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Totgesagte Sprachen leben länger

 
     
 
Latein gilt als tote Sprache, wenngleich die etwa 240 vor Christus im mittelitalienischen Latium entstandene Wurzel der romanischen Sprachen heute im Vatikanstaat Amtssprache ist. 400 Jahre nach dem Untergang des Römischen Imperiums endete auch das Lateinische als Volkssprache. In den ehemaligen Provinzen des alten Roms hatten sich längst Dialekte durchgesetzt. Das Lateinische blieb als Hochsprache der Wissenschaften (Rechtswissenschaften, Philosophie
und Medizin) an den Hochschulen (studia generalia) sowie als Kirchensprache erhalten und entwickelte sich weiter. Geschichtsstudenten müssen noch heute an den meisten Hochschulen neben dem Latinum auch Kenntnisse des Mittellateins, der Sprache des Mittelalters, vorweisen können. Bis ins 18. Jahrhundert blieb das Lateinische (Neulatein) als Universalsprache für wissenschaftliche Veröffentlichungen und auch als Sprache der Diplomatie erhalten. So wurde noch der Westfälische Friede 1648 zu Münster und Osnabrück im Lateinischen verfaßt (acta pacis westphalicae).

Noch heute nutzen wir lateinischstämmige Affixe in unserer Sprache: "supra"national, "Anti"babypille, "Video"text bringen vollständig dem Lateinischen entlehnte Begriffe neu in Mode: "Prekariat" (precarium = geliehener, schutzloser Besitz).

Auch wenn Englisch das Lateinische als Wissenschaftssprache zu verdrängen droht, in den Rechtswissenschaften das Französische und Englische das Lateinische überlagert haben und auch in der Medizin Neuentwicklungen in englischer Sprache international bekannt gemacht werden, wird Latein noch heute an Gymnasien unterrichtet, vorausgesetzt es gibt genug Lateinlehrer, was nicht überall der Fall ist. Es gibt sogar eine Entwicklung an den weiterbildenden Schulen, wonach Latein wieder mehr als bisher als zweite oder dritte Fremdsprache angenommen wird, an einigen Schulen sogar das Französische verdrängt hat. Latein, die totgesagte Sprache, gilt noch heute als Schlüssel für das Erlernen weiterer beliebter Fremdsprachen und als unabdingbar für das spätere Studium. G. Langer
 
     
     
 
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