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Verworrene Puzzleteilchen

 
     
 
Nachmittags, wenn alle schlafen", streunt der elfjährige Pietro durch die Wälder und geht seinen verbotenen Erkundungen nach. Es sind die frühen 40er Jahre, und die Allmacht der Faschisten ist überall in Italien zu spüren.

Als Irina, die für Pietro wie eine Schwester ist, unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt, bestimmt seine elegante kühle Mutter, ihn auf ein Internat zu schicken. Das Leben in diesem Internat entpuppt sich für den Jungen jedoch als Hölle auf Erden.

"Der Junge ist eine Woche lang in dem kalten, harten Bett aufgewacht, ohne sich auch nur an das Bruchstück eines Traumes zu erinnern. Nach stundenlang
em Warten kommt der Schlaf ganz plötzlich. Er schläft wie ein Toter. Wenn der Wecker klingelt, erscheinen die Priester in den Zimmern, um den Jungen die Bettdecke wegzuziehen, damit sie schneller aufstehen ... Er freundet sich mit niemandem an. Alle meiden ihn wie einen Schatten."

Als Pietro den finsteren Klostermauern entfliehen kann, fällt ihm auf, wie seltsam alles zu Hause ist. Er ist älter geworden und sieht sein von glücklichen Kindheitserinnerungen geprägtes Zuhause auf einmal mit ganz anderen Augen. Das bizarre Verhalten seiner Mutter, angefangen bei den vielen Zigaretten, den Mengen an Cognac und den Spritzen, die sie sich in gewissen Abständen setzt, um dann in einen todesähnlichen Schlaf zu verfallen, verwirrt und verstört ihn zutiefst.

Die Tochter der Hausangestellten, Nina, nimmt ihn eines Nachts mit in den Wald zu einigen finsteren Gesellen, die sie als Fahnenflüchtige betitelt. Auf die Frage Pietros, warum sie diesen abgerissenen Gestalten helfen wolle, antwortet das Mädchen, das einer dieser Männer ihr Bruder sei. Nina verführt Pietro, doch dann geschieht etwas Schreck-liches mit dem Mädchen.

Pietro erinnert sich an einen bestimmten Satz Irinas, der ihm damals bedeutungslos erschien und findet in einer verlassen Hütte im Wald ein altes Tagebuch mit geheimen Aufzeichnungen. Die Tragweite der gefundenen Informationen ist von ungeheuren Ausmaßen und verschlägt Pietro schier den Atem.

Die verworrenen Puzzleteilchen beginnen sich zu einem Ganzen zu fügen, und der Junge erkennt, welche Aufgabe er zu erfüllen hat, um die Tragödie zu einem Ende zu führen.

Geschickt erweckt die Autorin Simona Vinci in "Nachmittags, wenn alle schlafen ..." zu Beginn des Romans unter anderem brennende Neugier auf die Figur von Pietros kühler, schöner und geheimnisumwitterter Mutter, um diese Neugier durch eine überaus überraschende und tragische Geschichte zu befriedigen. Ein extrem spannender Roman, dessen Handlung für den Leser immer wieder unerwartete Wendungen nimmt. Wärmstens zu empfehlen.

Simona Vinci: "Nachmittags, wenn alle schlafen ...", Piper Verlag, München 2004, geb., 368 Seiten, 22,90 Euro

 
     
     
 
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