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TV-Kritik

 
     
 
"Wer braucht das?"

"Heimatfront, Kriegsalltag in Deutschland, Teil 1: Die Mobilmachung", 6. Januar 2000, 21.45 Uhr, ARD – Jugend unterm Hakenkreuz ist schon deshalb ein lohnendes Studienobjekt, weil die emotionale Faszination des Hitlerregimes gerade jene Altersgruppe in ihren Bann gezogen hatte, die sozusagen in diese Zeit hineingeboren wurde.

Das ARD-Team läßt jugendliche Zeitzeugen unverblümt von ihren Eindrücken berichten – aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln: das BDM-Mädchen, der junge Arbeitsfrontmann, der sensible Sohn eines Philantropen, der sich der HJ zu entziehen suchte, und auch der kleine Berliner Junge jüdische
n Glaubens gaben ihre Erlebnisse wieder, die kaum gegensätzlicher sein können.

Etwa die des kleinen Isaak, der vor Begeisterung ohnmächtig wurde beim Besuch Adolf Hitlers in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, der so gerne zur HJ wollte und nicht begreifen konnte, daß man ihn abwies: "Ich weiß nicht mehr, ob ich es gesagt habe, aber gedacht habe ich mir auf jeden Fall: Ist doch Scheiße, Jude zu sein. Wer braucht das?" Als er von den Geschehnissen der Folgezeit erzählt, brechen selbst dem heute älteren Herren die Wunden sichtlich erschüttert wieder auf.

Abgesehen von den vor allem durch ihre Ehrlichkeit bestechenden Zeitzeugenberichten bietet die erste Folge der auf fünf Teile angelegten Dokumentation längst wiedergekäute Thesen. Ärgerlich ist, daß den Machern beim Thema Widerstand praktisch nur "Sozialdemokraten und Kommunisten" einfallen. Noch problematischer aber erscheint, wie mit keinem Wort erwähnt wird, daß die Kommunisten in jenen Tagen für ein Regime eintraten, das zur selben Zeit unter Stalin in der Sowjetunion eine Despotie entfaltete, die dem NS-Staat an Unmenschlichkeit gewiß nicht nachstand. Die Millionenverbrechen der Kommunisten dadurch zu relativieren, daß man deren Parteigänger allein auf ihre Rolle als NS-Gegner reduziert, ist angesichts der gigantischen Opferzahlen des roten Terrors nicht hinnehmbar.

 
     
     
 
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