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          Der Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in China sowi     die unterzeichneten Erklärungen schaffen Voraussetzungen für neue Kräfteverhälnisse in     der Welt. Das ergibt sich aus dem Text der in Peking unterzeichneten gemeinsame     Erklärungen Chinas und Rußlands zur Raketenabwehr.
  Darin wird unter anderem ausgeführt: "Die regionalen und nationalen Abwehrsystem     - RMD und NMD - sowie die internationale Zusammenarbeit auf diesem Gebiet dürfen nich     auf Kosten der Sicherheitsinteressen anderer Länder gehen ... Rußland und China ..     drücken ihren entschiedenen Protest im Zusammenhang mit der Entwicklung eines solche     Systems der regionalen (nichtstrategischen) Raketenabwehr in der Asiatisch-Pazifische     Region aus, die zu den genannten negativen Folgen führt ..." "Jeglich     Einbeziehung Taiwan   s in die Systeme einer Raketenabwehr, die von anderen Staate     geschaffen werden, ist unannehmbar ..."
  "Rußland und China rufen die Weltöffentlichkeit auf, aufmerksam die Handlunge     der entsprechenden Staaten bei der Entwicklung von Raketenabwehrsystemen zu beobachten     die das globale strategische Gleichgewicht und die Stabilität in der Wel     gefährden."
  Versuchen wir, die protokollarische Sprache des Dokuments in den Alltag zu übersetzen     China und Rußland betrachten die Versuche Washingtons, eine Raketenabwehr für da     Territorium der USA und seiner Streitkräfte im Ausland zu schaffen, als Versuch, die     strategische Vorherrschaft im Falle eines Konflikts zu erhalten. Beide sind sich eini     darin, daß die USA die gegenwärtige Position als einzige Weltmacht festschreiben will     um so freie Hand im Umgang mit Staaten zu bekommen, die ihnen nicht gefallen. Das heißt     sie wollen eine uneingeschränkte Militärherrschaft über die Welt.
  Zunächst sei bemerkt, daß kein seriöser Experte dem amerikanischen Märchen von de     bösen "Problemländern" ("Schurkenstaaten") glaubt, die sie und ihr     Verbündeten mit Raketen bedrohen. Davon kann sich jeder überzeugen, der aufmerksa     Zeitungen und Zeitschriften verfolgt. Um sich endgültig zu beruhigen, genügt ei     Beispiel: China brauchte 50 Jahre angestrengter Arbeit seines riesige     militär-industriellen Komplexes und ungeheuerliche Milliardenausgaben zur Schaffung eine     Interkontinentalrakete, die das pazifische Ufer der USA erreichen könnte. China verfüg     über 20 bis 25 solcher Raketen. Keiner der sogenannten "Schurkenstaaten"     besitzt auch nur den zehnten Teil des ökonomischen und finanziellen Potentials China     oder könnte es zu Lebzeiten der heutigen Generationen erhalten. Ohne die technische     Aspekte des Problems tiefer zu beleuchten, sage ich nur: eine Interkontinentalrakete mi     Kernsprengkopf zu kaufen, ist nicht möglich, sie in die "Schurkenstaaten" zu     schaffen, auch nicht. Damit stellt sich die Frage: Gegen wen ist die Raketenabweh     Washingtons gerichtet? Rußland und China antworteten klar und eindeutig - gegen uns. Be     allen Widersprüchen, die es zwischen Peking und Moskau gibt, die Politik Washington     zwingt sie, diese langsam zu vergessen und sich gegen die gemeinsame Gefahr zu vereinen. 
  Was bedeutet für China der Aufbau einer Raketenabwehr auf Japan und Taiwan? Dami     könnte das gesamte chinesische Kernwaffenpotential unmittelbar nach dem Start geortet un     vernichtet werden. Zudem konserviert eine solche Verteidigung für immer das sogenannt     Problem der "beiden Chinas". Dabei muß man verstehen, daß jede chinesisch     Führung niemals und unter keinen Umständen damit einverstanden sein wird. Ein Ausweg? 
  Die US- Raketenabwehr mit Hilfe neuer Rüstung und der Schaffung neue     militärpolitischer Bündnisse zu neutralisieren.
  Für Rußland ist die Situation noch komplizierter. Es hat sich noch nicht von de     Zerstörung der einheitlichen UdSSR-Wirtschaft erholt, durchlebt eine komplizierte Period     des Entstehens eines neuen Staates, und schon ertönen von allen Seiten Stimmen, die     frühere Sowjetrepubliken zu "Zonen ihrer Lebensinteressen" erklären. Wenn ma     hinzufügt, daß sich die NATO weiter nach Osten ausweiten will und sich dabei eine     Doktrin bedient, die militärische Handlungen außerhalb ihrer Verantwortung gestattet     daß sie nach eigenem Ermessen den einen oder anderen Staat mit Bombe     "bestraft", kann man den Wunsch Moskaus nach Schutz verstehen. Der Versuch, de     Vertrag über die Raketenabwehr zu kippen, läßt Rußland nur den Ausweg - die     Abrüstungsverhandlungen zu kündigen und jene Rüstungen fortzusetzen, die jede     amerikanischen Schild durchschlagen. Was das heißt, bedarf keiner Erklärung.
  Das Treffen in Peking hat gezeigt, daß sich Rußland und China im Bestreben, die     eigenen strategischen Interessen zu wahren, einig sind und dies erstmals auch offe     verkünden. Washington hat zu sehr daran geglaubt, daß ihm alles erlaubt sei. Ein weni     fehlt noch - die Kernwaffenpotentiale Rußlands und Chinas neutralisieren und das Proble     löst sich "fast" von selbst. Moskau und Peking warnen die USA vor verfrühte     Euphorie. 
  Interessant ist die Position Deutschlands: Berlin ist offenbar nicht begeistert von de     Versuch der USA, den Raketenabwehrvertrag zu kündigen, um in der Perspektive in eine neu     Spirale des Rüstungswettlaufs hineingezogen zu werden. Um so mehr als eine Annäherun     zwischen China und Rußland auf antiamerikanischer Grundlage möglich scheint     Bundeskanzler und Außenminister drücken öffentlich ihre Skepsis hinsichtlich de     Machbarkeit eines Raketenabwehrschildes aus, aber als treue Verbündete tun sie das nu     mit halber Stimme und in persönlichen Gesprächen mit Amerikanern, um "den Strei     nicht aus der Hütte" zu tragen. In Wirklichkeit ist die Frage für Deutschland un     Europa ziemlich ernst. Für die Europäer ist es an der Zeit, ihre Interessen zum Proble     der Raketenabwehr zu bestimmen, die Folgen eines Ignorierens der Interessen Moskaus un     Pekings zu berechnen. Putin sprach darüber bei seinem Besuch in Berlin im Juni. Bald wir     klar sein, ob man ihn verstanden hat.
  Der Autor ist Korrespondent der "Parlamentskaja Gaseta" (Moskau) und de     "Kaliningradskaja Gaseta" (Königsberg) in Berlin
 
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