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Der Arbeitskreis für deutsche Dichtung besteht 45 Jahre

 
     
 
Der Arbeitskreis für deutsche Dichtung, gegründet 1957 aus dem Geiste der Jugendbewegung und seit 25 Jahren unter dem Vorsitz von Hans-Joachim Sander, versteht sich als eine Vereinigung gleichgesinnter Freunde einer eigenständigen deutschen Literatur. Seit seiner Gründung wurde in jedem Jahr drei- bis fünfmal an Wochenenden zu Lesungen deutscher Dichter und Schriftsteller eingeladen. Zur Zeit finden die Tagungen
dreimal im Jahr statt, und zwar im Frühling, im September und zum 1. Advent. Als Tagungsorte wurden auf Grund der hervorragenden Betreuung, Bewirtung und Unterbringung das Haus der deutschen Jugend des Ostens in Duderstadt und das Haus des Jugendrotkreuzes in Einbeck ausgewählt. So ist gewährt, daß die Tagungen in geeigneter Umgebung und in festlichem Rahmen abgehalten werden können.

Die Tagungen beginnen jeweils am Freitag, 17 Uhr, und enden am Montag, 12 Uhr. Auch Tagungsgäste sind herzlich willkommen. Der Besuch einzelner Vorträge ist ebenfalls möglich. Inhalt der Tagung ist ein festgelegtes Programm, in dem Dichter, Schriftsteller und Vortragende mit Referaten über Dichter und Dichterinnen, über bedeutsame literarische und kulturelle Fragen zu Wort kommen. Die Begegnung mit Autoren und Autorinnen der Gegenwart bestimmt überwiegend die Tagungen. Durch die Vorträge wird ein Band zu der gesamten Literaturgeschichte geknüpft, werden literaturwissenschaftlich bedeutsame Strömungen in den Mittelpunkt gerückt. Die Vorträge, gehalten von Fachleuten, führen zu Aussprachen über die behandelten Themen. In den vergangenen Jahren wurden zu jeder Tagung deutsche Dichter und Schriftsteller aus dem Kreis der deutschen Aussiedler aus der ehemaligen Sowjet-union zu Lesungen und Vorträgen eingeladen, um ihnen so für ihr bedeutsames Werk ein Forum anzubieten.

Lesungen und Vorträge bilden die Schwerpunkte jeder Tagung. Sie werden oftmals erweitert durch eine eingeplante Fahrt zu Stätten der Dichtung oder dem Wirkungsraum von Dichtern und Schriftstellern. Außerdem wird das gesamte Programm durch die Herausgabe von Schriften erweitert und vertieft. Es erscheinen in jedem Geschäftsjahr als Schriften die "Freundesgabe", die einem Dichter/ Schriftsteller als Ehrung und als Anerkennung seines Werkes gewidmet ist, die "Botschaft der Freunde", in der ein Dichter/ Schriftsteller den Mitgliedern und Freunden vorgestellt wird, die "Rückschauen auf die Tagungen", in denen sich in sachlich-kritischer Wiedergabe der Tagungsablauf widerspiegelt. Dieses Schrifttum wird ergänzt durch den Druck und die Veröffentlichung von in Tagungen von Mitgliedern gehaltenen Vorträgen.

Zu den seit 1957 angebotenen Programmen muß betont werden, daß in den Lesungen und Vorträgen alle Epochen der deutschen Dichtung, einschließlich der Gegenwart, in einer Auswahl berücksichtigt wurden und werden. Der Grundansatz und die Zielsetzung wurden von dem ehemaligen Ehrenvorsitzenden, dem mit dem Bundesverdienstkreuz für sein schriftstellerisches und dichterisches Schaffen sowie für seinen lauteren Charakter geehrten Moritz Jahn zusammengefaßt: "Der Name ‚Arbeitskreis für deutsche Dichtung meint nicht von vornherein das gesamte deutschsprachige dichterische Schrifttum. Was uns zusammengeführt hat, war die Besorgnis über die Entwicklung der gegenwärtigen deutschen Literatur, war die Beobachtung, daß in ihr gerade jene Werte verneint oder unterdrückt wurden, die wir als wesenhaft deutsch empfinden. Wir wehren uns gegen die Abwertung der Tradition, gegen das Totschweigen oder Verächtlichmachen großer Namen der Vergangenheit und ihrer Nachfolger in der Gegenwart. Wir setzen uns für jene deutschen Dichter ein, die nach unserer Überzeugung zu Unrecht auf dem literarischen Markt vernachlässigt werden, für die Außenseiter, die Nicht-Konformisten, die Stillen oder, besser gesagt, die Ungehörten. Ihnen fühlen wir uns verbunden, weil wir dem kommerziellen Betrieb der Gegenwartsliteratur abgeneigt sind. Wir wollen unser Urteil unabhängig halten von den Moden der Zeit. Wir erwarten von einem Kunstwerk, daß es uns menschlich und künstlerisch anspricht. Dort aber, wo es diese Kraft hat, ist uns keine Mühe zu groß, seinen innersten Gesetzen nachzuspüren. Daher sind wir auch dem Neuen aufgeschlossen und wollen ihm in unserer Arbeit Raum geben, sofern es solchen Maßstäben gerecht wird."

Dieser Zielsetzung blieb der Arbeitskreis für deutsche Dichtung treu und hält sie auch für die Zukunft als bedeutsamste Voraussetzung für seine Arbeit. Der Interessierte findet den Zugang zu des Dichters Wort und wird gerufen in das wunderbare Erleben der Gemeinschaft, die ge- tragen wird von der freundschaftlichen Begegnung, den Gesprächen untereinander und den jeden Tag einer Tagung eröff- nenden Singkreis. Neben der geistigen Auseinandersetzung mit Dichtung und Kultur steht das Erlebnis in einer guten Gemeinschaft und die Pflege von Freundschaften und Gemeinsinn.

Die nächste Tagung findet vom 6. bis 9. September in Duderstadt statt. Als Dichter werden Ilona Walger, Brigitta Weiß, Hans Bergel und Georg Scherg aus ihren Werken lesen, Walter Marinovic hält einen Vortrag unter dem Titel "Wenn das der Nestroy gewußt hätt - Satirische Glossen über Politik und Kultur", und Walter Schauss wird in freiem Vortrag (auswendig) die Teilnehmer rufen an den "ewigen Bronnen" der deutschen Dichtung. Ergänzt wird die Tagung durch eine Ausstellung "Siebenbürgisch-sächsische Trachtenpuppen", gearbeitet von Edith Rotbächer. Eine Einführung zu Volks- und Brauchtum der Siebenbürger gibt Gerda Bretz-Schwarzenbacher. Die gesamte Tagung steht unter dem Worte Johann Nepomuk Nestroys: "Verdoppeln läßt sich das Glück nur, wenn man es teilt."

Interessierte erfahren nähere Einzelheiten unter der Anschrift: Arbeitskreis für deutsche Dichtung, Reiner Niehus, Pösten- weg 93a, 32657 Lemgo, oder bei Gudrun Schiemann, Hois- dorfer Landstraße 45, 22927 Großhansdorf, Telefon 0 41 02/ 6 19 10. H.-J. S. / E. P
 
     
     
 
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