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Vor die Tür gesetzt

 
     
 
Mit dem Vorurteil, daß Rechtslage und gelebte Wirklichkeit in Italien zwei verschiedene Stiefel seien, ist spätestens seit Einführung des Anti-Raucher-Gesetzes Schluß.

Das Gesetz, das den Bewohnern der Halbinsel das Rauchen in Lokalen, Diskotheken, Kneipen sowie an öffentlichen Plätzen verbietet, wird von den Italienern mit unerwarteter Folgsamkeit beachtet. Das seit Anfang des Jahres von Gesundheitsminister Girolomo Sirchia in Kraft gesetzte Gesetz gilt als das strengste Anti-Raucher-Gesetz in Europa. In einem Bericht legte Sirchia das Ergebnis der Kontrollen in Restaurants, Diskotheken und öffentlichen Plätzen in den ersten beiden Monaten vor.

Laut Sirchia wurden bisher erst 51 "Qualm-Dissidenten" gezählt. Diese Gesetzesübertretungen fanden zum größten Teil in Nachtclubs, Restaurants sowie Krankenhäusern, Banken
und Postämtern statt. Dem Nikotinabhängigen kommt ein Verstoß teuer zu stehen: Delikte ohne erschwerende Umstände werden mit einem Bußgeld von 550 Euro belegt, sind Schwangere und Kinder in der Nähe, kann der Qualm auch schon mal bis zu 3.000 Euro kosten. Restaurantbesitzer, die das Rauchen in ihren Lokalen billigen, um ihre Gäste nicht zu verprellen, zahlen 2.000 Euro. Sie haben bisher noch keine Umsatzeinbussen beklagt und sich erfindungsreich gezeigt. So wurden in Mailand zur kalten Jahreszeit in einigen Lokalen Schals für die Gäste ausgegeben, die ihrer Sucht vor der Tür frönen mußten. Ein Bild, auf das der Besucher seit neustem häufig in Italien trifft: Eine vor den Kneipen stehende Gruppe, die gemeinsam Rauchwolken in die Luft steigen läßt. Daß sich dabei auch die Gelegenheit zu einem Gespräch findet, fügt sich gut in die kommunikationsfreudige Mentalität der Italiener ein und erklärt eventuell den relativ unkomplizierten Übergang ins "rauchfreie Leben".

Aufschluß gibt auch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Eurisko: Danach befürworten 91 Prozent das Anti-Raucher-Gesetz. Hier und da wird jedoch auch vereinzelter Protest laut. So sammelt eine Initiative mit den Namen "io fumo" (ich rauche) Unterschriften, um das Gesetz durch ein Referendum zu ändern. Demnach sollen die Gastwirte selber entscheiden, ob sie das Rauchen erlauben wollen oder Raucher und Nichtraucher wie auch in anderen Ländern üblich auf mehrere Räume teilen wollen.

Wirklich zu leiden hat unter diesen Verordnungen nur die Tabakindustrie. Laut dem Tabakverband ist der Verkauf von Zigaretten um 15 Prozent zurückgegangen. Vittoria Finzi
 
     
     
 
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