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Vom Zauber einer mutigen Frau

 
     
 
Wer die neue Dauerausstellung der Alten Nationalgalerie im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte, der sogenannten "kleinen Nationalgalerie", besucht hat, wird auch das eindrucksvolle Gemälde gesehen haben, das Fritz Werner von der Enthüllung des Denkmals für die preußische Königin Luise im Berliner Tiergarten geschaffen hat. Die Skulptur der überaus populären Monarchin steht auf einem runden Sockel, der mit ergreifenden Szenen aus den Befreiungskriegen
verziert ist. In alten Beschreibungen des Denkmals liest man von der "helfenden Liebe der Königin, die sich in den Unglücksjahren zur Linderung der Not all ihres Schmuckes beraubte, ihre Juwelen verkaufte und selbst in ihrer Häuslichkeit in Königsberg und Memel sich Beschränkungen auferlegt". Und wer einmal am Sarkophag der früh verstorbenen Königin hat verweilen dürfen, der weiß um den Zauber, der von dieser Frau ausgegangen sein muß. Im westlichen Teil des Gartens um Schloß Charlottenburg trifft man auf ein mit Säulen verziertes, an einen griechischen Tempel erinnerndes Gebäude: das von Baumeister Karl Friedrich Schinkel nach einer Idee König Friedrich Wilhelms III. entworfene Mausoleum für Königin Luise. Der von Christian Daniel Rauch geschaffene Sarkophag aus Carraramarmor zeigt eine friedliche schlafende junge Frau mit ebenmäßigen Gesichtszügen, anrührend noch im Tod.

Die Welt hat getrauert, als die vom Volk geliebte, ja geradezu verehrte Königin am 19. Juli 1810 im Alter von nur 34 Jahren auf Schloß Hohenzieritz, der Sommerresidenz ihres Vaters, des Herzogs Carl von Mecklenburg, für immer die Augen schloß. Drei Jahre später ließ der Herzog im Sterbezimmer Luises und in zwei weiteren Räumen eine Gedenkstätte für seine Tochter errichten. Zum 190. Todestag der Königin hat der Schloßverein Hohenzieritz e. V. die Räume übernommen, um dort eine würdige Gedenkstätte zu pflegen. Zu sehen sind Büsten der Königin, die seltene Bronzestatuette "Preußische Ma-donna" von Schaper, der von Luise 1806 gestiftete Abendmahlskelch aus der Rundkirche von Hohenzieritz, die Perlenbrosche ihrer Erzieherin Mdm. Gelieu, historische Ölgemälde von Strelitzer Herzögen, wertvolles Porzellan, alte Kupferstiche und eine selten schöne Nachbildung der berühmten Schwesterngruppe von Schadow. Mit einer Festveranstaltung zum 230. Ge-burtstag der Preußenkönigin wird am Sonnabend, 11. März, 11 Uhr, die Saison in Hohenzieritz eröffnet. Nahezu 10000 Besucher haben im vergangenen Jahr ge-zeigt, daß sich die Luisen-Gedenkstätte zu einem Touristenmagnet von überregionaler Be-deutung entwickelt hat.

Noch heute kann man sich dem Zauber der legendären Königin nicht entziehen. Als Luise am 10. März 1776 als Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz geboren wurde, ward ihr nicht unbedingt an der Wiege gesungen, daß sie einst die populärste Königin werden würde, die Preußen je sah. Als Frau und Mutter - sie schenkte zehn Kindern das Leben, darunter Wilhelm, dem späteren ersten Kaiser des Deutschen Reichs; drei Kinder starben - bezauberte sie ihre Umgebung. Sie war schön und anmutig, aber auch bestimmt in ihrem Wirken. "Es darf nicht geschwärmt sein", bekannte sie als 25jährige, "in der wirklichen Welt müssen wir bleiben, uns durcharbeiten, so will es das Schicksal.

Ihrem Mann Friedrich Wil-helm III., dem man oft unschlüssiges Verhalten, ja Zaudern vorwarf, stand sie in entscheidender Situation zur Seite. Ihr Treffen mit dem Kaiser der Franzosen in Tilsit hat, wenn es auch nicht von Erfolg gekrönt war, ihren Ruf als tapfere Frau begründet. "Meine Frau", so Friedrich Wilhelm, "hatte unendlich vielen natürlichen und richtigen Verstand und einen ebenso richtigen, prüfenden Überblick."

Die beiden so unterschiedlichen Charaktere mußten sich freilich erst "zusammenraufen", wie es wohl in jeder glücklichen Ehe der Fall ist. "Sie hat mit meinen Schwächen vorliebgenommen, ich ihre Schwachheiten ertragen, denn wer hätte deren nicht", schrieb Friedrich Wilhelm einmal, "und so waren wir dennoch glücklich, unaussprechlich glücklich miteinander." In den letzten Stunden konnte Friedrich Wilhelm seiner Gemahlin zur Seite stehen. Er eilte nach Hohenzieritz, als er über ihren bedrohlichen Zustand informiert wurde. Luise, die kaum noch Luft bekam - sie hatte ein Geschwür in der Lunge und einen Polyp im Herzen - lag bis zuletzt vor allem das Wohlergehen ihrer Familie am Herzen, das Glück ihres Mannes "und die Erziehung der Kinder". Und dann sagte sie: "Fürchte dich nicht, ich sterbe nicht." Wie wahr!

Die Gedenkstätte im Schloß Hohenzieritz ist von März bis November dienstags bis freitags von 10 bis 11 Uhr und von 14 bis 5 Uhr geöffnet, am Wochenende und feiertags von 14 bis 17 Uhr; Gruppenbesuche möglich, Büro: Schulstraße 1, 17237 Hohenzieritz, Telefon (03 98 24) 2 00 20 oder (0 30) 55 99 96 9).

Fritz Werner: Enthüllung des Denkmals im Berliner Tiergarten Foto: Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund

Hohenzieritz: Sterbezimmer der Königin Luise
 
     
     
 
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