A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

13. August 1923

 
     
 
Der Name Stresemann wird immer mit seiner erfolgreiche Tätigkeit als Außenminister verbunden. Zu Unrecht vergessen ist dabei seine – wen auch nur kurze – ebenso erfolgreiche Amtsperiode als Kanzler der Weimarer Republik Nach dem Rücktritt des ehemaligen Hapag-Direktors Wilhelm Cuno wird am 13. August 192 der national
liberal gesinnte Abgeordnete der Deutschen Volkspartei (DVP) Gustav Streseman neuer Reichskanzler. Er führt eine große Regierungskoalition aus Sozialdemokraten, de katholisch geprägten Zentrum, den Demokraten und der DVP an, die Deutschland in eine Stunde der Not helfen will.

Stresemann übernimmt das Amt in einer absoluten Krisenzeit, denn die junge Weimare Republik wird von äußeren und inneren Feinden bedroht. Frankreich, das zur Eintreibun von Reparationsschulden seit dem 9. Januar 1923 das Ruhrgebiet besetzt hält und dies Gewaltmaßnahme zynisch als "Politik der produktiven Pfänder" verharmlost stellt die stärkste Bedrohung von außen dar. Hiergegen wehrt sich die deutsch Bevölkerung verzweifelt mit passivem Widerstand.

Da das Reich unmittelbar vor dem Kollaps steht, fällt Stresemann die unpopulär – jedoch absolut notwendige – Entscheidung, den passiven Widerstand abzubrechen Gleichzeitig bittet er auch die Vereinigten Staaten um Vermittlung und Hilfe. Die Brutalität und Skrupellosigkeit der französischen Besatzungspolitik führt internationa zu einem Stimmungsumschwung. Dem ausgebluteten und gepeinigten Deutschland fließen jetz wieder Sympathien zu. Frankreich gibt dennoch nicht nach und hält das Rhein-Ruhr-Gebie weiterhin besetzt. Es kontrolliert darüber hinaus die Kohlelieferungen in das übrig Reichsgebiet und unterstützt auch separatistische Bestrebungen zur Abspaltung de Rheinlandes von Deutschland. Politisch und moralisch scheitert Frankreich jedoch au breiter Front. Das Rheinland bleibt bei Deutschland, und durch Vermittlung der USA wir das Reparationsproblem durch die Annahme des Dawes-Planes von 1924 entschärft, wodurc sich auch der französische Einfluß auf Deutschland deutlich verringert.

Stresemann, der inzwischen als Außenminister auf internationaler Ebene die Geschick der Republik lenkt, nutzt die Gunst der Stunde. Er erweist sich, auf Verständigung un Versöhnung mit dem "Erbfeind" bedacht, als großer deutscher Staatsmann Stresemann ist sich bewußt, daß die Rückkehr Deutschlands als gleichberechtigte Partner in den Kreis der europäischen Mächte nur über eine Wiederherstellung normale Beziehungen zu Frankreich möglich ist. Das seine Handschrift tragend Locarno-Vertragswerk vom 16. Oktober 1925 berücksichtigt die französische Interessen un führt zu einer Verständigung zwischen beiden Ländern. Stresemann und sei französischer Verhandlungspartner, Premierminister Aristide Briand, erhalten am 10 Dezember 1926 für diesen Versöhnungspakt zu Recht den Friedensnobelpreis.

Nicht nur im Westen entspannt sich die politische Lage, sondern auch im Osten, den 1926 schließt Deutschland mit der weltweit geächteten Sowjetunion ein Freundschafts- un Handelsbündnis, den sogenannten Berliner Vertrag. Auch der seit dem Ersten Weltkrieg au Deutschland gerichtete Bannstrahl der internationalen Völkergemeinschaft wird jetz aufgehoben, Deutschland wir am 8. September 1926 feierlich unter dem tosenden Beifall de versammelten Repräsentanten der Nationen in den Völkerbund aufgenommen.

Innenpolitisch gelingt Stresemann während seiner nur 100tägigen Kanzlerschaft, die vom 13. August bis zum 23. November 1923 dauerte, gleichwohl Außerordentliches. Die Konsolidierung der Weimarer Republik ist nicht zuletzt sein Verdienst. Bei seine Regierungsantritt im Sommer 1923 taumelt die junge Republik von Krise zu Krise und steh am Rande des Abgrunds. So hat die Inflation ungeahnte und geradezu schwindelerregend Höhen erreicht. Eine Wende und eine entscheidende Konsolidierung der Finanzen geling Stresemann und seinem Finanzminister Heinrich Luther erst mit der Währungsreform vom 16 November 1923 und der hierauf folgenden Einführung der Rentenmark.

Die Stabilisierung der Republik ist jedoch auch von Kräften an den äußeren Ränder des politischen Spektrums bedroht. Ihre Feinde, die Rattenfänger der extremistische Links- und Rechtsparteien lassen nichts unversucht, die chaotischen Zustände in Deutschland für sich zu nutzen. Ein von Adolf Hitler und dem hochgeschätzte Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff angezettelter Putsch bricht am 9. November 1923 an de Münchener Feldherrenhalle unter den Schüssen der alarmierten Polizeikräfte kläglich in sich zusammen. Anlaß zur Sorge bieten auch die von einer Koalition aus Sozialdemokrate und Kommunisten regierten Länder Sachsen und Thüringen. Die Kommunisten der KPD wolle diese parlamentarische Zusammenarbeit als taktischen Hebel für die Errichtung eine Rätediktatur nutzen.

Die Reichsregierung vereitelt die von der Internationale geförderten Aufstandsplän jedoch durch eine militärische Intervention. Gegen die separatistischen Bestrebunge Bayerns schreitet sie dagegen nicht ein. Diese unterschiedliche Vorgehensweise wir Stresemann von den Sozialdemokraten zum Vorwurf gemacht. Die SPD nimmt dies zum Anlaß die Koalition zu verlassen. Am 23. November 1923 scheitert Stresemann an der im Reichsta gestellten Vertrauensfrage und tritt als Kanzler zurück. Fortan wirkt er bis zu seine Tode am 3. Oktober 1929 erfolgreich als Außenminister.

 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Goethe oder Gottschalk?

Gedanken zur Zeit: Wie der Bürger zum Narren gehalten wird …

Sozialistische Mottenkiste

 
 
Erhalten:
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv