aufgelöst zu werden, weil zeitweise die Remontierung, die Ergänzung des militärischen Pferdebestandes durch Jungpferde, aus anderen Ländern gestellt wurde. Friedrich der Große hatte meist eine glückliche Hand bei der Wahl seiner Männer. Auch mit Oberpräsident von Domhardt verpflichtete er einen der besten Beamten seiner Zeit. Dieser verwaltete das Stutamt von 1746 bis 1780 und versuchte es in jeder Beziehung zu verbessern. Ohne Zustimmung des Königs ließ von Domhardt 1779 mit zehn Deckhengsten Stuten von Bauern decken, die 58 Fohlen brachten. Diese Maßnahme kam sehr gut an, so daß die Bedeckungen sprunghaft anstiegen. Ein Bauer aus Groß Warningken bekam für einen dreijährigen Hengst 100 Taler, das war das Achtfache des üblichen Preises, und demzufolge wurde die Zahl der Beschäler auf 20 erhöht.

Nach dem Tod von Friedrich dem Großen ging das Stutamt in den Besitz des preußischen Staates über. Damit begann sogleich ein weiterer Aufbau der Gestütsverwaltung und die zielbewußte Entwicklung einer preußischen Landespferdezucht.

Im Jahre 1786 wurde Oberlandstallmeister Graf Lindenau zum Chef der Königlichen Gestüte ernannt. Mit Gestütsgründungen wie zum Beispiel des Friedrich-Wilhelm-Gestüts in Neustadt an der Dosse und der Einführung des "Königlich-Preußischen Landgestütreglements" hatte er großen Einfluß auf die Pferdezucht in Preußen.

Auf Anregung des bedeutenden Landstallmeisters von Burgsdorff wurde 1821 das erste Remontedepot errichtet, und zehn Jahre später konnte die Remontierung im eigenen Land gedeckt werden.

Zu den Einrichtungen der "Preußischen Gestütsverwaltung" gehörten die Hauptgestüte Trakehnen, Beberbeck, Georgenburg, Graditz, Neustadt a. d. Dosse und Altefeld. Die Landgestüte Rastenburg, Braunsberg, Marienwerder, Labes, Leubus, Cosel, Kreuz, Traventhal, Celle, Osnabrück, Warendorf, Dillenburg und Wickrath sowie die Hengstprüfungsanstalten Georgenburg-Zwion und Westercelle waren über das Land verteilt.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war der Untergang der "Preußischen Gestütsverwaltung" besiegelt, und Ostdeutschland wurde in einen polnisch und russisch verwalteten Teil gespalten. Trakehnen war eines der schönsten und modernsten Gestüte überhaupt, ein "Heiligtum der Pferde", wie der Dichter Binding sagte. Die endlos langen Eichenalleen waren einzigartig in Deutschland und boten einen Anblick der Harmonie. Ein Mustergestüt mit aller Großzügigkeit in Vollendung, das war das "Preußische Hauptgestüt Trakehnen".

Für das letzte Bauwerk von Bedeutung, das heute noch bestehende Altefeld in Nordhessen, legte die "Preußische Gestütsverwaltung" 1913 den Grundstein. Unter der Leitung von Oberlandstallmeister Burchard v. Oettingen entstand ein Hauptgestüt, das in Deutschland einmalig war. Die Gestütsanlage entsprach den modernsten Erkenntnissen in der Pferdezucht und das sowohl in der Stall- als auch in der Weidehaltung. Mit den Häusern für die Bediensteten des Gestüts setzte die Planung soziale Maßstäbe, und so bildete Altefeld tatsächlich den Höhepunkt und Abschluß einer beachtlichen Entwicklung.

Die Lage und die Architektur des Hauptbeschälerstalls machen die nahezu fürstliche Einschätzung der Deckhengste deutlich, und wie in Trakehnen so befindet sich auch in Altefeld der Hauptbeschälerstall in der Nähe des Lanstallmeisterhauses.

In einem Bericht von 1922 ist zu lesen: "Aus vorstehenden Darlegungen dürfte hervorgehen, daß bei der Errichtung des neuen Vollblutgestüts, das bestimmt ist, den krönenden Abschluß in der Reihe der Preußischen Staatsgestüte zu bilden und bei dessen Planung und Ausführung die Baukunst und alle Zweige der technischen Wissenschaft berufen waren, den hippologischen Anforderungen voll gerecht zu werden, alles geschehen ist, um Altefeld zu einem wichtigen und fruchtbringenden Glied im Wirtschaftsleben unseres Vaterlandes zu machen."

Jedoch von den Errungenschaften der "Preußischen Gestütsverwaltung" zehren die deutsche Pferdezucht und der Reitsport noch heute, weil der Grundstein für Zucht und Sport von großen Pferdeleuten wie Georg Graf Lehndorff, Burchard von Oettingen und Graf Sponeck gelegt wurde. Vorbildlich und richtungsweisend in der Pferdezucht, aber auch in der Ausbildung von Pferd und Reiter und in der Schaffung von zeitgemäßen Gestütsanlagen war das Werk der "Preußischen Gestütsverwaltung", das Deutschland zur erfolgreichsten Pferdezucht- und Reiternation gemacht hat.

Preußische Ahnen: Die Trakehnerstute "Donauwelle" vor dem noch betriebenen "Preußischen Hauptgestüt Altefeld"
 
     
     
 
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