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Zu spät

 
     
 
Es ist 30 Jahre nach zwölf“ lautete die wenig ermunternde These des Autors von „Die ausgefallene Generation – Was die Demographie über unsere Zukunft sagt“. Herwig Birg, Leiter des Instituts für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik der Universität Bielefeld und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Demographie, stellt darin ganz nüchtern fest, daß Deutschlands demographischen Probleme, die erst in den letzten Jahren vermehrt in der Öffentlichkeit diskutiert wurden, im Grunde schon vor über einem Vierteljahrhundert begannen, in dem nämlich die Generation, die heute die Kinder bekommen sollte, gar nicht im nötigen Umfang geboren worden ist. Hinzu kommt, daß jene, die in diesem Zeitraum geboren wurden, nur wenig Kinder bekommen.

Ein wenig umständlich führt der 1939 im Banat
geborene und nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 in Jugoslawien internierte Autor die Geschichte der Bevölkerungsforschung und -entwicklung an. Hierbei ist ihm nicht immer ganz leicht zu folgen, da er Themenfelder anspricht, die vielen fremd sind, und er viel mit Zahlen hantiert. Trotzdem gelingt es ihm, den Leser immer wieder in bekanntes Terrain zu führen und mit einer leichtverständlichen Sprache auch komplizierte Sachverhalte zu vermitteln.

Am Beispiel der verschiedenen Vorausberechnungen der Weltbevölkerung für das Jahr 2050 zeigt er, welche Faktoren für derartige Untersuchungen wichtig sind und wie sich die verschiedenen Länder im Laufe der nächsten Jahrzehnte in ihrer Bevölkerungsentwicklung verhalten werden.

Von der Welt geht es zurück nach Deutschland, wo er ebenfalls auf die Entwicklung der Bevölkerung eingeht und belegt, daß in Deutschland keineswegs die Ein-Kind-Familie dominiert, sondern ein Großteil der Eltern zwei Kinder hat. Dies fällt jedoch nicht ins Gewicht, da gut ein Drittel der Frauen gar keine Kinder bekommt, so daß der statistische Durchschnittswert nur 1,4 Kinder pro Frau ergibt.

Daß die fehlende Zahl der Renteneinzahler bei einer überalternden Bevölkerung – an der auch zahlreiche andere Länder weltweit kranken – nicht das einzige Problem ist, belegt der Autor an zahlreichen Beispielen. Allerdings sei es nicht wahr, daß eine alternde Bevölkerung auch gleichzeitig im Vergleich zu einer jüngeren eine unproduktivere ist. Auch sei es absolut unhaltbar, zu behaupten, daß Deutschlands Heil in der Zuwanderung liege. Daß Zuwanderung den Deutschen bei ihren demographischen Problemen nicht helfen kann, ist für Herwig Birg eindeutig. Aber auch eine Familienpolitik, die Familien fördere, bräuchte Jahrzehnte, bis sich die ersten Erfolge abzeichnen würden.

Letztendlich offenbart die Lektüre von „Die ausgefallene Generation“ alles andere als ermutigende Zukunftsaussichten, da der Tenor des Autors ziemlich eindeutig lautet, daß es jetzt kaum noch Wege aus dem Dilemma gibt, ein Dilemma, auf das die Wissenschaft die Politik schon Jahrzehnte zuvor hingewiesen habe, das die Politiker jedoch genau wie die Medien ausgeblendet hätten. Bel

Herwig Birg: „Die ausgefallene Generation – Was die Demographie über unsere Zukunft sagt“, C. H. Beck, München 2005, geb., 158 Seiten, 16,90 Euro
 
     
     
 
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