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100 Meisterzeichnungen in Hamburg und Athen

 
     
 
In der Zeichnung als der unmittelbarsten Niederschrift des künstlerischen Gedankens offenbart sich die Phantasie des Künstlers reiner und klarer als im vollendeten Bild", hat Max Liebermann einmal gesagt. Davon kann man sich jetzt noch bis zum 17. August in der Hamburger Kunsthalle überzeugen. Im Kuppelsaal des Gebäudes am Hauptbahnhof sind unter dem Titel "Von Runge bis Menzel" 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett zusammengefaßt und repräsentieren
einen hochkarätigen Querschnitt durch die Zeichenkunst des 19. Jahrhunderts. Aus dem Gesamtbestand von mehr als 3.000 Blättern hat man große und kleine Kostbarkeiten ausgewählt, um die Vielfalt der Strömungen in der Zeichenkunst aufzuzeigen. Die Ausstellung wird auch aus Anlaß der Kulturolympiade 2003 vom 8. September bis 3. November in der Nationalgalerie Athen zu sehen sein und deutsche Kunst und Kultur in Griechenland darstellen. Von den Romantikern über die religiös geprägten Nazarener bis hin zu den Realisten und Impressionisten sind Künstler vertreten. Namen wie Feuerbach, Klinger, Leibl, Overbeck, Schwind, Spitzweg und Thoma begegnet man, und natürlich den ganz Großen, den Pommern Runge und Friedrich, dem Breslauer Menzel oder dem Berliner Liebermann. Landschaften und Porträts, religiöse und historische Themen sind von den Künstlern mit der Feder, dem Pinsel, dem Bleistift festgehalten worden. Wer nun aber meint, das sei eine relativ "farblose" Ausstellung, der irrt, schließlich zählen zu den Meisterzeichnungen auch Aquarelle und Pastelle. Eines aber ist ihnen allen gemein: sie scheuen das Licht, müssen unter ganz besonderen Bedingungen präsentiert werden. Vor nicht allzu langer Zeit mußte das Selbstbildnis, das Caspar David Friedrich um 1803 schuf, aus einer Ausstellung entfernt werden, weil es von Tintenfraß bedroht war. Jetzt ist dieses berühmte Blatt erstmals wieder in der Öffentlichkeit für eine begrenzte Zeit zu sehen.

Ein halbes Hundert Künstler sind für Wert befunden worden, in diese Ausstellung aufgenommen zu werden. Vielfach findet man gerade unter den Landschafts- oder Architekturblättern Motive aus Italien, dem Land der Sehnsucht der Deutschen. Bei genauem Hinsehen jedoch ist auch Preußisches zu entdecken, so das Porträt des Freiherrn vom und zum Stein, das Julius Schnorr von Carolsfeld 1821 vom preußischen Reformer schuf, oder ein Aquarell von Carl Blechen, einen Pavillon auf der Terrasse von Sanssouci darstellend, einen Hinterhof in Potsdam von Menzel oder dessen surreal anmutende Ritterüstungen, ein Gouache aus dem Jahr 1866. Liebermann ist mit einer Vorstudie für seine Netzeflickerinnen, aber auch mit Motiven aus Hamburg vertreten. - Eine Schau, die den Reichtum der Hamburger Sammlung, aber auch der deutschen Kunst im 19. Jahrhundert deutlich macht. Peter van Lohuizen

Caspar David Friedrich: Selbstbildnis (Federzeichnung, um 1803; im Besitz der Kunsthalle Hamburg)

Max Liebermann: Das Zimmer des Künstlers bei Jacob in Nienstedten (Pastell, 1903; im Besitz der Kunsthalle Hamburg)
 
     
     
 
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