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Wie Herberger Nationaltrainer wurde

 
     
 
Schon frühzeitig will Sepp Herberger Fußballehrer werden, doch für einen Mann seiner Herkunft ist das leichter gesagt als getan. Josef Herberger kommt nach drei Töchtern als viertes Kind des ungelernten Arbeiters Josef Herberger und dessen Ehefrau Lina am 28. März 1897 in Waldhof bei Mannheim zur Welt. 1909 stirbt auch noch sein ohnehin schlecht verdienender Vater, so daß das Geld für eine seinen schulischen Leistungen entsprechende höhere Schulbildung
fehlt. 1911 fängt er nolens volens als Hilfsarbeiter auf dem Bau an, doch seine Welt ist das nicht. Ihm ist es schließlich vergönnt, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen, Fußball.

1919 wird er Spieler des proletarisch geprägten SV Waldhof. 1921 wird er Nationalspieler und wechselt wegen materieller Vorteile zum reicheren VfR Mannheim. Seine Meriten will er jedoch nicht als Spieler, sondern als Trainer verdienen. Als er sich deshalb 1925 bei der "Deutschen Hochschule für Leibesübungen" für eine Trainerausbildung anmeldet und der dafür vorgesehene Dozent kurzfristig erkrankt, wird der Autodidakt kurzerhand als Vertretung verpflichtet. Herberger weiß in dieser Funktion derart zu überzeugen, daß er als erster in den Genuß einer Sonderregelung kommt, der zufolge man auch ohne Abitur an der "Hochschule für Leibesübungen" in Berlin studieren kann. Wegen seines studienbedingten Umzugs in die Reichshauptstadt wechselt er zu Tennis Borussia Berlin. Seinen Lebensunterhalt verdient er in dieser Zeit als Trainer kleinerer Vereine. Das Diplom als Turn- und Sportlehrer erwirbt er 1930 mit einer Arbeit über den "Weg zur Höchstleistung im Fußballsport" Als Jahrgangsbester erhält er die August-Bier-Plakette.

Noch im selben Jahr übernimmt er in seinem Verein Tennis Borussia das Traineramt. 1932 geht er nach Duisburg, wo er als Verbands-Sportlehrer bei dem sehr einflußreichen Westdeutschen Spielverband in Duisburg arbeitet. Seinen in diesem Amt ohnehin vorhandenen Einfluß weiß Herberger zusätzlich dadurch zu steigern, daß die Nationalspieler durch seine erfolgreiche Nachwuchsarbeit zunehmend aus seinem Verband kommen. So wird er die rechte Hand des Reichstrainers Otto Nerz.

Bei den Olympischen Spielen 1936 im eigenen Land gilt die deutsche Nationalmannschaft als Favorit. Um so größer ist die Wut und Enttäuschung, als die deutsche Mannschaft am 7. August das Spiel gegen den vermeintlichen Fußballzwerg Norwegen mit 2:0 verliert und damit aus dem Turnier ausscheidet. Die Niederlage kostet den Reichstrainer sein Amt und macht seine rechte Hand zu seinem Nachfolger. Den Termin seines Amtsantritts erfährt Sepp Herberger aus der Presse, den 10. Oktober 1936. Mit kriegsbedingter Unterbrechung bekleidet er das Amt des Nationaltrainers bis 1964 (M. R.)
 
     
     
 
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