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Der Untergang einer privilegierten Schulform

 
     
 
Während es diesen Schultyp heute gar nicht mehr gibt, berechtigte einst nur der Besuc einer altsprachlichen Lehranstalt zur Aufnahme an eine Universität. Seit 1870 durfte schließlich Absolventen der "griechischlosen" Realgymnasien Mathematik Naturwissenschaften oder neuere Sprachen studieren. Immer größerer Beliebtheit erfreute sich die seit 1882 bestehenden "lateinlosen"  Oberrealschulen. Doc erst die Schulkonferenz von 1900 brachte die Gleichstellung
der drei vorhandenen Typen. 8 Prozent aller Abiturienten kamen in dem Jahr aber noch von einem Gymnasium; 1920 war e nur noch jeder zweite. Zur gleichen Zeit wurden die technischen Hochschulen durc Verleihung des Promotionsrechtes den Universitäten gleichgestellt. Die höhere Lehranstalten für die weibliche Jugend, die Oberlyzeen, existierten erst ab 1908. Fün Jahre später konnten die "Oberlyzeistinnen" durch eine Nachprüfung die voll "Maturität" (Hochschulreife) erwerben. Nachdem die letzten Seminaristen 192 die Erste Lehrerprüfung für das Lehramt an Volksschulen abgelegt hatten, wurden aus de Lehrerseminaren vielerorts die sogenannten Aufbauschulen ins Leben gerufen. Die zwölf und dreizehnjährigen Jungen und Mädchen wurden in dieser neuen Schulform nach siebe Jahren zum Abitur geführt.

Außer den bisher erwähnten Schultypen gab es noch etliche "Mischformen" Ausgiebig Gebrauch gemacht wurde beispielsweise von der Möglichkeit, in der Mittelstuf (Untertertia bis Untersekunda) statt des Griechischen nach Latein und Französisch als dritte Fremdsprache Englisch zu wählen.

Den vorletzten "Todesstoß" erhielten die humanistischen Gymnasien dann 1937 Die bunten Schülermützen wurden verboten und die Schuldauer von neun auf acht Jahr reduziert. Die Mädchenschulen traf letztere Maßnahme erst 1940. Nach vie Grundschuljahren kam man nicht mehr in die Sexta, sondern in die Klasse 1.

In den beiden ersten Klassen stand Latein sechs- und danach viermal auf de Stundenplan. Über sechs Jahre hin wurde ab der 3. Klasse in fünf Wochenstunde Griechisch vermittelt. Die alten Sprachen waren also um je eine Stunde gekürzt worden Das Fach Religion fiel ab Klasse 5 ganz fort. Dafür erfuhren die "Leibeserziehung", Geschichte und Biologie eine Aufwertung.

Englisch war fortan ab der 5. Klasse mit drei Wochenstunden Pflicht- un Französisch ein Jahr später Wahlfach. So brachten es viele Schüler in 14 Fächern au 37 Stunden in der Woche. Wenn man dann noch den obligatorischen Dienst in der Hitlerjugen an zwei Nachmittagen oder Abenden bedenkt, war das schon eine unzumutbare Belastung. Vie einschneidender als die Kürzung im altsprachlichen Bereich war die Umwandlung der meiste Gymnasien in Oberschulen. Per Gesetz betraf das alle Orte, wo das Gymnasium die einzig höhere Knabenlehranstalt war. Zu nennen wären hier umter anderem die Städte Osterode Deutsch Eylau, Rößel und Lötzen; in Königsberg verlor das Wilhelm-Gymnasium seine altsprachlichen Charakter. Die bisherigen Oberrealschulen und Realgymnasien nannten sic nun Oberschulen. Die erste Fremdsprache war Englisch. Von Klasse 3 an war Latei verbindlich. In der Oberstufe konnte man zwischen Französisch oder verstärkte naturwissenschaftlichem Unterricht wählen. Die Provinzhauptstadt behielt das seit 169 existierende "Friedrichskolleg" und das noch 400 Jahre älter Altstadt-Kneiphof-Gymnasium am Großen Domhof als humanistische Bildungsstätten mi zunächst 500 Jungen (Mädchen blieben ihre Tore nahezu völlig verschlossen). Al Oberstudiendirektoren wirkten bis zum Untergang Königsbergs Dr. Schumacher und Dr. Mentz.

Die Gründung des Elbinger Gymnasiums wurde auf das Jahr 1535 und die des Tilsiter au 1586 datiert. Die Leiter dieser Schulen waren die Herren Skrey und Dr. Abernetty.

Weit jünger als ihre "hehren Schwestern" waren die erst in der zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründeten Gymnasien Insterburgs und Allensteins. Erstere war nach und nach zu einem schwachen einzügigen Zweig unter dem Dach der größere Oberschule geschrumpft. Während nicht nur in Ostdeutschland die altsprachlichen Schule zumindest zahlenmäßig in den Hintergrund traten, wuchs das staatliche Gymnasiu Allensteins zu Anfang des Krieges auf 16 Klassen mit etwa 400 Schülern an. Doch das wa vorrangig auf die Auflösung der Missionsschulen in Mehlsack und danach in Oberschlesie zurückzuführen. Diese Doppelzügigkeit wiesen im deutschen Osten nur noch die Gymnasie in Breslau, Gleiwitz, Oppeln und Stettin auf. Die letzten Direktoren des bis heute noc fast unverändert gebliebenen Klinkerbaus hießen Dr. Friebe, Wilhelm Bock (vorher in Lyck) und Walter August (davor Wilhelms-Gymnasium in Königsberg)
 
     
     
 
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