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Zweitklassige Opfer?

 
     
 
Vor 61 Jahren wurde das KZ Sachsenhausen wieder in Betrieb genommen. Die Russen benutzten das Lager, um mißliebige Personen zu inhaftieren, um ihren Willen zu brechen, um sie verhungern zu lassen: Ein Drittel der Insassen in sowjetischen „Speziallagern“ überlebte die Haftzeit nicht.

Speziallager waren Konzentrationslager. Zwischen 1945 und 1950 wurden allein in der Sowjetzone etwa 200000 Menschen von den Besatzern inhaftiert (ganz zu schweigen von denen in den Vertreibungsgebieten). Die Verhaftungen liefen willkürlich, aber selbst diese Willkür der Besatzer hatte System. Die Russen-KZ waren Bestandteil des Gulag, sie dienten also der Schreckensherrschaft. Angst sollte die Menschen in den unterjochten Gebieten gefügig machen - Angst vor Lagerhaft.

Die Kommunisten tun heute so, als seien nur ehemalige Nazi-Anführer eingesperrt worden. Die Wahrheit: Es waren Adlige, Sozialdemokraten, Liberale und auch zahllose Menschen ganz ohne besondere Abstammung oder politische Neigung sowie viele Jugendliche, die der „Partisanentätigkeit“ bezichtigt wurden. Viele von ihnen starben an Unterernährung.

Die Opfer des roten Terrors fühlen sich noch immer zweitklassig behandelt. Die öffentliche Aufmerksamkeit konzentriert sich beinahe ausschließlich auf die NS-Opfer
, die finanzielle sowieso. Und in Sachsenhausen dürfen sie nicht einmal ihrer Toten angemessen gedenken.

Als jüngst auf einem Symposium der Konrad-Adenauer-Stiftung im Berliner Rathaus an die Speziallager erinnert wurde, da kam auch eine Abordnung der „Nie- wieder-Deutschland“-Fraktion. Die Gruppe namens „Madstop“ (Verrückten-Stop) entrollte ein Transparent und verlas eine Erklärung. Am Vortag waren sechs der Störer noch auf einer Veranstaltung der örtlichen WASG gesehen worden, bei der die Berliner Spitzenkandidatin Lucy Redler aufgetreten ist.

Aber nicht nur diese Polit-Außenseiter machen den Opferverbänden das Leben schwer. Der Chef der Gedenkstätte Sachsenhausen, Professor Günter Morsch, ignoriert sie so gut er kann. Das Massengrab aus der Sowjetzeit bezeichnet er verharmlosend als „Friedhof“. Das Museum für die Opfer der russischen Besatzer ist in die letzte Lagerecke abgedrängt, weil alle Originalbaracken dem ausschließlichen Gedenken an die NS-Opfer gewidmet sind.

Morsch versucht jetzt auch noch, die Vorsitzende des Opfervereins, Gisela Gneist, mundtot zu machen. Sie hatte ihn öffentlich kritisiert, sofort segelte ihr eine Unterlassungsklage ins Haus. Der Streit wird wohl vor Gericht ausgetragen. Bei NS-Opfern würde sich das keiner trauen.
 
     
     
 
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