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Zuviel Leid zuviel Tod

 
     
 
Das Denken besorgen unser Führer und seine Generäle. Sie wissen schon, was sie tun. Wir dagegen sind bloß Fußvolk, für uns gilt: Nicht denken, leben!" Und diesen Rat ihrer Freundin Imme befolgte Inge dann auch. Als Krankenschwester irgendwo an der Ostfront tut sie ihren Dienst, schuftet schwer, feiert aber auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Männer, die sie bewundern und umschwärmen, gibt es genug. Doch je mehr verwundete Soldaten ins Lazarett
kommen, desto mehr zweifelt sie an den offiziellen Nachrichten. Aber was soll sie tun? Sie tut ihren Dienst für Volk und Vaterland, auch wenn sie in viel zu vielen Fällen nur noch den sterbenden Männern eine tröstende Hand, einen letzten Schluck Wasser reichen kann. Mit der Front ziehen auch die Lazarette immer weiter. Wochenlange Transporte bei eisiger Kälte bringen die jungen Frauen immer weiter ins russische Nirgendwo. Zuviel Leid, zuviel Tod vor allem für junge Frauen, doch je schlimmer es wird, desto mehr feiern sie. Ein Ausflug ans Asowschen Meer, Freizeit an der Slutsch, Orte, von denen sie zuvor nie gehört haben, Orte, an denen manchmal noch wenige Tage zuvor Menschen im Kampf um dieses Gebiet gestorben sind. Doch Inge und ihre Kolleginnen plantschen neben Panzern im Wasser als wäre es das Normalste der Welt. Ein Tanz auf dem Vulkan - der erst viele Jahre später ausbricht, denn erst viel später - Inge ist verheiratet und hat Kinder - stürzen die Erinnerungen auf sie ein, und sie wird sich des Wahnsinns ihrer damaligen Situation bewußt. Die damals verdrängte Angst bemächtigt sich ihrer.

"Als ob der Schnee alles zudeckte" beschreibt den Alltag und auch das Empfinden von Ingeborg Ochsenknecht. Das Buch basiert auf ihrem Tagebuch, das jedoch nur Fakten, nie Gefühle enthielt. Die Gefühle kamen im ganzen erst in den Jahren danach hinzu, und mit Hilfe von Fabienne Pakleppa hat die ehemalige Rotkreuzschwester eindrucksvoll ihre Erlebnisse aufgezeichnet. Wohl auch dank der neutralen Sicht eines Außenstehenden ist "Als ob der Schnee alles zudeckte" keineswegs nur ein Zeitzeugenbericht, sondern ein literarisch differenziertes Buch geworden, das durch Aufrichtigkeit besticht. Fritz Hegelmann

Ingeborg Ochsenknecht: "Als ob der Schnee alles zudeckte - Eine Krankenschwester erinnert sich an ihren Kriegseinsatz an der Ostfront", Econ, München 2004, geb., 239 Seiten, 20 Euro

 
     
     
 
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