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Verborgenen Sinn sichtbar machen

 
     
 
Er macht Lust auf die Schönheiten des Alltags, die allzu gerne übersehen werden”, las man anläßlich einer Ausstellung im vergangenen Jahr in der Stadthalle Merzig im Saarland. Zu sehen waren Aquarelle und Zeichnungen von Hermann Eisenblätter, der seit 1996 in Besseringen lebt und arbeitet. Der rüstige Ostpreuße läßt es sich nicht nehmen, auch im hohen Alter noch zu Pinsel und Feder zu greifen - zur Freude der Freunde seiner Kunst. Denn die Blätter, die er vorlegt, sind heutzutage von besonderem Wert, zeichnen sie sich doch einmal durch perspektivische Genauigkeit, zum andern aber auch durch eine besondere Detailtreue aus.

Die Motive, die Hermann Eisenblätter einfängt, sind zeitlos; Landschaften aus Spanien, aus Holland oder von den Inseln Kreta
und Elba. Auch seine Heimat Ostdeutschland hat er bereits meisterhaft auf Papier gebannt - Königsberg, das Kurische Haff, Fischer, Netzeflicker, aber auch den urwüchsigen Elch. Es sind keineswegs Postkartenmotive, die Arbeiten des Hermann Eisenblätter, vielmehr zeigen sie seine persönliche Sicht der Wirklichkeit. „Kunst ist für mich der Ausdruck eines Erlebnisses“, sagt er. Und: „Ich habe Freude an einer Stimmung, die möchte ich einfangen.“ Abstrakte Kunstformen lehnt er, der sich nie einer Stilrichtung anschloß, strikt ab: „Die Wirklichkeit hat für mich noch immer die größere Aussagekraft und ist für die Mehrheit der Betrachter auch erkennbar. Das Nacherleben der Landschaft ist die einfachste Aufgabe, die dem Einbildungsvermögen des Betrachters gestellt wird. Der naturalistische Realismus ist ein Stück Natur, gesehen durch ein Temperament.“

In diesen Tagen nun kann Hermann Eisenblätter seinen 85. Geburtstag begehen. Das Licht der Welt erblickte er am 20. August 1916 in Königsberg. Dort besuchte er von 1933 bis 1936 die Kunst- und Gewerkschule, wo die Professoren Grün und Schön seine Lehrer waren; weitere Kurse belegte er bei den Fachlehrern Baron und Kubatz. 1937/38 rundete er seine Ausbildung auf der Kunstakademie bei den Professoren Marten, Bischoff und Partikel ab. Studienaufenthalte führten ihn nach Nidden, Pillkoppen und nach Masuren.

Kriegsdienst und Gefangenschaft (bis 1947) setzten auch seinen Zukunftsplänen ein Ende. Dennoch nutzte er selbst in dieser Zeit jede Gelegenheit, künstlerisch zu arbeiten. Eine erste Einzelausstellung seiner Werke war unter dem Titel „Eindrücke aus der Bretagne“ bereits 1943 im Königsberger Schloß (Lovis-Corinth-Saal) zu sehen. Nachdem er 1947 seine Familie im Oberharz wiedergefunden hatte, wandte er sich auch der Kunst wieder zu. Ab 1950 dann lebte er mit den Seinen in Stuttgart, wo er als Grafiker in der Werbung das tägliche Brot verdiente. Nicht zuletzt durch diese Tätigkeit hat sich seine Vorliebe für Schwarz/Weiß entwickelt, sicher auch der Hang zur Präzision, zur Genauigkeit. „Wenn ich zeichne, lasse ich mir viel Zeit, so kann sich die Zeichnung noch während der Arbeit entwickeln.“ Auch während seiner Berufstätigkeit fand Hermann Eisenblätter immer noch die Zeit, sich seiner Kunst zu widmen. Einer Kunst, in der seine Studienkollegin, die Graphikerin Lieselotte Plangger-Popp, „ein Ja zu verborgenem Sinn unserer Lebenswirklichkeit“ sieht.

 
     
     
 
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