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Wer kommt wenn Stoiber geht?

 
     
 
Sprichwörtlich nasse Füße hat sich Edmund Stoiber im Hochwasser geholt. Während (Noch-) Kanzler Schröder souverän durch die Fluten stapfte und den "Macher" abgab, sahen Meinungsforscher dem Herausforderer die Felle wegschwimmen. Nach Ansicht der Institute werden die Bilder der Katastrophe die Entscheidung am 22. September aber nicht nachhaltig
beeinflussen; Rot-Grün erreicht nach wie vor keine eigenständige Mehrheit. In der CSU wächst deshalb die Hoffnung, daß Stoiber gegen Schröder gewinnen und als Kanzler in die deutsche Hauptstadt Einzug halten werde.

Damit erhält eine andere Frage Brisanz: Wenn Stoiber nach Berlin geht, wer folgt ihm dann als bayerischer Ministerpräsident? Ein halbes Dutzend Kandidatennamen tauchen in Planspielen auf: Innenminister Günther Beckstein (58), Schulministerin Monika Hohlmeier (40), Fraktionschef Alois Glück (62), der Chef der bayerischen Staatskanzlei Erwin Huber (56) oder CSU-Generalsekretär Thomas Goppel kämen in Betracht. Da letztlich die CSU-Fraktion im Landtag entscheidet, hätte Glück ein Vorgriffsrecht. Fraglich ist, ob er das höchste Amt im Freistaat überhaupt noch anstrebt. Sein Verhältnis zu Stoiber gilt seit dem Streit um die Besetzung der BR-Chefredaktion als gespannt. Immerhin - so Parteistrategen - könne mit dem gelernten Landwirt, der zum CSU-Vordenker aufstieg, das Regio- nalprofil der CSU gewahrt werden.

Nach allgemeiner Überzeugung hätte Innenminister Beckstein beste Karten für die Stoiber-Nachfolge. Nicht nur vertraut der Ministerpräsident seinem treuen politischen Gefährten, früheren Staatssekretär und jetzigen Stellvertreter wie keinem anderen. In allen Umfragen rangiert der kantige Franke ganz oben in der Wählergunst. In einer Umfrage des BR-Fernsehmagazins "Zeitspiegel" erklärten 44 Prozent der Bayern und gar 53 Prozent der CSU-Anhänger, Beckstein solle im Fall des Falles das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen. In CSU-Kreisen gilt dagegen als ausgemacht, daß Stoiber Beckstein in Berlin brauche und auch gegen eventuelle FDP-Widerstände durchsetzen wolle.

Die Schulministerin und Strauß-Tochter Hohlmeier ist zwar bei den Wählern recht populär, doch parteiintern gilt die gelernte Hotelfachfrau als zu jung und unerfahren für den Chefposten.

Huber war ein halbes Jahrzehnt CSU-Generalsekretär, von 1995 bis 1998 machte er sich einen Namen als bayerischer Finanzminister, heute ist er Leiter der Staatskanzlei. Stoiber schätzt ihn als zuverlässigen Zuarbeiter und möchte ihn im Falle eines Wahlsieges gern zum Chef des Kanzleramtes machen. Wenn Glück verzichtet und wenn Beckstein und Huber nach Berlin gehen, dann bliebe nur noch Thomas Goppel übrig. Schon Vater Alfons war von 1962 bis 1978 Ministerpräsident. An der Basis wird der freundliche, manchmal fast priesterlich redende, promovierte Volksschullehrer geliebt, anders im Kreis um Stoiber. Trotzdem hat Goppel die Hoffnung nicht aufgegeben. Parteiinsider munkeln, er wolle seinen Vater rächen, der Ende der 70er Jahre recht grob von Strauß aus dem Amt gedrängt wurde. Frank Phili
 
     
     
 
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