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Verantwortung für das Werk

 
     
 
Seine Werke wurden einst von so bedeutenden Sammlungen wie der Berliner Nationalgalerie und von Privatsammlern wie Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph I. erworben. Richard Friese, heute meist nur noch Eingeweihten ein Begriff, war zu Lebzeiten ein gefragter Künstler. Der Kunstfreund, der Tierliebhaber, der Waidmann - sie alle fühlen sich gleichermaßen angesprochen von seinen Tierdarstellungen. Berühmt wurde Friese zunächst durch seine Löwenbilder, so vor allem durch die "Wüstenräuber", für die er die Modelle im Berliner Zoo fand und auf der Ausstellung in Paris mit einer ersten Goldmedaille
ausgezeichnet wurde.

Im Berliner Zoo war der Ostpreuße überhaupt sehr oft zu finden; dort malte und zeichnete er mit großem Fleiß und trieb ausgiebig seine Studien - "aus einer tiefen Verantwortung dem Kunstwerk gegenüber", wie Martin Kakies schon 1951 im schrieb. "Es sollte keine Willkür herrschen, sondern er wollte sachlich sein, und es sollten die Bilder auch zuverlässige Natur-Urkunden darstellen." Mit seinen Bildern wollte Friese jedoch nicht nur die Wirklichkeit darstellen, sondern sie zugleich auch dramatisch überhöhen. Die Freunde seiner Kunst wußten dies durchaus zu schätzen.

Geboren wurde Richard Friese am 15. Dezember 1854 in Gumbinnen, wo sein Vater als Regierungsbeamter tätig war. Nach dem Schulbesuch arbeitete Richard - er war gerade 14 Jahre alt - auf dem Landratsamt und später beim Magistrat. Lange aber hielt es ihn dort nicht - er mußte seiner Neigung folgen und sich der Kunst zuwenden, schließlich hatte er schon als Kind oft und gern zum Zeichenstift gegriffen.

Er war 17 Jahre alt, als er sein Elternhaus verließ und in Berlin eine Ausbildung als Lithograph aufnahm. Während dieser Zeit lebte Richard bei seinem Bruder und dessen Frau, die beide den jungen, angehenden Künstler unterstützten. So konnte er 1877 an der Berliner Kunstakademie ein Studium aufnehmen und drei Jahre später schon ein eigenes Atelier eröffnen. Privatunterricht bei Meistern wie Karl Steffeck, später Nachfolger Rosenfelders als Direktor der Königsberger Kunstakademie, rundeten Frieses Ausbildung ab.

Reisen führten ihn in ferne Länder, nach Syrien und Palästina, nach Norwegen und nach Spitzbergen, auf die Polarinseln und nach Kanada, wo er dem kanadischen Elch begegnete. Immer wieder aber zog es Friese, der 1892 in die Akademie der Künste Berlin berufen und 1896 zum Professor ernannt wurde, auch in seine ostdeutsche Heimat. Die Memelniederung, der Ibenhorster Forst, das Große Moosbruch, die Rominter Heide waren seine Ziele, dort fand er seine bevorzugten Motive - die Elche, die Hirsche in freier Wildbahn. Sie in ihrer natürlichen Umgebung darzustellen war ihm ein besonderes Anliegen. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben seine Bilder bis heute nichts von ihrer Intensität verloren.

Neben einem umfangreichen malerischen und zeichnerischen Werk schuf Friese, der vor 85 Jahren am 29. Juni 1918 in Bad Zwischenahn starb, auch plastische Werke. Ein kapitaler Sechzehnender, von Kaiser Wilhelm II. erlegt, fand 1911 als lebensgroße Bronze neben der Hubertus-Kapelle in Rominten einen würdigen Platz. Die Hirschbrücke dort zierten ebenfalls Arbeiten des Ostdeutschland aus Gumbinnen.

Viele Werke Frieses sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Im Ostdeutschen Landesmuseum in Lüneburg allerdings kann man eine bekannte Arbeit Frieses noch bewundern: "Frühmorgens in der Rominter Heide". Einen Querschnitt durch sein Schaffen zeigt das Rijksmuseum Twenthe in Enschede/Niederlande.

Nach dem Tod Frieses schrieb Geheimrat Prof. Dr. Ludwig Heck, seinerzeit Leiter des Berliner Zoologischen Gartens, über den Stammgast des Tierparks: "Friese war eine starke, wuchtige Männer-Erscheinung mit einem kantigen, großzügig gemeißelten, von reichem Haupt- und Barthaar umrahmten Kopf. Ein ebenso starker, männlicher Künstlergeist, der durch keine Macht der Erde von dem einmal eingeschlagenen künstlerischen Wege abzubringen gewesen wäre und auf diesem Wege das denkbar Höchste erreichte. Dazu aber ein grundgütiges, weiches Herz, das tagtäglich unter dem Kriegsleid anderer auf das schmerzlichste mitlitt, und eine wahrhaft rührend-bescheidene, zarte Menschenseele, die in manchen Äußerungen eine geradezu weibliche Feinfühligkeit erkennen ließ und in solchen Augenblicken die kräftigsten Gesichtszüge mit einem wunderschönen hellen und milden Schein verklärte. Zuletzt und nicht zum wenigsten aber ein echtes Künstlertemperament mit so leicht beschwingter Phantasie, daß sie auch durch das schwerste Gegengewicht nicht zu lähmen war, durch die unbarmherzige Sachkritik des Künstlers selbst." Peter van Lohuizen

Richard Friese: Röhrender Hirsch (Öl)

Richard Friese: Kapitaler Sechzehnender bei der Hubertus-Kapelle in Rominten (Bronze, 1911)
 
     
     
 
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