|   | 
          Rheinbund  das bedeutet: völligen Zerfall Deutschlands in souveräne     Staaten und ihre Beherrschung durch Frankreich. Gleichwohl vertritt man dort auch heute     noch die Auffassung, Napoleon habe damals in Deutschland eine unerwünschte Vorarbeit für     die spätere deutsche Einigung geleistet; man begründet das vorwiegend mit äußeren     Erscheinungen: mit der Vereinheitlichung der bunten deutschen Landkarte, mit der     Übernahme    französischer Verwaltungsgrundsätze durch die meisten Rheinbundstaaten, mit     der Gewöhnung an größere politische Verhältnisse. Auf deutscher Seite finden sich     neben verwandten Ansichten ganz entgegengesetzte Schlüsse. Die Zusammenfassung der     südwestdeutschen Gebietssplitter in abgerundete Ländermassen habe das alte Laster der     "Libertät", des Fürstendünkels gegenüber einheitlicher Reichsführung, erst     recht bis zu gemeinschaftssprengender Kraft entwickelt. So sei auch nach Ausschaltung des     französischen Druckes eine echte Wiedergeburt des Reiches unmöglich gewesen und die     Nation habe sich noch ein halbes Jahrhundert mit der Scheineinheit des Deutschen Bundes     begnügen müssen. Diese Beobachter erkennen im Einbruch französischer revolutionärer     Vorstellungen ins deutsche Leben die Einwurzelung von Krankheitsstoffen, die der     Volkskörper nur nach schweren Krisen wieder ausstoßen konnte.
       Beide Anschauungen sind berechtigt, mag das auch widerspruchsvoll klingen. Rein     äußerlich betrachtet hat der Napoleonismus eine durchgreifende Flurbereinigung gebracht,     doch nicht sie war für das Entstehen der späteren Einheit maßgebend, sondern die innere     Besinnung auf das deutliche Gemeingefühl. Diese Einheit entstand also nicht aus der     Zusammenfügung von Gebieten, sondern aus dem Erwachen nationalen Denkens, ohne das in der     ferneren Zukunft auch Eisen und Blut vergeblich vertan worden wären. 
       Der Napoleonismus hat in Deutschland Ströme entbunden, die sich bereits angestaut     hatten, er hat Entwicklungen beschleunigt, deren Gefälle schon vorgezeichnet war, aber     die Gewöhnung an die neuen Formen war zunächst alles andere als die Vorbereitung einer     nationalen Einheit. Vielmehr ging der Korse darauf aus, das alte Reich in eine Fülle     selbständiger Staaten aufzulösen; der Rheinbund war nur ein Lieferungsverband für     Kanonenfutter und Tribute, keine Gemeinschaft, sondern nur ein Nebeneinander von Gebilden,     deren Verbindung zu einem Ganzen stets verhindert wurde. So ist denn auch die Einigung     Deutschlands in Bismarcks kleindeutschem Kaiserstaat nicht aus diesen Bereichen     hervorgegangen, sondern sie war das Werk Preußens, das Napoleon als Staatsindividualität     auslöschen wollte. Die Rheinbundgesinnung ist durch die Friedensschlüsse von 1814/15     auch nicht zu Grabe getragen worden. Die innere Gestaltung dieser Staaten hat sogar den     preußischen Staatsbau nach 1806 ungünstig beeinflußt und auch dort Spannungsmomente     geschaffen, die bis an die Grenze unseres Zeitalters verhängnisvoll nachgewirkt haben. 
       Wilhelm Koppen      aus "Deutsche gegen Deutschland/ Geschichte des Rheinbundes"
       *
       Überall auf der Welt behaupten die großen Parteien, zu den globalen freien Märkten     gäbe es keine Alternative. Das ist falsch. 
       John Gray      Politiker im Kabinett M. Thatcher
       *
       Wir erleben einen antideutschen Rasismus. Alle Länder der Welt erlauben es sich, die     Deutschen zu beleidigen, und ich frage mich manchmal, ob wir nicht völlig verrückt sind,     daß wir uns nicht zu wehren wagen. 
       Monika Maron      Tochter des ehemaligen DDR-Innenminsters Karl Maron, Schriftstellerin, in "Die     Woche", 15. 1. 1999
        | 
            |