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Von der Verteidigung zur Intervention

 
     
 
Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg, unter dem die Deutschen wie kaum ein anderes Volk litten (und leiden), machte sich in Deutschland eine "Nie wieder Krieg"- Haltung breit. Unterstützt wurde dieser Pazifismus von der "Reeducation" der Alliierten, die den besiegten Feind demilitarisieren und auf Dauer wehrlos halten wollten.

Eine erste Kurskorrektur brachte der Kalte Krieg
, in dem die westliche wie die östliche Supermacht nicht auf die militärische Unterstützung der in ihrem Machtbereich befindlichen Deutschen verzichten wollte. Pazifismus war nicht mehr angesagt. Erleichtert wurde dieser Paradigmenwechsel durch das gebetsmühlenhaft wiederholte Bekenntnis, daß diese Streitkräfte nur der Verteidigung dienen sowie abschrecken und nicht kämpfen sollten.

Konrad Adenauers Wunsch einer Mitgliedschaft der Bundesrepublik Deutschland im Nordatlantikpakt ist älter als die Republik selber. Bereits im März 1949 äußert er sich in dieser Weise. Entsprechend den Interessen der Alliierten werden die Streitkräfte der Bundesrepublik als unselbständige Bündnisarmee gegründet. Noch bevor am 200. Geburtstag Gerhard von Scharnhorsts, dem 12. November 1955, die ersten Freiwilligen einrücken, wird die Bundesrepublik im Mai Nato-Mitglied. Das sogenannte Amt Blank des bereits 1950 berufenen "Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen" wird zum Bundesverteidigungsministerium mit Theodor Blank als erstem Minister. Bei der Rekrutierung des Personals kann zu großen Teilen auf den bereits 1951 gegründeten paramilitärischen Bundesgrenzschutz (BGS) zurückgegriffen werden. Mehr als die Hälfte der rund 17000 BGS-Beamten wechselt in dem der Bundeswehrgründung folgenden Jahr zum Militär. Zusätzliches Personal erhalten die Streitkräfte mit der 1956 eingeführten allgemeinen Wehrpflicht, welche ihre Personalstärke auf zeitweise knapp eine halbe Million Mann anwachsen läßt. Mit den Soldaten für die Nato erkauft sich die Bundesrepublik die Teilsouveränität.

Mit dem Zerfall des Warschauer Pakts und der Sowjetunion ab 1989 bis 1991 ging der Westen im allgemeinen und dessen Führungsmacht im besonderen als Sieger aus dem Kalten Krieg hervor. Der einzig verbliebenen Supermacht eröffnete sich die Möglichkeit, ihren Einflußbereich zu erweitern und den Versuch zu wagen, eine Weltordnung mit ihr als Ordnungsmacht durchzusetzen.

Auch dabei wollten und wollen die USA nicht auf die militärische Unterstützung der Bundesrepublik verzichten. Folglich wird die Bundeswehr von einer Verteidigungsarmee in eine (offensive) Interventionsarmee umgebaut.

Dieser Transformationsprozeß, so der Bundeswehrterminus, ist vielen über eineinhalb Jahrzehnte nach dem Ende des Kalten Krieges noch nicht weit genug fortgeschritten.

Allerdings ist zu bedenken, daß hierfür ähnlich wie nach dem Krieg bei der Remilitarisierung eine Transformation in der Mentalität der Gesellschaft vonnöten ist, und das ist ein hartes Stück volkspädagogischer Arbeit, denn mit den preußischen Militärreformen und den Befreiungskriegen, in deren Tradition sich die Bundeswehr so gerne sieht, hat das nichts mehr zu tun. M. R.
 
     
     
 
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