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Wie Kinder mit dem Holocaust konfrontiert werden

 
     
 
So früh wie irgend möglich sollten die Kinder in Deutschland mit dem Massenmord an Juden während des Zweiten Weltkrieges bekannt gemacht werden - mit dieser Forderung wollten sich Erziehungswissenschaftler und Historiker vor allem aus Israel, den USA und den Niederlanden im Juni 1997 in Hamburg auf einer Tagung an die Öffentlichkeit wenden. "Holocaust - ein Thema für Kindergarten und Grundschule?" sollte der Titel sein. Es ging dabei unter anderem um die These eines Bilderbuches mit dem Titel "Als Eure Großeltern jung waren", mit dem man sich an Kinder ab drei Jahren wenden wollte, um sie mit Auschwitz bekannt zu machen.

Die schleswig-holsteinische
Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Ute Erdsiek-Rave, lag ganz auf dieser Linie, als sie drei Jahre später allen Schulen in größeren Mengen eine aus Schweden stammende und auf deutsche Verhältnisse umgearbeitete Broschüre kostenlos zuschickte mit der Aufforderung "Erzählt es Euren Kindern - Der Holocaust in Europa". Das Thema sollte allerdings erst im neunten Schuljahr behandelt werden, doch dann hat sich offenbar die Kampagne verselbständigt. Jetzt gibt es deswegen in Lübeck großen Krach.

Die Eltern, deren Kinder eine Lübecker Grundschule besuchen, gingen auf die Barrikaden, als sie von ihren verstörten acht- und neunjährigen Kindern hörten, was ihnen in einer Religionsstunde passiert war. Die Lehrerin hatte Dritt- und Viertkläßlern selbstgemachte Abzeichen an die Kleidung geheftet und ihnen einen Brief, der angeblich von der Regierung stammte, vorgelesen, wonach die so gekennzeichneten Schüler die Schultoiletten nicht mehr benutzen und das Klassenzimmer nicht verlassen durften. Die Abzeichen sollten den Judenstern darstellen. Dann hatte sie den Kindern eine Geschichte vorgelesen, in der geschildert wurde, wie es einem jüdischen Kind in Deutschland während der NS-Zeit ergangen war. Offenbar waren nicht wenige Kinder verwirrt und erschrocken und hatten den Eltern von diesem merkwürdigen Schulunterricht berichtet. Eltern meinten, mit solchen Geschichten den kleinen Kindern, die keinerlei kritisches Verständnis haben können, einzubleuen, schon sie gehörten zum "Tätervolk", heiße nichts anderes, als Wehrlose zu überwältigen, was einer demokratisch verfaßten Gesellschaft unwürdig sei. Sie verlangten, diesen "Schock-Unterricht" sofort einzustellen.

Der Leiter der Grundschule verteidigte die Lehrerin, und auch die Schulrätin fand, daß das "im Ansatz eine gute Sache" war. Und für so schädlich hielt sie es auch nicht, denn sie meinte, unkontrollierter Fernseh-Konsum könne mehr Schaden anrichten. Aufgrund des Protests der Eltern jedoch versprach sie, so den Unterricht nicht mehr den Acht- und Neunjährigen anzutun.

Massenmord an den Juden als Grundschulthema
 
     
     
 
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