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Auf Porzellan

 
     
 
Vor kurzem konnte die Design-Abteilung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg zwei 1970 entstandene Teller aus Porzellan erwerben, für deren Bildmotive zwei Gemälde Rembrandts (1606-1669) als Vorbild dienten: die sogenannte "Nachtwache" (Amsterdam, Rijksmuseum) und der "Mann mit dem Goldhelm (Staatliche Museen Berlin, Gemäldegalerie). Zumindest glaubte man Anfang der 70er Jahre noch, daß es sich in beiden Fällen um eigenhändig
e Werke des Holländers handelte. Unbestritten ist, daß Rembrandt 1642 die "Nachtwache" malte, die einen der Teller ziert. Der "Mann mit dem Goldhelm" auf dem zweiten Teller kann heute jedoch nicht mehr als eigenhändiges Werk des Meisters gelten. Als dieses Gemälde Mitte der 80er Jahre technisch untersucht und restauriert wurde, stellte sich heraus, daß es von einem anonymen Werkstattmitarbeiter Rembrandts stammt.

Die "Nachtwache" und der "Mann mit dem Goldhelm" gelten noch heute als Inbegriff der Kunst des berühmten Meisters. Sie gehören zu den am häufigsten reproduzierten Gemälden, die mit dem Namen Rembrandt verbunden werden. Daß die beiden berühmten, mit Rembrandt verbundenen Gemälde seit dem 19. Jahrhundert auch Eingang in das Kunsthandwerk fanden, belegen einmal mehr die beiden neu erworbenen Teller. Sie stammen aus der Porzellanfabrik Seltmann in Weiden (Oberpfalz). Dieses Unternehmen ist als eines der wenigen seiner Art bis heute in Familienbesitz. Es geht zurück auf Christian Friedrich Seltmann (1824-1901), einen aus Breitenbrunn (Sachsen) stammenden Kunstwiesenbauer, der 1854 / 55 in das dem Porzellanstandort Arzberg (Oberfranken) unweit entfernte Schottenhof kam und dort einen kleinen Porzellanmalereibetrieb aufbaute. Einer seiner sechs Söhne, Christian Wilhelm (1870-

1921), schied aus dem lange Zeit als größeres Familienunternehmen geführten Betrieb aus und gründete 1910 in Weiden (Oberpfalz) einen eigenen Porzellanbetrieb. Die Betriebsanlagen wurden im Laufe der Jahre sukzessive erweitert. 1920 gründete Seltmann in Nürnberg eine lithographische Kunstanstalt, 1921 in Berlin-Köpenick die Glasfabrik Marienhütte GmbH. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das florierende Unternehmen zwar immer wieder auf Belastungsproben gestellt. Es erholte sich jedoch stets und expandierte allmählich zu einem der bedeutendsten Porzellanbetriebe in der Oberpfalz.

Garant hierfür ist die Qualität der Erzeugnisse, die hervorragende Porzellanmasse und ihre Veredelung. Diese zeigt sich auch an den beiden Neuerwerbungen, die in die Sparte der Seltmannschen Kunstporzellane gehören. Die mit einem breiten Goldrand eingefaßten Szenen erstrecken sich über die gesamte Tellerfläche (Durchmesser 26,8 Zentimeter). Auch wenn die kunsthistorische Forschung den "Mann mit dem Goldhelm" aus Rembrandts eigenhändigem Œuvre gestrichen hat, zählt das Gemälde ebenso wie die "Nachtwache" nicht nur für die Porzellanindustrie zu den wichtigsten Bildmotiven im Bereich der "Reproduktionen alter Meister". D. Hirschfelder / S. Glaser

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