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Genie oder Wahnsinn - oder Phantasie?

 
     
 
Kürzlich überschwemmten US-Medien alle Welt mit der Nachricht, daß eine geheime CIA-Akte existiere, die bezeuge, daß ein Vertreter des pharmazeutischen Unternehmens Schering 1944 folgendes zu Protokoll gegeben habe: Der 1875 geborene und 1951 verstorbene renommierte deutsche Chirurg Ferdinand Sauerbruch habe ihm 1937 offenbart, "sein Patient Adolf Hitler" sei ein "Grenzfall zwischen Genie und Wahnsinn".

Dazu ist zu sagen: Es ist durchaus möglich, daß Sauerbruch, der sich stets Mühe gab, sich selbst so zu stilisieren, wie nicht nur die Nachwelt ihn sehen sollte, etwas Derartiges gesagt hat. Zwar ist vieles von dem, was er hinterließ – und dies nicht nur in seinem 1951 veröffentlichten Buch "Das war mein Leben" –, seiner reichen Phantasie entsprungen, doch zu der diskutierten Feststellung bedurfte es zu der Zeit keiner besonderen Phantasie und auch keiner fachärztlichen Sachkenntnis, über die der Chirurg ohnehin nicht verfügte.

Die von Hitler-Gegnern kolpor-tierte, jedoch fachärztlich nicht erstellte Diagnose "Grenzfall zwischen Genie und Wahnsinn" mußten sich außer Hitler, den Göring seit 1943 für "verrückt" hielt, eine ganze Reihe historischer Persönlichkeiten – ob zu Recht oder nicht – an ihre Vita heften lassen. Nachweisbar galt sie unter anderem für Michelangelo, Luther, Tasso, Rousseau, Napoleon
, Beethoven, Hölderlin, Kleist, Lenau, Hebbel, Marx, Bismarck, Strindberg, Maupassant, van Gogh und Nietzsche. Was als typisch für Psychopathie gelten konnte, brachte Wilhelm Lange-Eichbaum bereits 1942 auf eine knappe Formel. "Grenzwissenschaften und -künste", schrieb er, "springen als hochbedeutende Quellen ... auf. Durch die rück-sichtslose Stärke des Gefühlle-bens, durch die größere Unver-nunft, durch den Mangel an Selbstbeherrschung und all seine Folgen kommt es zu Erfahrungen, die andere niemals sammeln."

Die Amerikaner interessierten 1945/46 nur die sachlich nach-weisbaren Fakten, wie die vom CIA während des Nürnberger Prozesses gegen die als "Haupt-kriegsverbrecher" angeklagten Deutschen zusammengestellten Diagnosen der Hitler-Ärzte es belegen. Die wesentlichsten Angaben stammen zwangsläufig von Hitlers Leibarzt Prof. Dr. Theo Morell. Sauerbruch wurde 1945/1946 gar nicht erwähnt, denn er war nicht Hitlers Arzt. Was in diesem Zusammenhang maßgeblich erscheint, enthält die mir zur Verfügung stehende und bislang noch nicht veröffentlichte CIA-Dokumentation, die zusammenfaßte, was Hitlers Ärzte über dessen Großhirn und Kleinhirn als erwiesen dokumentierten.

Hinsichtlich des Großhirns no-tierte die CIA-Kommission nach dem Studium der ärztlichen Un-terlagen: "Frontal: Gehirntätigkeit normal. Konzentration hervorragend (ausgezeichnet). Keine Euphorie, keine Enthaltsamkeit (Unkeuschheit), keine ‚anosmia‘, kein Persönlichkeitswandel.

Motorischer Bereich: Keine (Nerven-)Zuckung, (Muskelverkrampfung), keine Parese oder Lähmung der Sprechmuskulatur.

Vormotorischer Bereich: Kein erzwungenes Begriffsvermögen oder Plumpheit.

Perietal: Empfindung intakt. Konnte (Erscheinungs-)Formen, Umrisse unterscheiden.

Hinterhaupt-(Gegend): Keine visuellen Halluzinationen. Keine quadratischen Feld-Effekte.

Schläfengegend: Keine Hör- oder visuellen Halluzinationen. Keine Sinnesaphasie, keine Traumzustände …". Zum Kleinhirn bilanzierte die Kommission knapp: "d) Kleinhirn: Keine Hypotonie, ‚nystagmus‘, ‚dysarthrie‘, ‚ataxie‘, ‚asynergie‘ oder ‚adiodochokinesis‘. Seine Fähigkeit, rasch zu reagieren, … nicht eingeschränkt …"

Wie die "Meldung" aus den USA erneut bestätigt, gilt dort, vor allem für die Medien, die maka-bre Version, daß "Jesus und Hitler niemals sterben" dürften. Die in unregelmäßigen Abständen aus Rußland lancierten und sensationell aufgemachten Berichte über den Verbleib der Hitler-Leiche – inzwischen sind es seit 1945 von ihrer Seite aus sieben erheblich unterschiedliche Versionen – passen dazu.

 
     
     
 
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