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Das Bitterste was ich je sah

 
     
 
"Das war das Bitterste, was ich je gesehen habe: ein Land, weithin zerstört un vor allem – ohne Menschen". Es war der 6. August 1999, Brigadegeneral Helmu Harff überflog zum ersten Mal das geschundene Kosovo.

Der erfahrene Militär hatte schon einiges gesehen, in Somalia war er dabeigewesen un auch an der SFOR-Operation im herzegowinischen Mostar wirkte Harff mit. Doch diese Anblick übertraf offenbar alles Gesehene, wie der Brigadegeneral vor dem Auditorium de "Staats- und Wirtschafts
politischen Gesellschaft" (SWG) in Hamburg vergangen Woche bekannte.

Als Kommandeur des deutschen Heereskontingents hatte sich Helmut Harff schnell eine respektablen Ruf erworben. Sein beherztes Durchgreifen verschaffte ihm Respekt unter de Einheimischen. Seine Erfahrungen stehen für einen schmerzlichen Lernprozeß, den die Bundeswehr seit der Somalia-Expedition durchgemacht hat: Die mitteleuropäische Vorstellungen von Umgangsformen gelten nicht überall, so Harffs Fazit. Manches, wa hierzulande als Ausweis für Humanität gehandelt wird, betrachten andere Kulturkreis offenbar schlicht als Schwäche, die es weitestmöglich auszunutzen gelte.

Harff warnte davor, naiv in Gute und Böse zu unterteilen. Sicher, die Serben hatte mit ihrer "Serbisierungspolitik" 1992 begonnen. Doch nach dem Einmarsch de KFOR-Truppen seien 130 000 Serben sowie Sinti und Roma (Zigeuner) wiederum vo Albanern verjagt worden.

Das Verhalten der Nato-Staaten sieht Harff durchaus kritisch, auch wenn er die Intervention im Grundsatz als unabdingbar betrachtet. Es sei indes ein Fehler gewesen, de Einsatz von Bodentruppen von Beginn an öffentlich auszuschließen. Denn so hätten sic die serbischen Gewalttäter in relativer Sicherheit wiegen können. Die Folge 800 000 vertriebene Albaner.

Harff sieht zwar keinen Partisanenkrieg heraufdämmern, warnt allerdings vo Blauäugigkeit. Die Entwaffnung der UCK etwa sei mehr Schein als Sein: "Eine Waff gibt man ab, eine behält man, und eine hält der Chef in Reserve", so die albanisch Praxis. Auch die ausländische Hilfe lande oftmals nicht dort, wohin sie solle. Manch Albaner hätten gar ihre eigenen Häuser angezündet, um mehr Hilfsgelder zu ergattern.

Die deutschen Soldaten hätten sich ausgezeichnet bewährt – so wie auch die deutschen Militärtugenden wie Einsatzbereitschaft, Disziplin und Kreativität. Jedoch, s sehr die Leistungen der Soldaten überzeugt hätten, gäben die "Leistungen de Politik, gerade in der Vorbereitung, Anlaß zu einigen Fragen".

Weder das genaue Ziel noch Alternativen für den Fall, daß die eingeschlagen Strategie keinen Erfolg zeige, seien genügend überdacht worden.

Der Bund der Vertriebenen (BdV) plant übrigens, auch das Schicksal der in diese Jahrzehnt vertriebenen Balkanvölker im Rahmen des geplanten "Zentrums gege Vertreibung" in Berlin einzubeziehen – nicht zuletzt ihr Leidensweg öffnet vielen brutal die Augen, die das Thema "Vertreibung" jahrzehntelang mit Mach verdrängen wollten. H. T
 
     
     
 
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